Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman
Arm an.
»Lüsterne alte Knacker«, sagte Frankie hörbar neidisch. »Ich hatte seit fast fünf Jahren keinen Sex mehr.«
»Fünf Jahre? Du?« Roz wollte schon fragen, wie Frankie, die früher alles abgeschleppt hatte, was männlich war, so lange enthaltsam sein konnte; aber ihr fiel rechtzeitig ein, dass Sex in den letzten Jahren wohl keine Priorität in Frankies Leben gehabt hatte.
»Tja, ich kann dir zwar keinen Mann versprechen, aber ich kann dir wenigstens helfen, eine Handtasche zu ergattern. Kommt mit, im Rodeo Drive ist Ausverkauf. Ven, Olive? Wie sieht’s aus?«
»Das klingt sehr gut, Roz«, antwortete Ven. Noch lieber hätte sie einen Kuss vom Captain, aber es gab schlechtere Trostpflaster als eine neue Geburtstagshandtasche.
In dieser Nacht lag Ven breit grinsend in ihrem Bett. Sie dachte an Nigels Trüffel, Nigels Beine in der abgeschnittenen Jeans, Nigels sanfte, melodische Stimme, Nigels Blick, als er den Tisch verließ. Was für einen wunderbaren Tag sie gehabt hatte. Er wäre ideal gewesen, ihrenFreundinnen die Neuigkeit mitzuteilen, so glücklich wie sie alle waren. Doch etwas hatte sie davon abgehalten, also war es wohl doch nicht der richtige Zeitpunkt. Aber bald. Ven kicherte schläfrig.
Tag 10
Korcula
Dresscode: Sportiv
49. Kapitel
Sie ankerten vor Korcula, was bedeutete, dass die Tenderboote des Schiffes sie auf die Insel bringen würden. Ven öffnete die Vorhänge in ihrer Kabine und sah einem weiteren sonnigen Tag entgegen. Die Aussicht wurde von einem riesigen Berg dominiert, der von Häusern aus cremefarbenem Stein und mit fröhlich orangenen Dächern gepunktet war. Die ersten Tenderboote schipperten schon Passagiere an Land, die besonders früh aufgestanden waren.
Vens Kabinentelefon läutete, als sie gerade ihren Lippenstift mit einem Papiertuch abtupfte.
»Ich bin’s«, meldete sich Roz. »Wir sind oben in der Buttery. Komm und frühstücke mit uns. Wir haben dir ein Mandelcroissant übrig gelassen.«
»Hol mir bitte ein zweites, ich verhungere gerade«, sagte Ven, nahm sich ihre Handtasche und die Sonnenbrille und eilte aus der Kabine. Auf dem Gang begegnete sie Jesus, dem sie munter einen guten Morgen wünschte.
Die vier Freundinnen waren bereits auf dem Weg aus der Buttery, um sich ihre Tickets für die Boote zu holen, bis Eric und Irene erschienen.
»Wir haben ausnahmsweise richtig lange geschlafen«, sagte Eric. »Du lieber Himmel, ich erinnere mich gar nicht, wann wir zuletzt so lange geschlafen haben!«
Irene sah ein bisschen beschämt aus, als wäre sie bei etwas Ungezogenem ertappt worden.
»Glaubt ihr, dass sie …?«, begann Olive, während sich die Lifttüren vor dem älteren Paare schlossen.
»Klar haben sie!«, sagte Frankie. »Und ich finde es erfreulich, dass wenigstens irgendwer hier auf seine Kosten kommt.«
Die Fahrt mit den Tenderbooten war lustig. Die Boote tippten seitlich an den Schiffsrumpf wie Babys, die gestillt werden wollten, und sobald sie mit Passagieren beladen waren, rauschten sie wippend hinunter aufs Wasser, so dass einige Leute kreischten. Es war nicht direkt eine Achterbahnfahrt, aber doch ungefähr so aufregend wie eine. Alle waren »eingeweiht«, wo sie im Notfall die Schwimmwesten fanden, allerdings würde Ven lieber über Bord fallen und von einem Delfin gerettet werden. Es war vielleicht ihre einzige Chance, endlich einen zu sehen. Nach einer (ihrer Meinung nach viel zu kurzen) fünfminütigen Überfahrt half ihnen die freundliche Crew vom schaukelnden Boot auf die Insel. Hinter ihnen segelte eine Privatjacht vorbei, die an einen schwarzen Schwan erinnerte und bestens zu einem James-Bond-Bösewicht gepasst hätte. Ihr Seufzerfaktor lag bei mindestens acht von zehn Punkten. Vor ihnen befand sich ein riesiger runder Turm, der zur antiken Schutzmauer der Stadt gehörte. Ven hielt es sofort für ausgeschlossen, dass sich irgendjemand nicht auf den ersten Blick in Korcula verliebte.
»Oh, ist das schön!«, sprach Olive aus, was Ven dachte. »So was Hübsches.« Café-Tische standen zu beiden Seiten der engen Straße, die ins Stadtzentrum hinaufführte. An ihnen saßen Leute im Schatten großer Sonnenschirme vor großen Tellern mit Meeresfrüchten oder Pizza und genossen den Meerblick. Heute war das Wasser eine glitzernde, blau-silbrige Decke. In der Ferne lag ihr gigantisches Schiff, und zwischen Strand undSchiff flitzten die orangenen Tenderboote wie verspielte Goldfische hin und her. Weiße Katzen dösten in Gärten, alte,
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