Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman
»Hier sieht es aus, als könnte jeden Moment ein Geiger aufkreuzen.« Sie hätte sich am liebsten geohrfeigt, weil das so dämlich klang, doch Vaughan lächelte.
»Rustikal, nicht?« Er sah hinauf zu den Fenstern mit den weiß gestrichenen Läden. Der Kellner brachte ihr Bier, dann zeigte Vaughan auf die schwarze Jacht auf dem Wasser. »Sieht das Boot da nicht aus wie Darth Vaders Kopf?«
Frankie stimmte ihm lachend zu, trank einen Schluck von ihrem herrlich kalten Bier und fragte sich, ob dieser Tag noch besser werden könnte. Das war zu bezweifeln.
»Amüsiert ihr euch gut?«, fragte Vaughan und ächzte zufrieden, als das Bier seine Kehle kühlte.
»Oh ja, und wie! Und ihr? Wo ist deine Familie heute?«
»Die machen eine Segeltour. Ich wollte lieber ein bisschen Land unter den Füßen fühlen und Zeit für mich haben.«
Frankie schluckte. »Und dann komme ich und dränge mich dir auf. Entschuldige.«
Vaughan hob eine Hand. »Nein, dich meinte ich doch nicht. Das hier ist schön. Mir war sowieso nach Dasitzen und die Welt vorüberziehen sehen, statt mitten im Gedränge zu sein. Und zu zweit macht es mehr Spaß.« Er sah sie mit seinen blauen Augen an. Frankie erinnerte sich nicht, wann sie zuletzt so angesehen worden war. Sie mochte männertechnisch aus der Übung sein, aber sie erkannte durchaus, dass ihm gefiel, was er sah, und ihr Körper benahm sich wie eine Maschine,die nach langer Zeit entrostet und wieder angeworfen wurde.
Beim Bier erfuhr sie, dass Vaughan in einem kleinen Dorf namens Bucklow in Dorset lebte. Die Vorstellung von einem Ex-Hell’s Angel, der in ein Miss-Marple-Cottage verpflanzt worden war, brachte sie zum Lachen. Motorräder waren seine große Leidenschaft, und er verdiente seinen Lebensunterhalt damit, Maschinen zu reparieren. Wie er erzählte, hatte er jung geheiratet, seine Tochter Kim bekommen und war schon vor seinem zwanzigsten Geburtstag wieder geschieden. Aber es war eine gütliche Trennung gewesen, und er teilte sich das Sorgerecht für Kim mit seiner Ex-Frau. Sie hatte wieder geheiratet und noch zwei Söhne bekommen, von denen einer in Vaughans Werkstatt arbeitete. Wie zivilisiert für einen so wild anmutenden Mann.
Die Pizza kam. Sie schmeckte nicht besonders überragend, aber das war egal. Frankie hätte sie nicht gegen die beste Pizza der Welt eintauschen wollen, wie sie auch nirgends sonst sein wollte als genau hier. Der Salat war frisch und knackig mit Paprika, öligen Oliven und dicken Scheiben kräuterbestreuter Tomaten.
»Und wo sind eure Männer?«, fragte Vaughan, während er etwas Brot in seine Salatsauce stippte. Frankie überlegte, was sie antworten sollte, damit es nicht zu verzweifelt klang. Trotzdem musste klar werden, dass sie gerade Single war. Falls er denn überhaupt Interesse hatte.
»Tja, Roz hat einen Partner, und Olive ist verheiratet, aber Ven und ich sind noch zu haben.«
»Und zufrieden damit?«, fragte Vaughan, dessen blaue Augen mit dem Meer um die Wette blitzten.
»Ich wünsche Ven einen netten Mann. Sie ist so ein wunderbarer Mensch und hatte in letzter Zeit nicht viel Glück. Ihr Ex-Mann hat sie mies behandelt. Sie verdient jemanden, der gut zu ihr ist.«
»Und du?« Vaughan nahm einen großen Schluck Bier, und Frankie beobachtete, wie sein Adamsapfel auf- und abtanzte. Er war wirklich schön blöd gewesen, dieses Gesicht hinter einem albernen Bart zu verstecken.
»Na ja, wenn der Richtige kommt, könnte ich mich vielleicht überreden lassen«, antwortete Frankie mit ernster Miene und einem Funkeln in den Augen.
»Wohnst du in Barnsley?«
»Nein, nur die anderen drei. Ich bin vor einer ganzen Weile nach Derbyshire umgezogen.«
»Warum?«
»Ich bin meinen Eltern gefolgt, die näher bei meinem Bruder und seinen Kindern sein wollten.« Und ich brauchte meine Familie in der Nähe, als ich Krebs bekam. »Ich habe mir ein hübsches altes Haus in Bakewell gekauft.« Ich dachte, dass ich allein klarkomme, aber dann wurde ich zu krank, musste es verkaufen und wieder zu meinen Eltern ziehen. »Dann habe ich es wieder verkauft und mir ein winzig kleines Cottage zugelegt.« Als es mir besser ging, und ich wieder in die Normalität zurückfinden wollte.
»Hast du keine Kinder?« Er war herrlich neugierig, dachte Frankie. Interessiert. Das war ein gutes Zeichen.
»Gott, nein«, sagte sie. »Ich hatte nie Partner, bei denen ich das Gefühl hatte, mit ihnen mal die Rente teilen zu wollen. Und solange ich mir nichts Langfristiges vorstellen
Weitere Kostenlose Bücher