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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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fragte Ven, die beim Anblick der eifrig bemühten Crew ein schlechtes Gewissen bekam. Ven zitterte am ganzen Leib. Solche Auseinandersetzungen waren nichts für sie.
    »Nein, dich trifft gar keine Schuld«, sagte Olive und nahm sie in die Arme. »Schuld ist dieser beknackte Schauspielerfatzke. Ich hoffe, Nigel lässt dem das nicht durchgehen, nur weil er in ein paar Filmen und einer Serie aufgetreten ist.«
    Buzz brachte ihnen ihre vier Champagner-Cocktails, und die kamen gerade richtig.
    »Möchten Sie die noch?«, fragte er und wirkte ebenfalls ein bisschen zittrig. »Ich würde Ihnen gern   …«
    »Oh nein, denken Sie nicht mal dran«, fiel Roz ihm ins Wort. »Sonst muss ich auch noch anfangen, Sie in die Brust zu pieksen.« Er wollte seinen Lohn für ihren Champagner hergeben? So weit kam es noch!
    »Ich danke Ihnen«, sagte Buzz. »Aber heute Abend sorge ich dafür, dass Sie extraviele Trüffel zu Ihrem Kaffee bekommen.« Er tippte sich seitlich an die Nase. »Meine Freundin bereitet sie in der Küche zu.«
    »Okay, das dürfen Sie.« Olive nahm ihm ein Champagner-Glas ab und gab es Ven in die unruhige Hand. »Die nehmen wir mit Freuden an.«
    Als Frankie später in ihre Kabine kam, um sich fürs Abendessen umzuziehen, hing dort ihr neues, gekürztes Kleid bereit. Sie duschte, föhnte sich das Haar und strich starkes Gel hinein, um es stachelig zu machen. Anschließend gab sie sich besonders viel Mühe mit ihrem Makeup. Nachdem sie Kleid und Schuhe angezogen und sich eine wunderschöne Goldkette umgehängt hatte, die sie für zwanzig Pfund in der Market Avenue ergattert hatte,betrachtete sie sich im Spiegel. Wenn das diesem blöden Wikinger nicht klarmachte, was er verpasste, war Hopfen und Malz verloren.
    Ven duschte, hüllte sich in den flauschigen weißen Bademantel und setzte sich mit einem Kaffee auf ihren Balkon. Es war ein wunderschöner Nachmittag. Das Meer lag still da, und der Himmel war voller Eiscremefarben, Vanille und Erdbeere. Der Tag war ziemlich aufregend gewesen. Erst die Szene mit Dom Donaldson, dann hatten sie sich beim Nachmittagstee in der Buttery einen Tisch mit einem freundlichen älteren Ehepaar aus Southport geteilt. Er hatte einen Schlaganfall gehabt und konnte in keinem der Häfen an Land gehen, aber seine Frau erklärte, dass es nichts machte, weil der Aufenthalt auf dem Schiff schon Urlaub genug war.
    »Genießen Sie Ihr Leben, solange Sie können«, hatte die Frau gesagt, als sie ihrem Mann nach dem Tee aufhalf. Dann nickte sie zu ihm. »Man weiß nie, was einen als Nächstes erwartet.«
    Lächelnd nahm sie seine Hand, hakte ihn unter und führte ihn aus dem Café.
    »Alles Gute für Sie«, hatte Ven gesagt und geschluckt.
    »Oh, vielen Dank«, erwiderte die alte Dame munter. »Fünfundfünfzig Jahre sind wir schon zusammen. Wir haben mit achtzehn geheiratet. Damals sagten alle, dass es nicht halten würde mit uns.«
    Langsam ging sie mit ihrem Mann hinaus.
    Und Frankie gab Ven ein Taschentuch, bevor sie in Tränen ausbrach. Sie kannte Ven eben gut.
    Nun lehnte Ven sich über die Balkonbrüstung und nahm sich vor, den Rat der alten Frau zu beherzigen.Wenn sie wieder zu Hause war, würde sie ihr Leben auskosten und dafür sorgen, dass die anderen es auch taten.
    Und in diesem Moment sah sie ihn, einen dunklen Delfinrücken, der sich aus dem Wasser bog und wieder eintauchte. Es folgte noch einer, dann zwei weitere. Vier bildschöne Delfine tauchten schwerelos aus dem gläsern wirkenden Wasser, insgesamt viermal, danach nicht mehr. Ven reckte triumphierend die Faust. Endlich hatte Ven sie gesehen, und, Gott, das Warten hatte sich gelohnt! Ob irgendjemand das erleben konnte, ohne zu lächeln? Vier wunderschöne Gestalten im Wasser. Und vier, dachte Ven lächelnd, war schon immer ihre Glückszahl gewesen.
    »Wow!«, sagte Roz, als Frankie aus ihrer Kabine kam. Sie wollten vor dem Abendessen noch einen Drink nehmen. »Du siehst aus wie   … na ja   … Frankie. Ganz und gar Frankie Carnevale.«
    »Ist das ein Kompliment?«, fragte Frankie skeptisch.
    »Und ob! Ein ganz dickes sogar.«
    Olive trat in einem langen roten Kleid mit passender Stola aus ihrer Tür, und Roz war in einem schmalen schwarzen Kleid mit einem Meer von Rüschen am Saum. Ven hatte einen schokobraunen Pailletten-Zweiteiler an, der perfekt zu ihrem glänzenden kastanienbraunen Haar passte. Sie sah wie eine Prinzessin aus. Aber Frankie in ihrem goldenen Kleid und mit ihrer Zum-Teufel-mit-blonden-Wikingern-Stimmung

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