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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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hätte einen Scherz machen können, war aber ebenso erschrocken über seine Worte wie sie. Und jetzt, da sie ausgesprochen waren, konnte sie keiner zurücknehmen und vergessen.
    »Was soll das heißen?« Roz hatte ihn angesehen und nervös gelächelt, dabei wusste sie genau, was es heißen sollte. Zwei Minuten zuvor noch war sie eine glückliche Urlauberin gewesen, die wenigstens so etwas Ähnliches wie Sicherheit empfand. Jetzt hatte sie das Gefühl, ihrwürde Stein für Stein der Boden unter den Füßen weggezogen, bis sie schließlich in ein tiefes Loch stürzte.
    »Nicht hier, Roz«, hatte Robert gesagt und den Kopf gereckt, um sich umzusehen.
    Er sagte nicht: »Sei nicht albern, Roz. Übertreib nicht, Roz.« Er sagte, Nicht hier, Roz. Er hatte ihr etwas zu sagen, aber nicht hier .
    Roz wollte schreien. Ihr ganzer Körper vibrierte vor Anspannung, Angst und Panik. Es war wieder passiert. Robert hatte wieder eine Affäre gehabt, mit der nächsten gewöhnlichen Kuh. Aber, nein, diesmal war es keine billige Affäre, oder? Diesmal suchte er einen Ring für »die andere« aus. Vor den Augen seiner Frau schaute er sich Ringe für seine Geliebte an. Es war das mit Abstand Grausamste, was er ihr je angetan hatte, und dabei hatte er sie im Laufe der Jahre wirklich schon einige Male schrecklich erniedrigt. Roz war zu verzweifelt, als dass sie explodieren konnte. Stattdessen implodierte sie. Dort, mitten auf der Straße, vor dem Juwelierladen, brach sie in Tränen aus. Dicke, salzige, schmerzerfüllte Tränen liefen ihr übers Gesicht. Robert quittierte sie mit einem genervten Stöhnen.
    »Ist es Kay?«, fragte sie. Sie hatte schon länger den Verdacht, dass zwischen ihm und seiner Assistentin etwas lief.
    »Nein, nicht mehr.«
    Wie bitte? Also war da etwas mit Kay gewesen, aber jetzt hatte er eine Neue?
    »Mach jetzt keine Szene.« Er packte ihren Arm und zog sie in eine Seitenstraße. Roz war wie betäubt. Ihre Finger kribbelten, als wäre ihr Kreislauf hoffnungslos durcheinander geraten und würde nicht mehr wissen,wohin das Blut fließen sollte. Ihr Atem ging in kurzen Stößen. Ihr Körper schien vollends die Orientierung zu verlieren.
    »Ich wollte es dir sagen, wenn wir wieder zu Hause sind«, sagte er. »Tut mir leid, dass es so rausgekommen ist. Jetzt heul nicht, Roz, ich bitte dich!« Das war keineswegs ein Ausdruck seiner Sorge um sie, sondern eher eine Warnung, dass sie ihn nicht in der Öffentlichkeit bloßstellen sollte. Roz versuchte, ihre Tränen hinunterzuschlucken, das Weinen zu stoppen, aber sie konnte nicht.
    »Wer   … wer ist sie?«, schluchzte sie.
    »Du kennst sie nicht. Lass uns nachher im Hotel darüber reden.« Und dann folgte der Hammer. »Ich muss noch eine Kamera kaufen, bevor wir fahren.«
    So lächerlich es im Nachhinein scheinen mochte   – Roz war mit ihrem gebrochenen Herzen hinter Robert hergeschlichen, während er die Preise für Spiegelreflexkameras in den diversen Läden verglich.
    »Glatte zehn Pfund weniger als da hinten«, sagte er verärgert, als würde es Roz interessieren. Ihr strömten die Tränen übers Gesicht, so dass sie immer wieder die Sonnenbrille abnehmen musste, um sie wegzuwischen. Sie hörte ein kleines Mädchen fragen, »Mummy, wieso weint die Frau?«, und Roz wollte am liebsten mitten auf der Straße auf die Knie sinken und einfach heulen. Nachdem Robert seine Kamera gekauft hatte, folgte sie ihm zum Wagen, ließ sich von ihm ins Hotel zurückfahren und packte für die Heimreise am nächsten Tag.
    Nach der Ankunft in Barnsley war Robert sofort ausgezogen. Es quälte Roz, dass er ihr nicht sagen wollte, wer die andere Frau war. Noch schlimmer allerdings setzteihr allerdings sein Geständnis zu, dass es ihre Cousine Tina war, die er zu allem Überfluss auch noch geschwängert hatte. Drei Wochen später dann kam Robert zurück, sagte, es wäre vorbei, und zog zwei Tage darauf abermals zu Tina. Roz stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Frankie hatte damals all seinen Kram raus in den Vorgarten geschmissen und Robert angerufen, er solle die Sachen abholen und sich nie wieder blicken lassen. Dann ließ sie für Roz die Schlösser austauschen und machte einen Termin beim Scheidungsanwalt. Roz hatte ganz vergessen, wie viel Stärke Frankie für sie bewiesen hatte, als Roz selbst nicht stark sein konnte.
    Es hatte Manus Jahre und reichlich Geduld gekostet, bis sie ihm vertraute. Sie wünschte, er wäre jetzt hier, um die schrecklichen Erinnerungen zu verjagen. Er war

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