Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman
dass du, Olive, mit dem Putzen aufhören kannst und …« Sie sprach nicht aus, dass sie sich wünschte, Olive würde David verlassen und endlich zu leben anfangen. Das Geld gab ihr nicht das Recht, Gott zu spielen. »Aber löst den Scheck bitte erst ein, wenn ihr sicher seid, dass keiner euch die Hälfte gleich wieder wegnehmen kann, so wie Ian es mit mir gemacht hat.« Sie sah niemand Bestimmten an, dennoch wusste Olive, dass die Warnung ihr galt.
»Ich fasse es nicht«, sagte Frankie. »Ich kann es einfach nicht glauben.«
»Dann stell dir mal vor, wie ich mich gefühlt habe! Ich durfte es keinem sagen, weil ich unbedingt diesen Urlaub wollte. Und es sollte keiner erfahren, ehe ihr drei es nicht wusstet.«
»Ven, das ist eine gigantische Summe. So viel Geld verschenkt man doch nicht«, sagte Frankie.
»Denkst du, ich würde es mehr genießen, wenn ich alles für mich behalte?«, fragte Ven. »Alle für eine und eine für alle. Die Fabelhaften Vier sind wiedervereint. Nein, manche Dinge sind mehr Wert als Geld.«
»Beides zu haben ist aber auch nicht zu verachten«, entgegnete Frankie augenzwinkernd. Sie fassten sich bei den Händen, als wollten sie eine Séance abhalten. Manchmal konnte Freude so unsagbar groß werden, dass man sie langsam und vorsichtig rauslassen musste.
Am Nachmittag hatte Roz ihre letzte Bauchtanzstunde. Sie würde sich auf jeden Fall einen Kurs in Barnsley suchen, damit sie weiterlernen konnte. Ob sie es wagte, einmal für Manus zu tanzen? Er sah sie schon sehnsüchtig an, wenn sie ihren alten Bademantel trug; womöglich bekam er Herzrhythmusstörungen, wenn er sie in klingelnde Schals gehüllt die Hüften wiegen sah.
Während sie übte, ihre Hüften von einer Seite zur anderen zu bewegen und den Oberkörper vollkommen still zu halten, versuchte sie, sich an das letzte Mal zu erinnern, als sie mit Manus geschlafen hatte. Es war traurig. Sie hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als sich vollständig fallen zu lassen. Und sie hatte gespürt, dass er von ihr die gleiche intensive Liebe brauchte, die er ihr gab. Sie fand ihn erregend, liebte es, seine Haut an ihrer zu fühlen. Doch ihr dämlicher, blöder Stolz stand ihr im Weg. Wenn sie wieder zu Hause war, würde sie ihn besinnungslos lieben und jede Abweisung wettmachen, die sie ihm zugemutet hatte.
71. Kapitel
»Wie sehe ich aus?«, fragte Frankie, von Kopf bis Fuß in weißen glitzernden Pailletten.
»Wie eine aufgedonnerte Schneefrau«, antwortete Roz lachend. Sie trug schwarze Seide. Auch die anderen waren in Schwarz: Olive in einem langen, engen Pannesamtkleid, Ven in einem trägerlosen Taftkleid mit passender Federboa.
Es war Schwarz-Weiß-Abend, und bis auf wenigeAusnahmen hielten sich die Leute alle brav an das Motto.
»Champagner, ihr Süßen?«, fragte Ven, als sie in die Vista Lounge schwebten.
»Nein, lasst uns Eiswein trinken«, sagte Frankie und quittierte Vens strenge Miene mit der Bemerkung: »Nicht weil er billiger ist, sondern weil ich ihn gerne mag, fast noch lieber als Champagner.«
Sie winkte Vaughan zu, der an seinem weißen Kragen zurrte, als ließe der zu wenig Platz für seinen Hals. Er winkte verhalten zurück und kam herüber.
»Wir treffen dich am Fenster.« Ven schmunzelte und ging mit den anderen beiden vor zum Tisch, damit das Paar für sich war.
»Du siehst klasse aus«, sagte Vaughan.
»Du auch«, antwortete Frankie, die sich Mühe geben musste, nicht wie ein Teenager zu seufzen.
»Hast du meine Nachricht auf deinem AB gehört?«
»Nachricht?«, fragte Frankie verwundert.
»Ich habe in deiner Kabine angerufen und eine Nachricht hinterlassen. Hat das kleine Licht an deinem Telefon nicht geblinkt?«
»Danach habe ich gar nicht geguckt. Oh Gott, entschuldige.«
Vaughan sah sehr erleichtert aus. »Puh, ich dachte schon, du meidest mich.«
»Warum sollte ich?« Frankie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
»Frankie, ich weiß, dass es schwierig ist, auf See …«
»Na ja, es war eigentlich in Gibraltar«, fiel sie ihm mit einem Augenzwinkern ins Wort.
»Jetzt lass mich ausreden, du freches Ding. Ich weiß,dass es schwierig ist, sich an Bord zu sehen, weil du mit deinen Freundinnen hier bist und ich mit meiner Familie. Aber was hältst du davon, wenn … würdest du vielleicht … Okay, ich fange nochmal an.« Er hustete. »Was hältst du davon, wenn du nach der Kreuzfahrt mit zu mir nach Hause kommst? Ich möchte dich gerne besser kennenlernen.«
»Ja«, sagte Frankie
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