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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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weiter vorne und war erleichtert.
    Der Organisator führte die Teilnehmer einzeln vor: jede Menge Piraten, eine Katze und den Leuchtturm, der in seinem Kostüm kaum gehen konnte. Die kleine Hula-Tänzerin weigerte sich nicht bloß nach wie vor, den Rock zu tragen, sondern auch, auf die Bühne zu steigen. Als sie jedoch sah, dass ihr Preis fürs Erscheinen ein kleiner Teddybär war, lief sie doch hinauf, schnappte sich den Teddy und rannte sofort zurück zu ihrer Mutter. Die Leuchtturmeltern waren ziemlich verärgert, dass ihr Sohn nicht gewann, denn den ersten Preis bekam eine Biene in einem sehr schlichten, aber unglaublich süßen Kostüm. Olive lachte, als die Biene summend auf der Bühne tänzelte, wo sie fotografiert werden sollte. Tränen stiegen Olive in die Augen, und es waren keine Glückstränen. Diskret wischte Olive sie weg und war froh, dass sie hier hinten niemand sah. Wo waren ihre fruchtbarsten Jahre geblieben? In diesen zwei Wochen hatte sie erstmals bewusst darüber nachgedacht, dass sie fast vierzig war und rein gar nichts vorzuweisen hatte. Sie besaß kein eigenes Haus, hatte keine Kinder, die sie liebhaben durfte. Nicht mal mit einem anständigen Handy konnte sie aufwarten. Plötzlich wurde der Anblick der kleinen Biene zu schmerzlich. Olive konnte nicht zu ihrer traurigen Existenz inder Land Lane zurück, nicht nachdem die Sonne auf ihr Leben geschienen und alle dunklen Nischen beleuchtet hatte.
    Sie aßen Fajita-Wraps und Pommes vom Terrace Grill am immer noch geschlossenen Topaz Pool und schauten dabei eine Folge von Der Doktor und das liebe Vieh auf der großen Leinwand an. Ein Kellner namens Relish brachte ihnen vier Gläser Mineralwasser mit vielen klimpernden Eiswürfeln drin.
    »Und wie war dein Treffen mit Andrew?«, fragte Roz, die auf den richtigen Moment gewartet hatte, um das Thema anzusprechen.
    »Ach, das war okay. Er hat nur ein Interview mit mir gemacht.«
    »Und wo?«
    »Im Samovar.«
    »Was hat er dich denn gefragt?«
    »Na ja, du weißt schon, ob es uns gefallen hat und so, lauter belanglosen Kram. Will irgendwer was Stärkeres zu trinken?«
    Diesmal ließ Roz sie nicht das Thema wechseln. »Will er uns nicht kennenlernen?«
    »Hat er nicht gesagt.«
    »Hast du ihm das Foto von uns vorgestern Abend auf der großen Treppe gezeigt?«
    »Ja, und das soll ins Firmenmagazin.« Ven versuchte, das Gespräch zu beenden, doch Roz gab ihr keine Chance.
    »Und er will sich uns nicht einmal vorstellen, ehe wir abreisen?«
    »Ich   …«
    »Verdammt, Roz«, mischte Frankie sich ein. »Willst du beim KGB anheuern?«
    »Ven«, sagte Roz ruhig. »Jetzt raus damit. Was ist hier los? Du erzählst uns einen Haufen Quark.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Ven. Sie war merklich nervös und wurde dunkelrot. Die gute Ven war schon immer eine grottenschlechte Lügnerin gewesen.
    »Ja, was meinst du eigentlich? Was soll los sein?«, fragte Olive. Frankie und sie hatten sich aufgesetzt und verstanden offenbar nicht, worauf Roz hinauswollte.
    »Ven, ich weiß, dass du kein Treffen mit ›Andrew‹ hattest. Ich glaube nicht mal, dass es den Typen tatsächlich gibt. Was treibst du hier für ein Spiel?«
    Ven stöhnte frustriert und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Ven?« Olive kapierte gar nichts mehr.
    »Na gut, also schön«, sagte Ven und wedelte mit den Händen, um weitere Fragen abzuwehren. »Ich habe gelogen. Ich habe keine Kreuzfahrt bei einem Preisausschreiben gewonnen. Ich habe allerdings ziemlich viel Geld gewonnen, von dem ich uns diese Kreuzfahrt gönnen konnte. Und weil ich wusste, dass ihr sofort blöde reagieren würdet und mich nicht für alles bezahlen lasst, habe ich eben die Geschichte mit dem Preisausschreiben erfunden.«
    »Du bekloppte, großzügige Kuh!«, rief Frankie aus. »Du brauchst dein Geld doch! Wie kannst du solche Unsummen für uns verschleudern?«
    »Tja, ich wollte nun mal, dass wir diesen Urlaub machen, und ich wollte nicht, dass ihr mir ständig erzählt, ich soll dies oder das nicht bezahlen und solchen Quatsch. Jetzt, wo ihr es wisst, lasst ihr mich sicher garnichts mehr zahlen. Super!« Ven stieß einen sehr langen und sehr enttäuschten Seufzer aus.
    Roz bekam schreckliche Schuldgefühle, weil sie ihrer Freundin die Überraschung verdorben hatte. Wann lernte sie wohl, dass sie nicht immer alles am besten wusste?
    »Oh Ven!« Olive drückte sie fest. »Du bist der wunderbarste Mensch auf der Welt. Aber Frankie hat recht   – du bist auch eine bekloppte

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