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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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lassen. Der Mann war so subtil wie ein Vorschlaghammer mit angebauter Vuvuzela.
    »Das Schwarz-Weiß-Dinner ist immer wieder mein Lieblingsabend«, sagte Stella. »Es ist toll, all die Kleider zu bewundern.« Dann warf sie einen enttäuschten Blick auf ihren Mann. Royston war in einem weißen Sakko, einer weißen Hose und weißen Schuhen zu einem schwarzen Hemd und einer Klaviermuster-Krawatte erschienen. Und so braungebrannt, wie er war, sah er wie ein Fotonegativ aus.
    Ven glühten immer noch die Wangen, und sie schüttelte verhalten den Kopf. Sie starrte auf die Speisekarte, las jedoch nichts, weil sie zu sehr damit beschäftigt war, sich im Geiste zu verfluchen. Nigel tippte sie sanft an, als Buzz auf ihre Bestellung wartete.
    »Ich nehme den Schinken und als Hauptgericht den Heilbutt, bitte«, sagte Ven. Wenigstens bekam sie es diesmal auf Anhieb glatt heraus.
    »Geht es Ihnen gut, Venice?«, fragte Nigel. »Sie wirken ein wenig   … zerstreut.«
    Und wie zerstreut sie war! Wie sollte sie es auch nicht sein, wenn sie im Kopf immerfort seine Stimme hörte? »Venice   … Venice   … Venice. Komm ins Bett, Venice, ich möchte Dinge mit dir tun   … «
    Sie hüstelte. »Ja, mir geht es bestens. Ich freue mich nur nicht darauf, wieder nach Hause zu fahren. Es gefällt mir hier zu gut.«
    »Willkommen im Club«, sagte Stella. »Du kannst dir an der Rezeption die nächste Reise buchen. Dann kriegst du auch einen Gutschein für die Bordläden obendrauf.«
    »Vielleicht mache ich das.« Ven versuchte, sich ein bisschen aufzuheitern. Schließlich konnte sie sich eine zweite Kreuzfahrt leisten. Sie war Millionärin. Eine sehr einsame Millionärin, die unsterblich in den Mann neben ihr verschossen war. Wenn das kein Gefühlswirrwarr war, was dann?
    »Ich habe heute schon den Großteil unserer Sachen gepackt«, erzählte Irene, als wäre Ven nicht schon deprimiert genug, weil sie morgen ebenfalls packen musste.
    »Oh nein!« Stella wischte den Gedanken mit ihrer perfekt manikürten Hand weg. »Wir packen erst in letzter Minute. Noch will ich nicht mal dran denken.«
    »Was haben Sie vor, wenn Sie wieder zu Hause sind?«, fragte Nigel Ven.
    »Auf Haussuche gehen«, antwortete sie mit einem Seufzer. Momentan reizte sie die Aussicht auf einen Umzug nicht im Mindesten. Nicht einmal mit all dem Geld, das ich für ein hübsches Haus auf dem Land ausgeben kann.
    »Manchmal gibt es noch freie Kabinen auf der anschließenden Kreuzfahrt, die kann man buchen und direkt an Bord bleiben«, sagte Royston. »Wir haben das auch schon ein paarmal gemacht, nicht, Stella?«
    »Auf diesem Schiff geht das leider nicht«, verkündete Nigel. »Wir müssen für einige Tage ins Dock, wo ein paar Renovierungsarbeiten vorgenommen werden, und danach geht es nach Island.«
    »Da halten Sie ja sicher unterwegs mal bei einem Supermarkt«, witzelte Eric und war mächtig stolz, als alle über seinen Witz lachten.
    »Bleiben Sie an Bord, Captain?«, fragte Royston.
    »Nein, ich will nach Ayr zu meiner Mutter und meinem Stiefvater. Ich habe die beiden seit einem halben Jahr nicht gesehen, und wenn ich mich nicht bald mal blicken lasse, komme ich in Teufels Küche.«
    Als das Dessert serviert war, versammelten sich die Kellner um einen Achtertisch in der Nähe und sangen »Congratulations«. Olive sah, dass das Paar besungen wurde, das sich heute auf dem Schiff hatte trauen lassen. Die weißhaarige Braut trug ein wunderschönes weißes Kleid und der Bräutigam einen weißen Smoking. Sogar der kleine Junge war im Smoking.
    »Haben Sie das Paar heute getraut?«, fragte Ven.
    »Ja, habe ich«, antwortete Nigel. »Sehr sympathische Leute. Sie sind übrigens auch aus Yorkshire. Der Mann ist Zahnarzt.«
    »Trauen Sie viele Paare an Bord?«, fragte Irene.
    »Na ja, das wird immer beliebter.«
    »Hör dir das an, Venice«, begann Royston, und Ven schloss die Augen, weil sie ahnte, das gleich etwas Hochnotpeinliches kommen würde. Und tatsächlich   … »Wie stehen die Chancen, dass wir dich noch vorm Andocken unter die Haube kriegen? Sind Sie verheiratet, Captain?«
    Oh Gott, ich bringe meine Freundinnen um, dachte Ven und wechselte schleunigst das Thema, bevor Nigel am Ende noch genauso rot wurde, wie sich ihr Gesicht anfühlte.
    »Könnte man einen Passagier eigentlich nur anhand der Vornamen ermitteln, Nigel?«
    Er fragte, was sie meinte, und Ven erzählte ihm von Florence und Dennis und dem Tisch eins im Ambrosia, den sie nicht gefunden hatte.
    »Es gibt

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