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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Trugen sie eben noch Fünfzigerjahre-Kleidung, waren sie im nächsten Moment in Flamenco-Kostümen. Roz überlegte, ob sie es auch mal mit Flamenco versuchen sollte. Der Tanz war so fließend und sinnlich. Sie hätte nie gedacht, dass einbisschen Tanzen bei ihr ein inneres Erwachen auslösen würde. Andererseits hatte Manus immer noch nicht auf ihre SMS geantwortet. Vielleicht war niemand mehr da, mit dem sie ihre neuentdeckte Leidenschaft ausleben konnte, wenn sie nach Hause kam.
    Frankie trennte sich gleich nach der Show von ihnen und lief so schnell die große Treppe hinauf, dass es aussah als würde sie fliegen. Ven bemühte sich, nicht daran zu denken, dass sie genauso schnell wäre, wüsste sie, dass Nigel vor ihrer Kabine wartete.
    »Morgen müssen wir packen«, sagte Ven und streckte die Zunge heraus, als sie auf einen der drei gestreiften Plüschsessel im Beluga sank.
    »Ja«, seufzte Olive. »Ich muss schon sagen, Ven, das waren die besten zwei Wochen meines Lebens. Danke.«
    »Ist mir ein Vergnügen, Süße«, entgegnete Ven lächelnd. Olive war eine völlig andere Frau als die, die Ven am Abend vor der Abreise weinend an der Telefonzelle aufgesammelt hatte. Ihr Haar glänzte golden, ihr Gesicht hatte einen reizenden Bronzeton angenommen, und ihre Augen leuchteten wie grüne Edelsteine. Sie war richtig aufgeblüht an Bord, hatte sich endlich mal erholt und ein wenig griechische Zuwendung genießen dürfen. Aber Ven hatte Angst um sie, weil sie ahnte, was Olive daheim erwartete. Sie würde ein großes Haus von ihrem Geld kaufen, und die verdammten Hardcastles würden sich alle bei ihr einnisten. Anstatt rund um die Uhr für Fremde zu putzen, würde Olive nur noch den Hardcastles hinterherräumen. Im Grunde änderte sich für sie rein gar nichts.
    »Ich finde, du solltest nach Griechenland auswandern, Olive«, sprach Roz Vens Gedanken aus. »Ich weiß ja,dass ich nicht direkt die Beziehungsexpertin schlechthin bin, aber wenn du wieder nach Hause gehst, trete ich dir in den Hintern, dass du von Barnsley bis Bridlington Beach fliegst.«
    Olive lachte, denn es war einfach zu witzig, dass ausgerechnet Roz mit diesem Rat ankam. Sie hatte sich während der Reise gewaltig verändert.
    »Denken wir nicht mal an das Leben jenseits des Schiffes«, befahl Ven und klatschte in die Hände. »Wir haben noch einen ganzen Tag, und ich will einen Irish Coffee und Schokolade, jetzt sofort.« Wie aufs Stichwort erschien ein Kellner, um ihre Bestellungen aufzunehmen. Und dann saßen sie entspannt in ihren Sesseln, genossen die dezente Klaviermusik und sahen sich all die schwarz-weiß Gewandeten an, die an ihnen vorbeiflanierten.

Tag 16
    Auf See

    Dresscode: Lässig-elegant

72. Kapitel
    Frankie streckte sich, öffnete die Augen und stellte fest, dass sie von einem nackten Wikinger mit tätowierter Schulter angestarrt wurde.
    »Guten Morgen«, raunte er grinsend. »Du hast ganz schön tief geschlafen.« Seine Betonung auf »tief« sollte wohl implizieren, dass sie geschnarcht hatte.
    »Du hast mich geschafft. Es ist deine Schuld, wenn ich Geräusche gemacht habe.«
    Er zog sie in seine Arme und küsste sie. An diesem Morgen war die See unruhig, und das Schiff wiegte sich etwas stärker. Sie lagen Arm in Arm da, sagten nichts und ließen sich einfach schaukeln, während sie die Nähe des anderen genossen.
    »Hast du manchmal Angst, dass er wiederkommt?«, fragte Vaughan plötzlich.
    »Ab und zu ja, aber ich versuche, nicht darüber nachzudenken«, antwortete Frankie. »Würde ich immerzu an die schlimmen Sachen denken, die mir passieren könnten, käme ich morgens gar nicht mehr aus dem Bett. Und ich habe mich schon viel zu lange verkrochen. Ich hatte Angst zu leben und Pläne zu machen, weil der Tod seinen dunklen Schatten auf alles warf. Die letzten zwei Wochen haben bei mir Wunder gewirkt. Ich will leben, bis ich sterbe, und mich auf schöne Dinge freuen, wie zum Beispiel mit zu dir zu kommen.«
    »Dann hast du es dir nicht anders überlegt?«
    »Wieso sollte ich?« Frankie kuschelte sich an seine Brust, wo das helle Haar an ihrer Wange kitzelte.
    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass du nicht abgeschreckt bist.«
    Frankie blickte auf. »Wer du bist, wird nicht von einem Hoden mehr oder weniger bestimmt, Vaughan.« Er machte sofort »Schhh«, weil er fürchtete, die Kabinenwände wären so dünn, dass man sie nebenan hörte. Frankie schmiegte sich wieder an ihn.
    »Du kannst schon toll mit Worten umzugehen«, sagte er

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