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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Mr. B-Deck mit seiner verhuschten Gemahlinin einer Extraschlange von vier Passagieren stehen, über denen ein Schild mit der Aufschrift ELITE MEMBER hing. Nachdem der ganze Bus inzwischen wusste, dass Mr. B-Deck ein Hardcore-Kreuzfahrer war, wunderte es eigentlich niemanden. Wahrscheinlich hatte man auf dem Amt in Liverpool eigens jemanden abgestellt, um Mr. B-Decks Reisepass alle zehn Jahre zu erneuern.
    »Guckt euch den Traumtypen da drüben mit der Modepuppe an.« Ven wies unauffällig zu einem großen, unglaublich gut aussehenden Mann mit pechschwarzem Haar, der hinter Mr. B-Deck stand. Seine Begleiterin hatte endlos lange Beine, einen Schmollmund und Brüste, die sich jeglicher Schwerkraft widersetzten. Beide hatten einen Teint, der unmöglich auf natürlichem Wege zustande gekommen sein konnte   – mehr gebeizt als gebräunt. »Er sieht aus wie Dom Donaldson.« Ven seufzte wie jedes Mal, wenn sie ihr Idol erwähnte. Dom Donaldson war ein Soapstar, der auf die Rolle des Rohdiamanten mit goldenem Herzen abonniert war.
    »Stimmt!«, sagte Roz. »Und da drüben ist Brad Pitt, und, wartet mal, ist das ganz hinten in der Schlange nicht David Beckham?«
    »Ist ja gut! Kein Grund, gleich sarkastisch zu werden.« Ven seufzte enttäuscht. »Es hat was, mir vorzustellen, dass ich sechzehn Tage auf einem Schiff mit Dom Donaldson verbringe.«
    Im nächsten Moment überschlug sich nun Roz fast, als ein atemberaubender Mann vorbeilief. Sie hätte schwören können, dass er Raul Cruz war, der spanische Sternekoch aus dem Fernsehen. Er verschwand hinter einer Tür mit der Aufschrift »Personal«. Roz hätte den anderen gegenüber natürlich nie zugegeben, dass sie fürihn schwärmte, denn das wäre bei einer Frau in ihrem Alter schlicht kindisch und vor allem kein bisschen Roz-typisch. Die anderen würden sie ohne Ende aufziehen. Ihr glaubte niemand mehr, dass sie ein Herz hatte. Erst recht keines, das tatsächlich vor Leidenschaft oder wenigstens Verliebtheit schneller schlug. Wie sich herausstellte, spielte ihre Fantasie ihr keinen Streich   – laut Broschüre hatte Raul Cruz tatsächlich ein Restaurant an Bord der Mermaidia , folglich konnte er es durchaus gewesen sein. Roz schluckte.
    Es gab mehrere Check-in-Schalter, deshalb wurde die Schlange schnell kürzer. Bald schon kamen Ven, Olive und Roz dran und versicherten, dass sie während der letzten vierundzwanzig Stunden weder an Durchfall gelitten noch sich übergeben hätten. Olive war zwar beidem ziemlich nahe gekommen, nachdem sie die Wahrheit über Doreen und David entdeckt hatte, aber das behielt sie für sich. Als Nächstes wurden sie alle mit einer Kamera fotografiert, die wie ein riesiger Augapfel aussah, und bekamen kleine Plastikkarten, auf denen sie unterschreiben mussten.
    »Diese Karten sind Ihre Pässe, Ihre Schlüsselkarten und quasi Ihre Kreditkarten an Bord«, erklärte die Frau am Schalter.
    Ven zückte ihre Visa-Karte. Alle Ausgaben sollten darauf gebucht werden. Figurehead Cruises würde sie ihr offenbar erstatten.
    »Ich hoffe, das tun die auch«, murmelte Roz. »Mir wäre unwohl dabei, dass du den ganzen Champagner bezahlen musst, den ich zu schlürfen gedenke.«
    »Die machen das schon«, sagte Ven. »Bisher ging doch auch alles ganz reibungslos.« Oh nein, das hättest du nicht sagen dürfen! , mahnte ihre innere Stimme. Wenn es einen sicheren Weg gab, direkt in eine Katastrophe zu steuern, dann war es eindeutig dieser Spruch.
    »Manno, was für ein Preis! Ich habe bisher höchstens mal Shampoo bei einer Tombola gewonnen, und das war dann für Brünette«, sagte Olive, die gerade wieder Panik bekam. Ihr Armband ließ den Metalldetektoren verrücktspielen, woraufhin sie eine Sicherheitsbeamtin zur Seite führte. Die Frau machte ein Gesicht, als wollte sie Olive direkt zurück nach Zellenblock H verfrachten.
    Sie bekamen Boarding-Pässe mit dem Buchstaben L. Als sie in den Wartebereich kamen, wurde bereits ein Passagier mit dem Buchstaben K aufgerufen, bestimmt dauerte es also nicht lange. Dann, unmittelbar bevor sie an Bord gingen, posierten sie für einen Fotografen, der den Beginn ihrer Reise für die Ewigkeit festhielt.
    Olive war schrecklich nervös und aufgeregt, als sie den sanft abfallenden Tunnel entlang ins Schiffsinnere schritten. Endlich war auch Roz mal sprachlos, als sie den gewölbeartigen Empfangsbereich betraten. Er war einfach nur gigantisch und erstreckte sich über fünf Stockwerke nach oben. Zwei gläserne Fahrstühle brachten

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