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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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nicht.
    »Okay, wieso soll ich es euch nicht sagen? Manus und ich machen gerade eine Trennung auf Probe.«
    »Oh Roz!«, riefen Olive und Ven im Chor.
    »Bitte.« Sie hob abwehrend die Hand. »Ist schon gut. Es läuft schon eine Weile nicht mehr so toll, wie ihr wahrscheinlich mitbekommen habt. Und es ist ja nur auf Probe. Noch ist nichts entschieden, deshalb möchte ich lieber nicht darüber reden. Ich würde das alles gerne sechzehn Tage lang vergessen, also lasst mich bitte, ja?«
    Nein, überraschend kam das nicht. Trotzdem war estraurig, denn Ven und Olive fanden, dass Manus ein echter Glücksgriff war. Wenn Roz ihn nur mit ihren Augen sehen könnte, dann wäre ihr das auch klar. Aber ihre Freundin war so dickköpfig und unbelehrbar, was ihren Mann betraf. Olive warf Ven einen Blick zu, der Bände sprach: Jemand muss sofort etwas sagen, bevor sie und Manus sich für immer trennen. Wir dürfen das nicht zulassen! Wir wissen es doch beide besser. Doch in diesem Augenblick schafften sie es lediglich, stumm zu nicken.
    Roz zog den Reißverschluss ihres Koffers auf, und der Deckel öffnete sich mit einem Seufzer der Erleichterung. Sie dachte daran, wie Manus ihn heruntergedrückt hatte, damit sie ihn schließen konnte. Vielleicht sollte sie Manus anrufen und ihm sagen, dass sie in Southampton angekommen war; aber dann fiel ihr wieder ein, dass sie ja selbst eine Kontaktsperre verhängt hatte, und sie schaltete ihr Handy wieder ab. Die penetrante innere Stimme, die ihr immerfort vorhielt, wie schlecht sie Manus behandelte, würde sie ganz sicher nicht vermissen. Jedes Mal, wenn sie gemein zu ihm war, flehte Roz’ innere Stimme, sie möge doch endlich erwachsen werden. Eines Tages würde sie es zu weit treiben, und dann war Manus weg. Offenbar hatte sie genau das jetzt erreicht, oder vielleicht doch nicht? Sie legte ihr Handy in den Safe, wo es bis zum Ende des Urlaubs bleiben sollte. Natürlich würde sie alle paar Tage mal nachsehen, falls es irgendeinen Notfall gab, aber sie hatte keinen Grund, mit irgendwelchen Anrufen zu rechnen. Ihre Mutter würde sie nie »auf der teuren Handynummer« anrufen, nicht einmal, wenn sie im Sterben lag. In dem Fall würde sie sich ohnehin zuerst an eine von Roz’ Stiefschwestern wenden.
    Roz’ Beziehung zu ihrer Mutter war von jeher schwierig gewesen. Ihr Vater hatte sich aus dem Staub gemacht, als Roz neun Jahre alt gewesen war. Ihre heulende Mutter tröstete sich mit billigem Weißwein. Die ersten neun Jahre ihres Lebens hatte Roz sich die Ohren zugehalten bei den ewigen Streitereien ihrer Eltern. Die neun darauffolgenden bestanden aus betrunkenen Tiraden darüber, wie schlecht die Männer waren. Jeder noch so kleine Fehltritt von Roz wurde mit Beschimpfungen quittiert. Sie war wahlweise »blöd/verdorben/egoistisch   – genau wie dein Vater«. Und wenn sie dann völlig am Boden war   – was recht oft vorkam   – holte Frankie sie zu sich in das wunderbare und verrückte Heim der Carnevales, wo sie Lucias herrliches Essen genoss und Salvatores grässlichen Verhunzungen von Opernarien lauschte. Dann lernte Roz’ Mutter eine echte Flasche von einem Mann mit zwei Töchtern kennen, heiratete ihn Hals über Kopf, und plötzlich hasste sie die Männer nicht mehr. Bis dahin allerdings hatte ihr tiefer Männerhass längst auf Roz abgefärbt.
    In ihrer neuen Stieffamilie war Roz nicht willkommen, und keiner hatte etwas dagegen, als sie schließlich zu den Carnevales zog. Nicht viel später bemerkte Jez Jackson die schöne junge Frau, zu der Roz herangewachsen war, und holte sie in sein Haus und sein Bett. Er sollte der erste von vielen Männern werden, die ihr das Herz brachen und alles bestätigten, was ihre Mutter immer gesagt hatte.
    Roz verscheuchte den Gedanken an die freundliche, großzügige, wunderbare Carnevale-Familie wie eine lästige Fliege. Sie wollte nicht daran denken, wie Lucia Carnevale riesige Portionen Lasagne und selbstgebackenes Ciabatta rüberbrachte, damit Roz auch ja richtig aß. Und erst recht wollte sie sich nicht erinnern, wie sie mit ihnen allen gebrochen hatte wegen dem, was zwischen Manus und Frankie vorgefallen war. Noch etwas, für das sie sich hasste.
    Als Ven und Roz fertig ausgepackt hatten und Olive zur Seenotübung abholten, saß die mit einer Tasse Tee auf dem Sofa wie die Königin persönlich.
    »Ah, du fühlst dich schon ganz wie zu Hause, was?«, kicherte Ven.
    »Oh ja, und ob! Ich brauche nur noch jemanden, der mir nachschenkt, dann ist

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