Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
die anderen drei mitten im ganzen Trubel an Deck weiter Champagner schlürften. Sie war auf einem Kreuzfahrtschiff und gab die beleidigte Leberwurst! Und die Freundin, die ihr diesen Luxusurlaub ermöglichte, hatte die letzten Jahre Schreckliches durchgemacht. Ven konnte noch immer lächeln, obwohl sie beide Eltern, ihren Job, einen Haufen Geld, ihr Haus und ihren Mann, Mistkerl, der er sein mochte, verloren hatte. So wütend und genervt Roz auch war, erkannte sie doch, dass sie jetzt über ihren Schatten springen musste. Bei dieser Kreuzfahrt ging es vor allem um Ven. Sie wusste zwar nicht, wie sie sich davon abhalten sollte, Frankie umzubringen, aber sie würde sich bemühen   … jedenfalls diese sechzehn Tage lang.
    Als Ven um zwanzig nach sechs vorsichtig an ihre Kabinentür klopfte und fragte, ob sie mit ihnen zum Abendessen kommen wollte, strengte Roz sich sehr an und öffnete dann lächelnd.
    Einige Passagiere hatten sich richtig schick gemacht, aber die meisten waren eher lässig gekleidet. Frankie trug ein schlichtes graues Kleid. Das durfte doch nicht wahr sein! Frankie hatte früher nie irgendetwas getragen, das man ohne Sonnenbrille ansehen konnte. Siewar so viel dünner als früher, wodurch sie noch kleiner wirkte. Und sie war ohnehin nur eins sechzig groß. Offensichtlich hatte sie vor der Brustvergrößerung eine Hammerdiät gemacht.
    Sie folgten dem Lageplan des Schiffs und trafen dabei auf einen Strom von Leuten, die alle zum Olympia-Restaurant im sechsten Stock wollten.
    »Gott, das ist ja wie im Ritz!«, sagte Olive, die sich schrecklich deplatziert vorkam. Im Restaurant erwarteten sie ein Meer von weißen Tischtüchern und Kellner in blütenweißen Hemden und schwarzen Westen.
    Roz wartete darauf, dass Frankie leise knurrte und etwas Anzügliches sagte wie: »Von denen will ich einen, mit Butter.« Sie wurde allerdings enttäuscht, denn Frankie gab keinen Pieps von sich.
    Sie wurden an einen Tisch für acht Personen geführt, an dem sie die Ersten waren.
    »Ich liebe dieses dauernde ›Madam‹«, sagte Olive, während sie warteten, dass Elvis und Aldrin ihnen die Stühle herauszogen und Servietten auf dem Schoß drapierten. Der Tisch stand neben einem riesigen Fenster, durch das sie auf die sehr graue See und ein paar schaukelnde Fischerboote blickten.
    »Achtung, Mr. B-Deck.« Ven knuffte Olive. Zu ihrem Entsetzen kam der Mann, dicht gefolgt von Mrs. B-Deck, geradewegs auf sie zu.
    »Ich glaub’s nicht, er kommt zu unserem Tisch!«, zischte Roz.
    »Guten Abend, die Damen«, sagte Mr. B-Deck und streckte seine Hand aus. »Ich bin Eric, und dies ist Irene. Wir sind aus Barnsley. Waren Sie nicht auch in unserem Bus hierher?«
    Sie waren noch dabei, Hände zu schütteln und sich vorzustellen, als ein weiteres Paar zu ihnen kam. Royston und Stella waren in den Fünfzigern und aus Cockney, lebten jetzt allerdings in Essex. Es war sofort offensichtlich, dass Royston sich aus einfachsten Verhältnissen nach oben gearbeitet hatte und wollte, dass es jeder wusste. Noch ehe sie in ihre Speisekarten gesehen hatten, erfuhren sie, dass Royston in seinem brandneuen BMW nach Southampton gefahren war. Und wie es aussah, war einiges von seinem Geld in Schönheitsoperationen seiner Frau gewandert. Die aschblonde Stella hatte ein etwas zu straffes Gesicht und einen unnatürlich glatten Hals für eine Frau in ihrem Alter. Unter ihrer sehr engen Bluse wölbten sich feste Brüste, die so rund wie Pampelmusen waren. Wenn sie lächelte, blitzten ihre ultraweißen, vollkommen ebenmäßigen Zähne. Doch trotz des unverkennbaren Barbie-Plastikeffekts war sie eine äußerst gut aussehende Frau.
    »Das wird bestimmt noch sehr witzig«, flüsterte Ven Roz zu. »Wann kommt wohl die Frage, die wievielte Kreuzfahrt das ist?«
    Auf die mussten sie nicht lange warten.
    »Das ist unsere einundzwanzigste Kreuzfahrt«, sagte Royston mit geschwollener Brust.
    »Bei uns die dreißigste«, konterte Eric stolz.
    »Die dreißigste?«, hauchte Frankie beeindruckt.
    Roz ahnte, wie es weitergehen würde   – Frankie war die Meisterin des Bluffs. Früher hatten sie sich oft gekringelt vor Lachen, wenn Frankie loslegte.
    Die dreißigste? Da sind Sie wohl genau wie ich   – habe ich mal was Tolles entdeckt, bleibe ich dabei. Bei uns ist es die vierzigste. Ich bin nur froh, dass ich ausnahmsweise nicht beim Captain sitze. Letztes Mal war er so wild auf unsere Gesellschaft, dass es schon an Stalking grenzte. Haben Sie Zimmer mit Butler? Du

Weitere Kostenlose Bücher