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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Frühstück?«
    »Äh nein«, antwortete Roz. »Ich frühstücke nicht. Ich wollte zu   …« Aus dem Augenwinkel sah sie eine Frau in einer weiten Pluderhose mit einem klimpernden Münzengürtel und einem Schleier, die mit einer Gruppe anderer Frauen   – keine unter sechzig, wie es schien   – unter einem Schild stand: Bauchtanz für Anfängerinnen.
    »… zum Bauchtanzkurs«, beendete Roz ihren Satz hastig.
    »Ah!« Frankie lächelte. »Klar, tja, dann sehen wir uns später.«
    »Kommen Sie zu uns?«, fragte die Pluderhosenfrau, als Roz auf sie zukam. »Wunderbar, noch eine Teilnehmerin!« Dann schritt sie mit rhythmisch wiegendemGang voraus zur breiten Treppe, die vom Foyer in den Bereich mit den Läden führte.
    »Mir nach, meine Damen. Wir sind im Flamenco-Saal zwei Decks weiter oben. Und noch vor Ende der Kreuzfahrt werden Sie alle genauso gehen wie ich!«
    Roz folgte ihr, weil es keine Möglichkeit gab, sich heimlich davonzustehlen. Sie musste wohl oder übel eine Stunde Bauchtanz über sich ergehen lassen, nur um nicht mit Frankie am Frühstückstisch zu hocken. Als würde sie Frankie nicht schon genug verachten!
    Letztere traf Olive und Ven zufällig vor der »Buttery«, einem von zwei riesigen Selbstbedienungsrestaurants auf Deck sechzehn. Eigentlich wollten sie nur eine Scheibe Toast essen, waren dann jedoch geradezu überwältigt von der gigantischen Auswahl und endeten schließlich bei Mandel-Croissants mit Vanillecremefüllung.
    »Ich wollte nur einen Kaffee trinken«, sagte Frankie, »aber ich komme lieber mit euch zum Shoppen. Morgens habe ich sowieso noch keinen Appetit.«
    Auf den Decks sechs und sieben gab es mittschiffs vier große Läden von »elegant« bis »weniger elegant«: Gallery Mermaidia, Boulevard, Pall Mall und Market Avenue.
    Heute hatten die Läden draußen Ständer mit Smokings und Abendkleidern stehen nebst Ständern mit Modeschmuck, an denen sich die interessierten Passagiere umsahen   – einschließlich Royston in rosa Weste, Shorts mit Blumenmuster und grellgrünen Crocs. Für einen Mann seines Alters war er verblüffend schlank und durchtrainiert, weshalb sein Aufzug nicht halb so grotesk wirkte, wie es normalerweise der Fall gewesen wäre.
    »Morgen, die Damen«, sagte er vergnügt, als er sie sah.
    »Morgen«, erwiderten sie.
    »Wollt mich heute Morgen sonnen, aber da draußen friert’s einem alles ab. Da wärm‘ ich mich doch lieber mit einem Irish Coffee auf. Wir sehen uns spätestens beim Dinner. Und nicht vergessen, heute ist voll elegant!«
    »Nein, vergessen wir nicht. Einen schönen Tag«, sagte Frankie.
    »Los geht’s«, sagte Ven und zog Olive in einen der Läden mit einer ganzen Wand voller schillernder Abendkleider.
    »Ob Roz wohl schon auf ist?«, fragte Olive.
    »Sie ist beim Bauchtanz«, sagte Frankie grinsend.
    »Ist nicht wahr!«
    »Doch, ist es. Warum soll ich mir so was ausdenken? Ich habe sie heute Morgen im Foyer getroffen, und da hieß es dann, entweder mit mir frühstücken oder so tun, als wollte sie unbedingt Bauchtanz machen. Sicher hätte sie noch versucht sich von der Bauchtanztruppe wegzuschleichen, hätte sie keine Angst gehabt, dass ich sie dabei beobachte.«
    »Du bist böse!«, sagte Ven lachend.
    »Ganz und gar nicht«, entgegnete Frankie. »Ich habe ja selbst schon Bauchtanz gemacht   – wird ihr guttun! Könnte ihre tiefgefrorenen Eierstöcke zum Tauen bringen.« Sie zwinkerte den anderen beiden vielsagend zu.
22. Kapitel
    »Einen schönen guten Morgen Ihnen allen«, sagte die Pluderhosenfrau. Sie stellte sich als Gwen vor und versetzte alle mit der Eröffnung in Erstaunen, dass sie schon siebenundsechzig Jahre alt war. Dabei hatte sie die Figur einer Neunzehnjährigen: flacher Bauch, schmale Taille, schlanke Beine und nicht den Hauch von Flabberflügeln an den Oberarmen.
    »Ich warne Sie lieber gleich, falls Ihnen jemand gesagt hat, beim Bauchtanz würden eine Menge fette Frauen ihre Bäuche schwabbeln lassen. Falls Sie das glauben, werden Sie hier rauskriechen«, versprach Gwen.
    Klasse, dachte Roz. Das hier versprach, die längste Stunde ihres Lebens zu werden.
    »Fangen wir mit einer kleinen Aufwärmübung an«, sagte Gwen und stellte einen CD-Player hinter sich an. Schräges Gedudel erklang, und Gwen begann, ihre Hüften in einer Acht kreisen zu lassen, während sie die Frauen stumm aufforderte, es ihr nachzumachen. Widerwillig fing Roz an, sich zu bewegen. Dann schob Gwen beim Kreisen ihre Hüften mal in die eine, mal in

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