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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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die andere Richtung, wobei ihre obere Körperhälfte völlig regungslos blieb.
    »Beim Bauchtanz geht es hauptsächlich darum, einzelne Teile unseres Körpers völlig isoliert zu bewegen«, erklärte Gwen, während ihre Hüften mühelos und beinahe hypnotisch hin und her schwangen.
    Das war sehr viel schwieriger, als es bei Gwen aussah. Roz’ Ehrgeiz war geweckt. Sie hasste es, nicht bei allem, was sie tat, die Beste zu sein. Gwen ging inzwischen dazu über, ihre Hüften vor und zurück zu bewegen.
    »Sehr gut, meine Damen!«, sagte sie lächelnd.
    Verflucht, so habe ich mich schon lange nicht mehr bewegt, dachte Roz. Die Seniorinnen links und rechts von ihr begannen zu kichern. Roz war ziemlich aus der Puste, als die Musik endete. Und obwohl sie es niemals zugeben würde, fühlte sie sich auch seltsam verzückt.
    »Und wer will jetzt mal die Schenkel straffen?«, fragte Gwen.
    Roz fand es spannend, wie sie mit den Schenkelmuskeln ihren Po zum Erzittern bringen konnte. Nachdem sie das ein Lied lang durchgehalten hatte, hatten sich ihre Quadrizepse gefühlt vervierfacht.
    »Ich komme mir vor wie nach einer Stunde an der Beinpresse«, flüsterte eine rotgesichtige Passagierin Roz zu, wirkte dabei aber durchaus euphorisch.
    »Okay, meine Damen, das war’s für heute«, rief Gwen nach ein wenig schlängelnden Armbewegungen zu Musik. »Morgen um elf geht es hier weiter, und ich hoffe, Sie werden alle wieder dabei sein.«
    »Ist die Stunde etwa schon vorbei?«, fragte die Rotgesichtige.
    Roz sah auf ihre Uhr und stellte zu ihrer Verwunderung fest, dass wirklich eine volle Stunde vergangen war, ohne dass sie es bemerkt hatte.
    Noch verwunderlicher war, dass Roz im selben Moment beschloss, am nächsten Tag wiederzukommen und zwischendurch vor ihrem Spiegel in der Kabine zu üben. Sie würde dieses Einzelne-Körperteile-allein-Bewegen hinkriegen, und wenn es sie umbrachte.
    Olive kam sich wie eine Ladendiebin vor, als sie für ihre drei sagenhaften Teile Abendgarderobe bezahlte: dreirosa Volanthosen, viel blinkender Modeschmuck und ein hauchzart geblümter Schal.
    »Bist du sicher, dass das inbegriffen ist?«, fragte sie Ven. »Ich kann das nicht so recht glauben.«
    »Oh ja«, antwortete Ven. »Ich habe eine Vereinbarung unterschrieben, die genau das besagt.«
    »Und was hält uns dann davon ab, die Läden leerzukaufen?«, fragte Frankie, die ebenso wenig gewillt war zu glauben, dass irgendeine Firma so blöd war, vier Frauen auf ein Freifahrtticket einzuladen, erst recht nicht mit sturmfreien Läden voller Modeschmuck und Kleidern und Handtaschen inklusive.
    »Ich nehme mal an, die gehen davon aus, dass wir nicht völlig ausflippen und alle Swarovskis kaufen, die es an Bord gibt«, sagte Ven.
    »Lass mich lieber mal einen Blick auf die Reisevereinbarung werfen«, sagte Frankie, »ehe wir noch Probleme kriegen.«
    »Ist nicht nötig«, flötete Ven. »Ich habe das gesamte Kleingedruckte gelesen, und ich gehe es auch noch einmal mit dem Vertreter der Reederei durch, wenn ich ihn treffe, obwohl es eigentlich überflüssig ist. Sie haben eindeutig geschrieben, dass sämtliche Ausgaben übernommen werden.«
    »Ich hätte gedacht, dass er sich inzwischen bei dir gemeldet hat«, sagte Frankie. »Hast du noch keine Nachricht bekommen? Hat er vielleicht aufs Band deines Kabinentelefons gesprochen?«
    »Nein, und was kümmert es uns, wie die solche Sachen organisieren? Er wird sich ganz bestimmt bald melden. So, und jetzt gehe ich vor ins Café Parisienne und sichere uns einen schönen Tisch. Bis gleich dann. Ichfasse gar nicht, dass ich schon wieder essen gehe, nachdem ich erst vor anderthalb Stunden gefrühstückt habe. Muss an der Seeluft liegen.«
    »Seeluft?« Frankie lachte. »Eine lahme Ausrede. Du bist verfressen!«
23. Kapitel
    Doreen war auf dem Klo, als David aufstand. Er hatte noch nie erlebt, dass seine Mutter sich so viel bewegte wie in den letzten vierundzwanzig Stunden. Kaum hatte sie begriffen, dass Olive nicht hier war, um sie von vorne bis hinten zu bedienen, dauerte es nicht lange, bis sie es aufgab, gebrechlicher zu tun als sie war. David dachte an die unzähligen Male, die Olive sie waschen und ihr Bett neu beziehen musste, weil sie ihr angeblich nicht rechtzeitig zur Toilette geholfen hatte. Anscheinend hatte sie ihre Körperfunktionen weit besser unter Kontrolle, als sie alle glauben machte. Und plötzlich wurde David klar, wie hart es für seine Frau sein musste, mit einer so fordernden, verschlagenen

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