Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman
ich lasse es einfach richtig krachen«, sagte Frankie. »Es kommt ja nicht jeden Tag vor, dass man vom Restauranttisch aufsteht und nichts bezahlen muss, nicht? An so ein Leben könnte ich mich schnell gewöhnen.«
»Wir sind ganz hinten auf dem Schiff«, sagte Ven mit Blick aufs Meer. »Ich wette, tagsüber ist die Aussicht bombastisch.«
»Das finden wir morgen heraus.«
»Tut mir leid wegen Roz«, wechselte Ven plötzlich das Thema. »Ich wusste ja, dass sie das Wiedersehen mit dir nicht gut aufnehmen wird, und das ist dir gegenüber unfair.«
»Ach, mach dir um mich keine Sorgen.« Frankie tätschelte Vens Hand. »Das Schiff ist groß genug, dass sie mir aus dem Weg gehen kann, wann immer sie will. Ich jedenfalls halte keinen Abstand. Wie geht es Manus? Ist er immer noch so süß?«
»Er ist wunderbar«, seufzte Ven. »So jemanden hätte ich auch gerne. Aber sie machen gerade eine schwierige Phase durch. Dieser Urlaub soll eine Trennung auf Probe sein.«
»Was für ein Jammer«, sagte Frankie ehrlich betroffen. »Das ist wirklich traurig.«
»Ja, und wir wissen nicht, was wir tun sollen. Wenn sie wüsste …«
Frankie hob eine Hand, worauf Ven verstummte. »Das dürft ihr nicht. Es wäre unfair, ihr jetzt davon zu erzählen. Nein, das geht nicht.«
»Es ist nur … Ich kann es ihr nicht erzählen, und gleichzeitig kann ich es ihr nicht verschweigen. Gott, ist das vertrackt! Ich hätte es nie so weit kommen lassen dürfen, und du hättest uns nicht so ein Versprechen abnehmen dürfen.«
»Weiß ich.« Frankie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber ich dachte, das wäre richtig. Ich hätte besser gleich auf dich gehört.«
Beide unterbrachen ihr Gespräch, weil der Kellner kam, und Ven unterzeichnete den Beleg, ehe beide Frauen sich bedankten.
»Ich könnte dich umbringen, wenn ich an diesen Schlamassel denke«, raunte Ven mit zusammengebissenen Zähnen. »Aber ich könnte auch Roz umbringen. Sie bestraft Manus für das, was Robert mit ihr gemacht hat. Und sie ist keineswegs unschuldig, nicht dass du mich missverstehst. Kaum hat sie den kleinsten Verdacht, reagiert sie wie ein Pitbull.«
»Und ich war keine Hilfe.« Frankie schlug sich mit der Faust auf den Oberschenkel. »Könnte ich doch bloß die Zeit zurückdrehen zu jenem Abend. Er liebt sie wirklich, und sie hat ein Riesenglück mit ihm, was sie aber einfach nicht kapiert. Manus ist toll, man muss ihn einfach lieben, aber nicht auf die Art. Er war nie in mich verliebt und ich nicht in ihn.«
»Ja, ich weiß.«
Einmal hatte Ven versucht, genau das Roz zu sagen, in der Hoffnung, die Wogen etwas zu glätten. Tatsächlich hatte sie alles nur noch schlimmer gemacht. Manchmal hatten Olive und sie das Gefühl, dass Roz sich wohler damit fühlte, Manus seinen Fehler ewig vorzuhalten, statt ihm zu vergeben.
»Sie hat fast meine Beziehung zerstört, und das, obwohl sie gar nichts von ihm will!« , hatte Roz getobt, und Ven war klar geworden, dass sie mit der Bemerkung nur noch Öl ins Feuer gegossen hatte. Ja, vor lauter Gutherzigkeit machte sie gern mal alles nur noch schlimmer. Und deshalb fürchtete sie nun, dass diese Reise zu einem Desaster wurde.
»Ich hasse das«, sagte Ven und hüstelte, weil ihre Stimme ein bisschen kippte. »Ich hasse, dass Roz dich hasst, weil ich weiß, dass sie es eigentlich nicht tut. In Wahrheit hasst sie sich selbst mehr als sie jemals jemand anderen hassen könnte, und es bricht mir das Herz, das mit anzusehen. Sie verrennt sich in ihrer Wut und findet nicht wieder raus. Ehrlich, ihre beknackte Mutter hat bei ihr ganze Arbeit geleistet.«
Dass Ven ernsthaft wütend war, erkannte Frankie schon an den Schimpfwörtern, die sie benutzte, denn so drückte Ven sich sehr selten aus. »Tja, dann muss sie mich wohl weiter hassen, denn letztlich muss man zugeben, dass ich eine Grenze überschritten habe …«
»Aber …«
Frankie ließ sich nicht unterbrechen. »Nichts aber, Ven. Ich kann damit leben, dass sie mich hasst. Und es würde nichts bringen, ihr jetzt mehr zu sagen. Oder?«
Ven schüttelte den Kopf. Sie war nicht sicher, ob sie Frankie recht gab. Doch wenn man nur die Wahl zwischen Pest und Cholera hatte, was blieb einem da schon anderes übrig, als auf das Beste zu hoffen?
Frankie setzte ein Lächeln auf. »Okay, und jetzt mal was anderes. Ich vermute, dein Ex ist nicht wieder auf der Bildfläche erschienen?«
»Nicht mehr, seit ich ihm den Scheck über 50 Tausend ausgestellt habe.«
»Deine
Weitere Kostenlose Bücher