Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman
reichlich Geklimper ihres vielen Glitzerschmucks über sich ergehen ließ.
Alle acht gingen hinterher zur Motown-Show im Broadway, die ihnen sehr gut gefiel. Anschließend bestand Royston darauf, dass sie noch gemeinsam einen Schlummertrunk in der Champagnerbar »Beluga« nahmen. Um kurz nach elf wünschten sie einander gute Nacht und begaben sich voller Champagner und gutem Essen in ihre Kabinen – mit Ausnahme von Ven. Sie stieg die Treppe hinauf zum Oberdeck. Draußen war es dunkel, die Luft jedoch mild und angenehm. Außer einer hauchdünnen Mondsichel, Sternentupfen und silbergesprenkelten Wellen gab es nichts zu sehen, aber Ven fand es bezaubernd schön. Das Schiff schaukelte sanft auf der ruhigen See, eine leichte Brise wehte ihr durchs Haar, und Ven lächelte glücklich vor sich hin. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich ruhig und ausgeruht. Ja, sie war überzeugt, dass sie entdeckt hatte, was Leute so wunderbar an schlichten Dingen wie Wasser fanden, das aussah, als würde es nie enden.
Tag 4
Malaga
Dresscode: Lässig-elegant
29. Kapitel
Olive wachte als Erste am nächsten Morgen auf und bemerkte, dass sich das Schiff nicht bewegte. Sie lagen im Hafen. Als sie die Vorhänge zurückzog, stellte sie enttäuscht fest, dass es bedeckt war. Sie hatte sich so darauf gefreut, ihre neuen Shorts und eines der todschicken T-Shirts anzuziehen. Aber anscheinend wurde es wieder ein Strickjackentag.
Sie hatte sich eben eine Hose und ein langärmliges Top angezogen, als energisch an die Tür geklopft wurde und dazu Vens Stimme erklang.
»Ol, bist du auf? Ich bin’s, Ven.«
Olive öffnete, und vor ihr stand Ven in kurzen Shorts und einem Top mit Spaghettiträgern.
»So holst du dir den Tod da draußen«, sagte Ol.
»Machst du Witze?« Ven grinste breit. »Es ist herrlich. Einundzwanzig Grad hat einer der Offizier gerade über Lautsprecher gesagt, und es ist noch nicht mal neun! Die Sonne steht auf der anderen Seite über dem Schiff, aber glaub mir, sie ist da und scheint. Also zieh deine Thermoklamotten aus. Ich wecke inzwischen die beiden anderen Schnarchnasen, und dann frühstücken wir schön in der Sonne.«
Tatsächlich stellten sie auf dem Weg zur Buttery fest, dass das Glasdach über dem Topaz Pool eingefahren worden war und die Sonne direkt auf den Swimmingpool schien. Es war herrlich. Sie waren in Spanien, dem heißen, strahlenden, wunderschönen Spanien.
»Was wollen wir machen? Einfach an Land herumlaufen?«, fragte Frankie zwischen zwei Bissen Toast. Sie hatte ein hübsches blassblaues Top mit passendem Bolero und weiße Shorts an.
»Ja, wieso nicht? Vertreten wir uns die Beine«, sagte Olive. »Wann legen wir das nächste Mal an?«
»Hiernach kommen ein paar Tage auf See, dann sind wir auf Korfu«, antwortete Roz. »Umso ratsamer, heute ein bisschen spazieren zu gehen, nicht?«
»Wie ist das Wetter zu Hause?«, fragte Ven. »Hat irgendwer was gehört?«
»Laut der Mermaidia Today ist es kühl, und es soll noch ein Unwetter geben«, informierte Olive sie schadenfroh.
»Wie grässlich!«, rief Frankie.
Ven steckte sich den letzten Happen ihres Mandelcroissants in den Mund. Sie dachte lieber nicht daran, wie viele Kalorien das Ding hatte, denn es war köstlich und sie hatte Ferien. »Na, dann kommt. Gehen wir mal España testen.«
Vom Schiff zu gelangen war leicht. Sie gingen hinunter zum vierten Deck, zeigten ihre Plastikkarten einem Mann mit einem Lesegerät, der sie registrierte und hinterher verabschiedete. Dann marschierten sie durch einen langen Tunnel in ein Gebäude mit einer kleinen Auswahl an Geschäften, die bessere Preise als in Gibraltar versprachen. Frankie zog ihren Bolero aus, und Roz bemerkte das Engel-Tattoo an ihrer Schulter.
»Ich glaub’s ja nicht, sie hat ein Tattoo!«, zischte sie Ven ins Ohr. »Tja, wundert mich nicht.« Sie hasste Tattoos, fand sie an Männern schon ordinär, aber an Frauen waren sie völlig inakzeptabel! Manus hatte einen Tiger auf seinem Arm, seit er achtzehn war, und Roz hatteihm schon häufiger gesagt, dass nur Idioten Brandzeichen auf ihrem Körper wollten.
Ven reagierte nicht. Auch sie war kein Fan von tätowierten Frauen, wusste aber, dass dieser Engel für Frankie eine besondere Bedeutung hatte. Doch sie wollte sich nicht den Tag verderben, indem sie in dieser Sache Partei ergriff.
Sie stellten sich in der Schlange für den Shuttle-Bus an und genossen die kurze Fahrt durch den Hafen mit all seinen Baustellen, vorbei an einem
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