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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ihre Cocktails warteten.
    »Na ja, im Grunde war es harmlos«, korrigierte Frankie. »Ich habe nicht geflucht oder so, sondern ihm bloß gesagt, dass er kein Recht hat, sich eine Sonnenliege zu reservieren, ohne sie zu benutzen. Und ich gehe jede Wette ein, dass er sagen wollte: ›Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?‹ Verlässlicher als mit der Frage kann man sich gar nicht als eitler Fatzke ausweisen.« Sie fragte sich, was sie darauf geantwortet hätte.
    Sie saßen an einem Fenstertisch. Draußen versank die Sonne langsam im Meer, und zarte Wolken schwebten an einem Himmel, der stündlich blauer zu werden schien.
    »Das hätte er bestimmt nicht gesagt«, verteidigte Ven ihren Helden. »Vielleicht kennt er sich nicht mit den Regeln bei einer Kreuzfahrt aus.«
    »Klar doch, Ven. Und vielleicht ist er zur Hälfte Deutscher«, sagte Frankie spöttisch. »Dann kann er nichts dafür, weil es ihm in den Genen liegt, Badelaken auf Liegestühle zu schmeißen.«
    »Vergiss es, Frankie«, riet Olive ihr. »In Venice Smiths Augen kann Dom Donaldson gar nichts falsch machen.«
    »Seine Freundin sieht aus wie Angelina Jolie, findet ihr nicht?«, fragte Ven.
    »Sicher, bloß bis zur Unkenntlichkeit verschmurgelt«, erwiderte Frankie. »Die hat ungefähr so viel Ähnlichkeit mit Angie wie ich. Wie zur Hölle sind die so braungeworden? So ein Braun kenne ich sonst nur von dem stinkenden Zeug, mit dem ich meinen Gartenzaun lasiere.«
    »Ach, jetzt lasst die zwei doch und genießt die Aussicht. Was für ein fantastischer Abend!« Olive trug ihr neues geblümtes Sommerkleid mit passender Stola und fühlte sich unter den anderen Passagieren kein bisschen fehl am Platze.
    Im nächsten Moment war Dom Donaldson vergessen, denn es erschien ein Hüne von einem Mann in blütenweißer Uniform und begrüßte jeden, an dem er vorbeikam. Ven machte große Augen.
    »Wer ist das?«, fragte sie überwältigt. »Also so sollte für mich ein Captain aussehen.«
    Frankie lachte. »Sag das nochmal lauter. Ich glaube, in Hongkong haben sie dich nicht gehört.«
    »Übrigens sucht man Kapitäne nicht nach ihrem Aussehen aus«, belehrte Roz sie.
    »Sollte man aber«, fand Ven. »Ich würde es jedenfalls, wenn ich bei der Reederei wäre.«
    »In diesem Fall stimme ich dir zu, Ven. Er sieht schon nicht schlecht aus«, sagte Frankie, während Ven nur noch Augen für den Offizier hatte. Er war groß, hatte kurzes, graumeliertes Haar, sehr reizvolle graue Augen und einen Mund mit den Konturen eines Robin-Hood-Bogens. Ven schätzte ihn ein wenig älter als sie, Anfang bis Mitte vierzig, in dem Alter, in dem Männer entweder die perfekte Reife erreichten oder sichtlich zu altern begannen. Dieser Mann war, um es mit St. John Hites Worten zu sagen: eine scharf-würzige Verbindung von kühler Klasse und köstlichem Körper.
    »Und leider auch so weit außerhalb meiner Liga,dass es gar nicht wahr sein darf«, seufzte Ven, während sie den Beleg für ihre drei Tequila Sunrise und einen Schoko-Bananen-Cocktail abzeichnete.
    Als die vier Frauen eine halbe Stunde später zu ihrem Restauranttisch kamen, schwebten in dessen Mitte beschwerte Luftballons.
    »Oh, haben das die Leute vom Preisausschreiben für dich gemacht?«, fragte Roz.
    »Nein, das kann nicht sein«, antwortete Ven, ehe sie hastig hinzufügte, »zumindest glaube ich es nicht.«
    »Guten Abend allerseits«, begrüßten Eric und Irene sie, die ebenfalls die Ballons ansahen. »Hat eine von Ihnen Geburtstag?«
    »Ich nicht«, sagte Ven. »Jedenfalls nicht diese Woche.«
    Das Rätsel wurde wenige Minuten später gelöst, als Royston und Stella kamen. Sie hatten den Dresscode ignoriert und waren in Gala erschienen, wofür Royston umgehend eine Erklärung lieferte.
    »Wir haben Hochzeitstag«, sagte er. »Wir hatten überlegt, ins Cruz zu gehen, aber das wollten wir dann doch nicht.«
    »Cruz, was ist das?«, fragte Ven.
    »Das Restaurant des Sternekochs im siebten Stock«, sprang Eric ein, der allzeit gern mit Insiderinformationen aushalf. »Sie wissen schon, Raul Cruz. Man zahlt einen kleinen Aufpreis, wenn man dort isst, aber es soll superb sein. Ich glaube, der Besitzer, ein Sternekoch, ist selbst an Bord.«
    Wow, dachte Roz. Demnach hatte sie sich in Southampton nicht geirrt und ihn tatsächlich gesehen.
    »Aber wir fanden’s netter, den großen Tag in Gesellschaft zu feiern«, sagte Royston. »Nur zu zweit am Tisch kann es ein bisschen langweilig sein.«
    »Hey, was soll das denn heißen?« Stella boxte

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