Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
sie die verdutzten Mienen sah. »Das mit Maria und Joseph war ein Scherz.« Sie warf Ven einen verwirrten Blick zu.
    Buzz erschien neben Ven, um ihre Bestellung aufzunehmen. Die Buchstaben auf der Speisekarte schwammen wild hin und her, was das Lesen schwierig machte. Ven holte tief Luft und versuchte, sich zu konzentrieren.
    »Ich nehme die Spargelzitzen. Entschuldigung, ich meinte Spitzen, nicht Zitzen. Dann die   …« Mist, sie musste das doch hinkriegen. Ganz langsam und vorsichtig sagte: »Flambierte Ente«, musste aber gleich kichern. »Puh, wie gut, dass es keine Gans gibt! Sonst hätte ich noch   …«
    »Ich nehme dasselbe«, fiel Olive ihr eilig ins Wort. Was war denn mit Ven los? Sie hörte sich sturzbesoffen an.
    In Vens Kopf hingegen war gerade alles ganz wunderbar. Sie fühlte sich herrlich unbeschwert, war von ihren Freundinnen umgeben, in Gesellschaft von vier reizenden Leuten und hatte den atemberaubend gut aussehenden Kapitän an ihrer Seite. Allerdings erinnerte sie sich nicht mehr, wie er dahin gekommen war. Sie hatte ihn doch nicht zu ihrem Tisch gezerrt, oder? Ven saß da und lauschte verzückt dem Tischgespräch. Seltsam war nur, dass alles irgendwie gedämpft klang, wie in Watte gepackt.
    Eric plauderte mit Nigel über Wein   – die übliche »Haben Sie schon den südafrikanischen Merlot probiert?«-Unterhaltung.
    »Wieso haben wir einen Offizier an unserem Tisch?«, fragte Olive leise Frankie.
    »Die setzen sich manchmal zu den Passagieren. Und er ist nicht bloß Offizier, sondern der Captain.«
    Olive riss die Augen weit auf. »Nein! Ich dachte, der Vierschrötige in den Shorts ist der Captain, der, mit dem sich die Leute neulich fotografieren ließen.«
    »Anscheinend nicht. Der ist wohl der erste Offizier. Der Boss ist er hier.«
    Die Vorspeisen wurden serviert. Auch das war an dieser Kreuzfahrt beachtlich, fand Frankie: Man wartete nie länger als fünf Minuten auf sein Essen.
    Während des ersten Gangs benahm Ven sich bestens, so dass ihre Freundinnen sich allmählich zu entspannen begannen   – bis sie wieder den Mund aufmachte.
    »Wieso hab ich nur die Ente bestellt.« Sie stieß Nigel ein wenig zu energisch mit dem Ellbogen an, woraufhin ihm ein Shrimp von der Gabel flog. »Die sehen viel hübscher aus, wenn sie auf einem Fluss schwimmen, als aufgeschnippelt auf einem Teller.«
    »Was hat sie?«, fragte Roz stumm Olive.
    Nigel blieb vorbildlich galant. »Das kann man vonKrabben indes nicht behaupten. Die sind ungekocht ziemlich hässlich.«
    »Blau, nicht, also in echt? Ja, rosa ist definitiv hübscher.«
    Roz flüsterte Olive zu: »Wir bringen sie lieber in ihre Kabine und packen sie ins Bett. Sie stirbt vor Scham, wenn sie morgen erfährt, wie sie drauf war.«
    »Wir hatten heute ein leckeres Eis in   … Klorfu«, sagte Ven, um etwas zum Gespräch beizusteuern, das sie weniger weggetreten erscheinen ließ. »Leider habe ich von meinem nicht viel gegessen«, ergänzte sie. »Mir ging’s nicht so prächtig. Und Sie wissen ja, wie die griechischen Klos sind.«
    »Bring sie zum Schweigen!«, rief Roz Olive zu.
    »Und ich musste in Zeichensprache mit einer Atop…Apothekerin reden«, fuhr Ven fort.
    »Okay, das reicht«, sagte Frankie, stand auf und schnappte sich Vens Handtasche.
    »Wie viele von den Tabletten hast du genommen, Ven?«, fragte Roz.
    »Nur nochmal zwei, vorhin. Die Frau hat doch gesagt, vier, oder nicht? Und ich hab insgesamt vier genommen.« Vens Lider wurden sehr schwer.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht hättest du lieber gar keine mehr nehmen sollen«, sagte Roz, die Nigel von den griechischen Tabletten und der griechischen Apothekerin erzählte.
    Nigel machte Anstalten, aufzustehen. »Lassen Sie mich Ihnen helfen, Venice zur Krankenstation zu bringen. Wir sollten Pierre Floren die Tabletten zeigen.«
    »Schon okay, ich bringe sie hin«, sagte Frankie entschlossen. Sie musste sich hier dringend um Schadensbegrenzung bemühen. Ven dürfte es schon so peinlich genug sein; wenn ihr nun auch noch der Captain aus dem Restaurant half, würde sie sich morgen vor Scham über Bord werfen.
    »Ich gehe nirgends hin, ehe ich nicht meine Ente gegessen habe!«, protestierte Ven. Sie wollte sich wieder hinsetzen, wurde jedoch von der energischen Frankie daran gehindert.
    »Doch, tust du. Komm schon.« Sie wandte sich zu Olive und Roz. »Ihr bleibt hier und genießt euren Abend. Ich schaffe das allein. Und nach der vielen Sonne bin ich sowieso müde, also ist es nicht

Weitere Kostenlose Bücher