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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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kringelte sie sich. Danach schlug Roz vor, dass sie ein wenig durch die frische Luft an Deck spazierten. Sie trank ihr viertes großes Glas Wein, und leider steigerte der Alkohol ihre Wut auf »die heilige Francesca«. Wie gewöhnlich galt ihre Verärgerung vor allem ihr selbst, doch gerade deshalb brauchte sie jemand anderen als Ziel. Tief in ihrem Innern wusste Roz natürlich, dass Frankie aus purer Selbstlosigkeit bei Ven blieb, weil Frankie seit eh und je nett und rücksichtsvoll war. Roz hasste es, dass sie nicht mehr befreundet waren, oder vielmehr: dass sie darauf bestand, nicht mehr mit Frankie befreundet zu sein. Auch hatte sie nie hören wollen, was genau an jenem Abend passiert war. Sie hatte ihre Schlüsse gezogen, ein Urteil gefällt und ihr Herz für immer gegen die Freundin verschlossen. Seither jedoch hatte sie oft gegen den Wunsch gekämpft, ihren Stolz zu begraben.
    Roz blickte am Heck über die Reling auf das brodelnde Wasser. Sie malte sich aus, wie sie Frankie mit ihrer blöden blonden Igelfrisur und ihren riesigen Kunstmöpsen hineinstieß. Dann fiel ihr die Frankie aus der Schulzeit wieder ein, die immerzu lachte und Roz verlässlich aufmunterte, egal wie mies ihre Stimmung war. Sie waren unzertrennlich gewesen   – Froz   – und Roz legte damalseinen feierlichen Eid ab, dass sie, sollte Frankie unerwartet jung sterben, in deren Haus einbrechen und ihren Vibrator sowie die Plüschhandschellen aus dem Nachtschrank holen würde, bevor Frankies Eltern sie entdeckten. Eine solche Pflicht bürdete man nur einer Freundin auf, der man bedingungslos vertraute. Roz ertränkte diese Gedanken mit einem weiteren Schluck Wein.
    »Herrlich hier draußen, nicht?«, sagte Olive. Eigentlich war es vor allem dunkel. Aber in der Ferne blinkten die winzigen Lichter kleiner Boote, die man ebenso gut für Sterne halten könnte; sie waren so hoch, dass es aussah, als würden die Boote über den Himmel statt das Meer segeln. »Schade, dass Ven diesen Abend verpasst hat. Ich fand den Komiker klasse. Übrigens hat er noch eine andere Show in ein paar Tagen, dann können wir zusammen hingehen. Und Frankie mag ihn bestimmt.«
    »Die heilige Frankie, meinst du«, korrigierte Roz.
    Olive würdigte diese Bemerkung keiner Antwort. Stattdessen sagte sie: »Frankie sah heute Abend auch ein bisschen müde aus. Ich glaube, ich habe noch nie so viel und so tief geschlafen wie hier. Was tun die bloß in die Seeluft?«
    Aber Roz war nach mehr Frankie-Hetze, und sie ließ sich nicht vom Thema abbringen. »Frankie war nicht müde«, erwiderte sie verbittert. »Sie wollte bloß die Märtyrerin spielen. Wart’s ab, morgen entspringt eine Heilquelle an der Stelle, an der sie heute gesessen hat, und Lahme und Kranke kommen in ihren Rollstühlen angefahren. Die heilige Frankie und das neue Lourdes.«
    »Hör auf, Roz«, sagte Olive streng.
    »Auch bekannt als ›Schlampen-Lourdes‹.«
    »Oh, mein Gott, jetzt lass es endlich!«, fuhr Olive sie an. »Wir haben Ferien!«
    Nun war Roz richtig in Fahrt. Der Alkohol machte es unmöglich, all die Gedanken und Fragen wie sonst zu verdrängen   – beispielsweise, warum Olive und Ven noch mit einer Frau befreundet sein konnten, die ihr das angetan hatte? Und warum hatte Roz dauernd das Gefühl, sie wäre im Unrecht, wenn sie erwähnte, was Frankie hinter ihrem Rücken getan hatte? War es nicht vollkommen legitim, stinksauer auf die sogenannte beste Freundin zu sein, weil sie versucht hatte, ihren Freund zu verführen?
    »Tja, ich find’s nur komisch, dass ihr auf ihrer Seite seid«, stichelte Roz.
    »Was meinst du?« Olive hatte die Nase von dieser ganzen Roz-und-Frankie-Geschichte gestrichen voll. Vier Jahre, und es war kein Ende in Sicht. Sie probierte es mit einer Ablenkungstaktik. »Gehen wir nach unten ins Samovar und trinken einen heißen Kakao.«
    »Wieso musst du jedes Mal das Thema wechseln, wenn ich darüber rede, dass Frankie versucht hat, Manus zu vögeln?«
    »Weil es eine Ewigkeit her ist«, seufzte Olive. »Und alles, was dazu überhaupt zu sagen wäre, ist längst gesagt.«
    »Deiner Meinung nach vielleicht, für mich nicht! Ich verrate dir was: Hätte Ven sich an deinen David rangeschmissen, ich hätte nie wieder ein Wort mit ihr geredet. Man nennt das Loyalität.«
    Loyalität? Olive hätte fast gelacht. Wenn Roz doch nur wüsste, dass es verfluchte Loyalität war, die sie alle überhaupt erst in diesen Schlamassel geritten hatte.
    »Es reicht, Roz. Ich gehe runter ins

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