Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
ungewöhnlich schüchtern. »Ich weiß, dass es aufdringlich von mir ist, aber meine Freundin hat morgen ihren vierzigsten Geburtstag, und sie ist ein großer Fan von Ihnen. Es würde sie unglaublich freuen, wenn Sie auf dieser Karte für sie unterschreiben. Ihr Name ist Venice.«
    Dom Donaldson, der in seiner Fernsehserie so schelmisch und freundlich rüberkam, wandte sich eisigen Blicks zu Roz, die ihm hoffnungsvoll ihre Karte und einen Stift entgegenhielt. Er nahm beides wortlos, kritzelte etwas in die Karte, klappte sie zu und schleuderte sie Roz entgegen.
    »Vielen Dank«, sagte Roz. »Sie wird sich riesig freuen. Und entschuldigen Sie vielmals die Störung. Einen schönen Abend noch, und nochmals vielen Dank.«
    Im Gehen murmelte sie fast lautlos »dämlicher Schnösel« vor sich hin. Wenigstens wäre Ven verzückt, und das war die Hauptsache. Draußen vor dem Theater linste sie in die Karte, um zu sehen, was er geschrieben hatte. Dort stand in Großbuchstaben HAU AB ICH BIN IM UHRLAUB!
    Dieser Verfluchte   … Roz drehte sich um und machte schon zwei Schritte zurück zum Darcy’s, um diesem aufgeblasenen Fatzke ein paar warme Worte zu sagen, als sie innehielt. Was brachte das? Er würde sich sicher nicht entschuldigen oder irgendwas einsehen. Er war eben einer von diesen Schauspielern mit einer völlig überzogenen Vorstellung von ihrer eigenen Wichtigkeit:Ein bisschen weibliche Aufmerksamkeit, schon hielt er sich für einen Gott. Neben ihm nahm sich der angeblich permanent miesgelaunte Russell Crowe wie ein echter Spaßvogel aus. Und dann konnte er nicht mal »Urlaub« richtig schreiben! Wieso kapierten diese Berühmtheiten nicht, dass sie nichts weiter zu tun hatten, als nett zu den Leuten zu sein, die sie überhaupt erst zu welchen gemacht hatten? Er sollte doch bloß Herzlichen Glückwunsch auf eine Karte schreiben, mein Gott, keine Niere spenden.
    Roz überlegte, eine neue Karte zu besorgen und seine Unterschrift zu fälschen, aber so wie sie Ven kannte, würde die hingehen und sich bei ihm bedanken, worauf er sie genüsslich aufklären würde. Ihr schöner Tag wäre ruiniert. Nein, es war besser, die Überraschung zu vergessen. Roz riss die Karte in kleine Fetzen, was sie noch lieber mit dem Idioten gemacht hätte, und warf sie in den Mülleimer vorm Theater. Venice würde auch ohne diesen eitlen Blödmann einen fantastischen Geburtstag haben, dafür sorgten sie schon.
    Roz holte einige Male tief Luft, bevor sie ins Theater zu den anderen ging. Sie stand an der Wand gegenüber der Treppe, und ihr Atem normalisierte sich gerade wieder, als ein Mann die Treppe herunterkam, dessen Anblick ihr den Atem raubte. In einem göttlich geschnittenen schwarzen Anzug, dem weißesten Hemd überhaupt und mit Fliege kam niemand Geringerer als Raul Cruz auf sie zu. Seine Augen waren genauso fest auf Roz gerichtet wie ihre auf ihn. Und obgleich er nichts sagte, sondern ihr lediglich kurz zunickte, bekam Roz so weiche Knie, dass sie fürchtete, zu Boden zu sinken.

Tag 9
    Venedig

    Dresscode: Lässig-elegant

43. Kapitel
    Für David Hardcastle wurde der 24. August für immer »der Tag, an dem sein Leben komplett in den Arsch und wieder raus ging«. An diesem Tag nämlich wurde alles, was er bisher zu wissen glaubte, in den Boden gestampft, um sofort durch etwas völlig Neues ersetzt zu werden. Es war ähnlich wie bei dem alten Co-op in der Newland Street, den sie plattgewalzt und gleich als Fitnesscenter wieder aufgebaut hatten. Obwohl das Beispiel vielleicht nicht so gut war, denn bei dem Fitnesscenter gab es irgendein bauliches Problem, so dass sie es binnen sechs Monate wieder abreißen mussten.
    Der Tag fing harmlos mit einem üppigen Frühstück an. Summend schnippte David die Würstchen auseinander, schnitt Tomaten, Pilze und dicke Scheiben Blutwurst. Als das Fett in der Pfanne geschmolzen war und ein erstes kleines Zischen erklang, bimmelte das Telefon. David hörte, wie seine Mutter ranging und mit jemandem redete.
    »Ja, hier ist Doreen Hardcastle   … Oh, das tut mir leid«, sagte sie. Dann sprach sie sehr viel leiser, und er verstand nichts mehr bis: »Ja, ja   … Ich bin zu Hause   … Ja, natürlich, musst du das fragen?   … Bis später dann.«
    Die Bratendüfte stiegen David in die Nase und entlockten seinem gewaltigen Bauch ein freudiges Knurren. Er griff nach dem Eierkarton und beschloss, heute Morgen drei zu braten   – zwei für sich und eins für seine Mutter. Nur leider war die Eierpappe

Weitere Kostenlose Bücher