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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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geben.
    Royston trug heute Abend ein weißes Hemd mit Rüschen an der Knopfleiste, in dem er aussah wie das uneheliche Kind von Shirley Bassey mit dem königlichen Bingo-Ausrufer. Das Hemd hatte sicher auch ein Vermögen gekostet, vermutete Roz.
    Ven bemerkte Nigel, der von der anderen Seite des Restaurants herüberkam, und sofort hatte sie einen nervösen Krampf im Bein. Er war wirklich absolut umwerfend. Sie griff nach ihrem Wasserglas, stieß das Weinglas um, das Angel gerade befüllt hatte, und verursachte wieder einmal allgemeines Chaos.
    Huch! , machte Irene, und noch lauter rief Eric Du liebe Güte! Buzz lief mit einer Serviette herbei, um die Pfütze aufzutupfen, und Ven wollte einfach nur sterben. Captain Nigel erreichte den Tisch rechtzeitig, um den Höhepunkt des Durcheinanders noch mitzubekommen.
    »Guten Abend, die Herrschaften«, sagte er. »Verzeihen Sie meine Verspätung.« Er musterte die Rotweinflecken auf der blütenweißen Tischdecke.
    »Ich schon wieder, tja-ha«, sagte Ven. »Und diesmal kann ich nicht mal Tabletten die Schuld geben.«
    »Freut mich zu hören«, sagte Nigel.
    Elvis flüsterte dem Captain etwas zu   – wahrscheinlich, dass sie das Tischtuch wechseln müssten   – aber Nigel winkte ab. »Nein, alles bestens, Elvis. Auf See gibt es Schlimmeres.« Er lächelte, wobei kleine Fältchen in den Winkeln seiner bemerkenswert grauen Augen erschienen. Vens Herz hämmerte in ihrem Brustkorb.
    »Hatten Sie alle einen schönen Tag?«, fragte Nigel.
    Jeder am Tisch bejahte munter.
    »Ich hörte, dass es am Pila-Tor zu einer unerfreulichen Drängelei kam.«
    »Das war wirklich erschreckend«, sagte Olive. »Wir steckten mittendrin.«
    »Ich hatte versucht, an einem anderen Tag anzulegen, weil zu viele Schiffe dort waren, aber das ging leider nicht«, erklärte Nigel.
    »Wir sind gar nicht erst in die Stadt«, sagte Royston. »Wir haben uns gleich ein Taxi zu dem niedlichen kleinen Strand genommen, nicht, Chefin?« Er blickte zu Stella. Die hatte sich heute offenbar wieder intensiv gesonnt; allmählich sahen Dom Donaldson und seine Angelina für Arme neben ihr wie Frosty der Schneemann aus.
    »Uns gefiel die Stadt sehr. Sie ist wunderschön«, erzählte Olive.
    »Wir sind die Stadtmauer abgewandert«, berichtete Eric stolz. »Eine sagenhafte Aussicht. Bisher habe ich es nie ganz geschafft, deshalb waren wir diesmal fest entschlossen, stimmt‘s, Irene?«
    »Oh ja«, bestätigte seine Frau, die mit ihrer leichten Sonnenbräune und dem hübschen zartrosa Kleid heute Abend allerliebst aussah. Ihr weißes Haar hatte sie sichoffensichtlich extra für den Abend im Salon frisieren lassen.
    »Kommen Sie auch mal mit Passagieren, Captain?«, fragte Ven, die versuchte, etwas Unverfängliches beizusteuern, was ihr leider nicht gelungen war. »Ich meine, an Land, also ob Sie mal   … mit Passagieren an Land gehen.«
    »Hier, nimm dir ein großes Brötchen und stopf es dir in den Mund«, zischte Roz ihr zu, als Buzz ihnen den Brotkorb reichte.
    »Manchmal schon«, sagte Nigel, dessen Augen einzig auf Ven gerichtet waren. Ihre Wangen fühlten sich rot genug an, um die Rotweinflecken auf dem Tischtuch das Fürchten zu lehren. »Übrigens gehe ich in Venedig an Land. Dort richte ich es möglichst immer so ein, mit Passagieren zu kommen, Venice.«
    Nanu? Flirtete er etwa mit ihr, fragten sich Olive, Roz und Frankie gleichzeitig. Interessant.
    »Du musst unbedingt mit einer Gondel gondeln, Venice«, sagte Eric und lachte über seinen mehr als mäßigen Witz.
    »Das haben wir fest vor«, antwortete Frankie.
    »Was für ein schöner Name: Venice«, sagte Irene.
    »Sie hasst ihn.« Roz zeigte auf Ven. »In der Schule flippte sie jedes Mal aus, wenn jemand sie anders als ›Ven‹ nannte.«
    »Musst du gerade sagen, Rosalind!«, spottete Frankie.
    »Selber, Francesca«, konterte Roz.
    »Warum wolltet ihr alle eure reizenden Namen abkürzen?«, fragte Irene.
    »Venice mag ja noch gehen, wenn man ein Filmstar ist«, erklärte Ven. »Um mit so einem Namen durchzukommen, muss man einen ausgefallenen Nachnamen und schwerreiche Eltern haben. Venice Smith klang einfach falsch. Wie Tatiana Riley oder   … oder Muschi Sidebottom.«
    Oh NEIN , habe ich tatsächlich Muschi gesagt? Ven bemühte sich noch, nicht vor Scham vom Stuhl zu kippen, als Nigel sagte: »Ich habe eine Nichte, die Tatiana heißt.«
    »Bitte, sagen Sie mir, dass das ein Scherz ist.« Ihre Stimme klang angespannt.
    »Ja, ist ein Scherz.« Nigel

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