Leiden sollst du
das Hitten nicht mitbekommen, aber Ben wusste es besser, denn sein Freund warf seine Kippe auf den Boden und trat sie so fest aus, als trampelte er ein ekeliges Insekt tot.
Das Dope entspannte Benjamin, genau das, was er nach einem beschissenen Tag wie diesem brauchte. Er fühlte sich mit einem Mal so leicht, dass er nachschaute, ob er nicht einige Zentimeter über dem Balken, auf dem er vor dem improvisierten Grill saß, schwebte.
Grinsend lehnte er sich gegen den Baumstamm hinter ihm. Hätte er eben noch darüber kotzen können, dass er übermorgen wieder in den Unterricht musste, so war ihm jetzt scheißegal, dass die Schulferien mit diesem Augustwochenende vorbeigingen. In zwei Jahren war er eh mit dem Gymnasium fertig, dann musste er die Lehrerspacken dort nie wiedersehen. Die Zeit saß er doch auf einer Arschbacke ab, besonders mit etwas Ganja, wie sein dunkelhäutiger Sitznachbar Killa es nannte. Angeblich kam er aus Jamaika, aber Ben glaubte ihm kein Wort, denn er sprach nicht nur ohne jeglichen ausländischen Akzent, sondern es schwang sogar etwas Kölner Dialekt bei ihm mit.
Grinsend rauchte er einen weiteren Head und lachte ohne Grund, einfach so. Mann, tat das gut!
Als er zu der Party in Porz gefahren war, war seine Laune auf dem Nullpunkt gewesen. Erst hatte sein Vater ihm eine Strafpredigt gehalten, die sich gewaschen hatte, weil seine letzte Handyrechnung schon wieder zu hoch gewesen war, und gedroht, ihm sein Smartphone wegzunehmen. Dann hatte seine Mutter ihn auch noch beim Wichsen erwischt. Er hatte sich doch nur einen runtergeholt, um nach der Standpauke wieder gut drauf zu sein. Fuck, war das peinlich gewesen! Nachdem sie mit hochrotem Kopf aus seinem Zimmer geflohen war, war sein Schwanz zwar immer noch hart gewesen, aber er hatte nicht mehr abspritzen können. Diese Unzufriedenheit löste sich erst jetzt in Luft auf.
Dank Mary Jane ging es ihm wieder gut. Das Blubbern des Wassers in der Wasserpfeife klang nach Urlaub für ihn. Ihm war, als würde er auf einer Luftmatratze auf dem Wasser treiben, während die Sonne auf ihn herabschien.
Auch wenn das Gebäude, in der sich die Vokü befand, echt abgefuckt war. So stoned war er noch nicht, dass er hier etwas essen würde. Es lag eh nur Gemüse auf dem Rost vor ihm und drinnen gab es Salat mit Sprossen, die wie Spermien aussahen, Couscous und ein veganes Gericht in einer Tajine – einem marokkanischen Topf, wie man ihm erklärt hatte, der ihn an eine braune Zipfelmütze erinnerte – , das so verkocht war, dass man nicht mehr erkennen konnte, aus was es bestand.
Eine Mitarbeiterin kam mit einer Spinne auf einem Maisfladen in den Garten und setzte sie zwischen einer aufgerissenen Mülltüte und einem vergammelten Birkenstock-Schuh ab. Der Clog sah so gelb aus wie der Fladen und Ben vermutete, dass jemand darauf gepisst hatte. Sie steckte sich, wieso auch immer, einen Dreadlock zwischen ihre Zähne, ging wieder hinein, und Ben zweifelte keinen Moment daran, dass sie den Maisfladen zurück auf das Buffet legen würde.
Plötzlich drehte sich Killa neben ihm herum, spie den halb verdauten Tajine-Eintopf aus – Ben fand, dass das Essen auch nicht anders als vorher aussah – und schob mit dem Schuh einfach etwas Dreck auf die Kotze. Als wäre nichts geschehen, wandte er sich wieder zur Glut um und soff weiter.
Verwundert rauchte Ben seine Wasserpfeife. Normalerweise wurde ihm speiübel, wenn er so etwas mitbekam. Aber durch die Bong machte ihm nicht einmal der säuerliche Gestank etwas aus.
Benjamin schaute sich um und fühlte sich allen so nah, obwohl er keinen auf der Party kannte, außer Maik, Denis und Julia. Viele liefen in Klamotten herum, die nicht einmal mehr in die Altkleidersammlung gehörten, aber was das Dope betraf, waren sie korrekt und teilten sogar.
Killa, der sich eigentlich Killa Rhymes nannte und Rapper war, hatte Benjamins Bong neu gefüllt, und dieser fragte sich, was er da rauchte, denn das Zeug haute rein. Normalerweise paffte Ben ein Gemisch aus Tabak und Cannabis, aber heute Nacht schmeckte es anders. Aber weil er nicht uncool sein wollte, fragte er nicht nach.
Julia kam aus dem Haus, blieb auf dem Betonquadrat, das wohl vor langer Zeit einmal eine Terrasse gewesen war, stehen und schoss mit ihrer Handykamera ein paar Fotos von den Gästen. Als sie Benjamin bemerkte, packte sie ihr Smartphone weg. Ihre Miene verfinsterte sich.
Oh, oh , dachte er und kicherte in sich hinein. Manchmal sah sie seiner Ma erschreckend
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