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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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sie lieber, wenn sie Jeans und Chucks trug.
    Zuerst blinzelte er Benjamin von der Seite an und packte den Flaschenhals so fest, dass Ben befürchtete, er würde zerbrechen. Provozierend klackte er sodann sein Zungenpiercing von innen gegen seine Zähne und schaute ihr auf die Brüste. „Trinkst nicht, rauchst nicht. Wie sieht es mit Ficken aus?“
    „Fick dich selbst!“ Sie zeigte ihm ihren Mittelfinger, stieß Ben mit einem wütenden Schnauben an, sodass ihm beinahe die Glasbong aus der Hand gerutscht wäre, und stand auf, um zu gehen.
    Doch Denis stellte sich ihr in den Weg. Er war etwas kleiner als sie, aber breiter. Sein gelb-grünes Cologne-Crocodiles-Käppi saß schräg auf seinem Kopf. Es drückte seinen asymmetrisch geschnittenen Pony platt, sodass eine Strähne seine Wimpern streifte und er ständig zwinkern musste, aber er änderte nichts daran. Sein schwarz-rotes Kölner-Falcons-T-Shirt war so groß, dass man die Konturen seines Körpers nicht erkennen konnte.
    Er könnte es auch als Nachthemd tragen, kam es Benjamin in den Sinn. Warum hatte sich Denis nicht für eine der beiden American-Football-Mannschaften entschieden? Vielleicht befürchtete er, auf Fans beider Vereine zu stoßen, und wollte Ärger vermeiden, das würde zu ihm passen. Speichellecker! Grinsend inhalierte Ben den Rauch.
    Julia versuchte, an Denis vorbeizugehen, aber er versperrte ihr den Weg und schaute zu Maik, als erwartete er Applaus. Plötzlich rammte sie ihm ihren Ellbogen in die Rippen, sodass er aufschrie und beide Hände auf seine Seite drückte.
    So ein Gesicht muss er als Baby gemacht haben, wenn er geheult hat, um seiner Mutter mitzuteilen, dass er Hunger hatte , dachte Benjamin und hielt sich den Bauch vor Lachen.
    Julia glaubte wohl, er würde sich über sie lustig machen, denn sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu, stieß Denis weg und stakste an ihm vorbei ins Haus hinein.
    Maik setzte sich dorthin, wo Julia noch vor Kurzem gesessen hatte, schob Benjamin weg und lehnte sich selbstzufrieden gegen den Baumstamm, den Ben als Rückenlehne benutzte. „Das hast du verbockt.“
    „Ich?“ Bens Augen weiteten sich. „Warum ich?“
    Maik schnalzte, als würde er mit einem Kleinkind sprechen. „Die Alte ist sauer auf dich, Mann.“
    „Ihr“, Ben schaute abwechselnd seine beiden Freunde an, „habt Julia doch blöd angemacht.“
    „Die tut nur spröde, um mich heißzumachen. Sie steht auf mich.“ Dass Maik sich ausgerechnet in diesem Moment an die Eier packte, um sich zu kratzen, hielt Benjamin nicht für einen Zufall.
    Ben stellte die Wasserpfeife kurz ab, um seinen Turnschuh neu zu binden, denn die Schnürsenkel waren aufgegangen. „Ja, klar.“
    Maik spannte seinen Arm an und strich über seinen Bizeps. „Alle Weiber stehen auf mich.“
    „Die nicht, die fährt auf ihn ab“, sagte Denis und zeigte auf Ben.
    Mit zusammengepressten Zähnen starrte Maik zu ihm auf, worauf Denis ihm schnell einen Blunt reichte.
    Ben fühlte sich gebauchpinselt. Er wollte nichts von Julia. Sie war nett, keine Frage, aber eben mehr auch nicht. Dass sie jedoch kein Interesse an Maik hatte, wie sonst eigentlich alle Mädchen, gefiel ihm.
    Als Maik in den Sand vor Bens Füßen rotzte, grinste er, aber dieses Lächeln wirkte nicht wie Sonnenschein, der vom klaren Himmel herabschien, sondern wie Strahlen vor einem Gewitter, die sich durch kranken, ockerfarbenen Dunst quälten. „Besorgt sie es dir?“
    Jetzt war wohl der Moment, wo Ben ihn aufklären sollte, dass sie nicht seine Freundin war, zumindest nicht so, aber er tat es nicht, damit sich Macho-Maik ärgerte.
    In einer obszönen Geste schob Maik immer wieder seine Zunge in seine Wange und deutet damit Oralverkehr an, während Denis die Musik zu dem Schauspiel lieferte und stöhnte.
    „Ihr seid Spinner!“ Ben lachte, erhob sich und schlurfte ins Gebäude, um Julia zu suchen. Er wollte nicht, dass sie verärgert war, schließlich konnte er mit ihr über Dinge reden, über die er mit seinen Kumpel nicht sprechen konnte. Gefühle zum Beispiel.
    Als er sah, dass sie bei einem Mann stand, wusste er nicht, ob er sie stören sollte. Dann gerieten die beiden in Streit. Sie schrien sich an, aber die Musik war zu laut, als dass Benjamin die Worte verstehen konnte. Da der Kerl abhauen wollte, packte sie ihn, holte mit der anderen Hand ihr Handy aus der Tasche und schoss ein Foto von ihm. Aufbrausend wehrte er sie ab und zwar so grob, dass sie rückwärtstaumelte und über eine Gruppe von

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