Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
Vom Netzwerk:
rülpsen. „Einer für alle und alle für einen. Oder so.“
    „Dann zick nicht rum wie ein Weib.“ Denis’ Ellbogen landete in seinen Rippen.
    Seltsamerweise spürte Ben keinen Schmerz. Er nahm den Schnaps und trank, schließlich wollte er vor seinen Freunden nicht wie ein Warmduscher dastehen. Auf einmal fiel ihm etwas auf, was er bisher nicht bemerkt hatte und ihn kurz an seinem Verstand zweifeln ließ. Er blinzelte seinen Freund an. „Ist das da ein Kabel um deinen Hals?“
    Denis schlug sich grölend auf den Oberschenkel. „Ja, Mann, das hab ich aus dem Keller. Andere tragen Stacheldraht als eine Halskette, ich einen Strick, falls ich mich spontan killen will.“
    „Wichser!“ Offenbar war er nicht als Einziger neben der Spur, das beruhigte Ben. Er befand sich in bester Gesellschaft von Spinnern.
    „Selber.“ Denis zeigte auf Julia. „Eine Möse ist hinter dir her, aber du legst sie nicht flach. Was ist los mit dir, Alter?“
    Ben fand Julia hübsch, ja, aber er flippte nicht gleich aus, nur weil sie einen kurzen Rock und einen tiefen Ausschnitt trug. „Bin halt nicht so notgeil wie ihr zwei.“
    Während Maik weiterrauchte, ließ er Julia nicht aus dem Blick. Seine Pupillen waren stark geweitet. „Da geht der in eine Tanzschule wie eine Schwuchtel und lernt ausgerechnet dort eine heiße Braut kennen. Wir hätten mitgehen sollen.“
    Angewidert schüttelte sich Denis, das sollte wohl Nicht wirklich! heißen.
    „Ich kriege sie zuerst.“ Maik fixierte Julia wie ein Kater eine Maus, bevor er sie anspringt, um sie mit seinem Spiel zu quälen und schlussendlich zu fressen. „Hab das Rat Pack schließlich gegründet.“
    Die Brise legte sich. Kein Lüftchen wehte mehr. Die Augustnacht wirkte auf Benjamin schwüler als noch kurz zuvor. Er schwitzte von einer Sekunde auf die andere stark. Außerdem war da ein Geruch, den er jetzt erst bemerkte. Es stank, als würde in der Nähe ein totes Tier verwesen.
 

35
     
    „Du bist doch krank!“, schrie Julia so schrill, dass Ben sich die Ohren zuhielt. Sie versuchte den Pfad zurück zum Haus zu gehen, doch Maik und Denis stellten sich ihr in den Weg. Sie hob ihr Handy hoch, als handelte es sich um eine Waffe.
    „Keiner kriegt sie.“ Hatte Benjamin das gerade gesagt? Er hörte sich sprechen, hatte aber nicht den Eindruck, seinen Mund zu bewegen. Mit seinen Fingern imitierte er Schwalben. „Sie ist frei wie ein Vögelchen.“
    „Ein Vogel, der zum Abschuss freigegeben ist.“ Mit dem Unterarm wischte sich Mike über die Lippen, als sabberte er.
    Denis tat, als würde er ein Gewehr halten, visierte damit Bens Schwalben an und knallte sie ab, worauf dieser lachte. Sie verhielten sich oft kindisch, wenn sie kifften.
    „Sag doch was.“ Grob boxte Julia Benjamin. „Tu doch was, verdammt!“
    „Bleib cool! Die machen nur Spaß.“ Alles war Spaß: die Party, Julias Kuss, der Alk und das Dope.
    Aufbrausend schlug sie ihm die Flasche aus der Hand. „Die wollen mir an die Wäsche und dir ist das völlig egal. Das macht nur dieses widerliche Zeug, mit dem du dich zudröhnst. Ich hasse es!“
    Maik stürmte zum Schnaps und hob ihn auf. Die durchsichtige Flüssigkeit war ausgelaufen und sickerte vor seinen Füßen in den Boden. Wütend brüllte er: „Fotze!“
    „Keiner fasst dich an“, beruhigte Ben Julia. Wer wollte schon einem Mädchen zwischen die Beine greifen? Weiber waren feucht da unten, sie rochen anders als Jungs, hatte er bei Nina im Sommercamp damals festgestellt, und das reichte ihm, und sie machten ständig alles kompliziert. Wenn das Rat Pack unter sich war, gab es nie Streit.
    Zitternd zeigte Julia auf Maik. „Er hat doch schon beim Grill angedeutet, dass er mich ficken will.“
    „Bullshit.“ So etwas hatte Maik bestimmt nicht gesagt. Oder etwa doch? Etwas klingelte bei Ben, aber er erinnerte sich nicht. Warum lachte Denis ihn aus? Hatte er etwas nicht mitgekriegt?
    Julia packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn. „Deine Vergesslichkeit kommt von der Bong.“
    Wovon redete sie? Verwundert betrachtete er seine Hände. Sie waren leer. „Welche Bong?“
    Denis hielt sich den Bauch und grölte, während Maik immer noch zornig dreinschaute. Sein Gesicht erinnerte Ben an eine Teufelsfratze. Im ersten Moment fand er das lustig, doch dann gruselte es ihn. Warum hörte Denis nicht auf zu lachen? Es klang immer irrer. Als Benjamin über Julia hinweg zu ihm schaute, inhalierte er gerade den Rauch aus der Wasserpfeife.
    „Die Tussi hat meinen

Weitere Kostenlose Bücher