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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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Selbstgebrannten verschüttet“, brüllte Maik wütend. „Hast du eine Ahnung, wie viel Kohle ich dafür geblecht habe?“
    „Sie soll ihn bezahlen“, schlug Denis vor, leckte sich über die Lippen und machte damit klar, dass er nicht von Geld sprach. Er schaute zu Maik auf wie ein Hund, der ein Kunststück aufgeführt hat und dafür Lob erwartete.
    „Gute Idee.“ Als Maik ihm auf die Schulter klopfte, schwoll Denis’ Brust förmlich an.
    Julias Stimme zitterte. „Ich hab kein Geld.“
    „Das glaube ich dir nicht.“ Jeder Muskel in Maik schien sich aufzublähen.
    Benjamin kannte dieses Macho-Gehabe. Indem sein Freund sich aufplusterte, versuchte er, je nachdem, Weiber zu beeindrucken oder Kerle einzuschüchtern. Diesmal wirkte er bedrohlich, obwohl er ein Mädchen vor sich hatte. Das passt nicht zusammen, das ist nicht richtig , dachte Ben, aber seine Bedenken verloren sich im Rausch.
    „Ich habe nur noch drei Euro dabei.“ Aufgeregt suchte Julia in ihren Taschen.
    „Das werde ich überprüfen“, sagte Maik und lächelte, sodass Ben für einen Moment glaubte, er habe sich die Anspannung nur eingebildet und die anderen spielten ihm nur etwas vor, weil sie genauso stoned und betrunken waren. Aber Mikes Lächeln wurde immer teuflischer. „Dafür muss ich dich natürlich ausziehen.“
    „Leibesvisitation!“, rief Denis und nickte unentwegt mit seinem Melonenkopf wie ein Wackeldackel.
    Ängstlich sah Julia die beiden abwechselnd an. „Fasst mich ja nicht an, ihr Schweine!“
    „Erst werde ich dir die Kleider vom Leib reißen und dann deine Fotze untersuchen, ob du die Münzen nicht da unten versteckt hast.“ Mit dem Flaschenhals deutete Maik auf ihren Schoß.
    Julias Körper bebte. Um sie zu beruhigen, wollte Benjamin sie in den Arm nehmen, aber sie floh vor ihm, als würde sie sich vor ihm fürchten. Maik redete doch nur Scheiß. Das gehörte dazu, wenn er einen auf dicke Hose machte. Warum regte sie sich so auf? Kapierte sie das denn nicht?
    War die Luft eben noch wie Sirup, so war sie nun zum Schneiden dick. Unsicher blickte Ben zwischen den dreien hin und her. Er hatte keinen Plan, was vor sich ging. Bildete er sich das alles nur ein? Hatte er wieder Halluzinationen? Es musste so sein. Alles kam ihm so unwirklich vor.
    „Sie sieht aus, wie eine, die sich für Sex bezahlen lässt. Aber heute bezahlt sie uns.“ Provozierend klackerte Maik sein Zungenpiercing gegen seine Zähne.
    „Bleibt ja, wo ihr seid!“ Heftig atmend taumelte Julia rückwärts, bis der Rhein sie aufhielt. Einen Schritt weiter und sie wäre ins Wasser gefallen.
    Sie nestelte an ihrem Handy herum und hielt es hoch, sodass es auf Maik und Denis zeigte. Zuerst begriff Benjamin nicht, was sie vorhatte. Ihm fiel das Denken immer schwerer. Sein Gehirn war wie Pudding. Eigentlich hatte er vorgehabt, durch das Kiffen zu vergessen, was an dem Tag alles schiefgelaufen war, aber nun konnte er durch das Dope nicht dem folgen, was gerade passierte. Er spürte nur, dass etwas nicht stimmte. Die Atmosphäre war bedrückend. Anscheinend meinten die das ernst mit ihrem Streit. Wichser! Sie befanden sich doch auf einer Scheißparty! Warum verdarben sie den ganzen Spaß?
    Als er erkannte, dass Julia ein Foto von seinen Freunden schießen wollte und die beiden lautstark protestierten, verdeckte er die Kameralinse mit seiner Hand, um einen Streit zu verhindern. „Lass das, ’kay? Bitte. Nicht noch mehr Stress. Wir sind doch zum Feiern hier.“
    Gereizt kratzte sie ihn. Fassungslos beobachtete er das Blut, das aus den oberflächlichen Wunden drang und sofort gerann.
    Erneut hob sie ihr Smartphone. Diesmal sah sie echt gefährlich aus, wie Prinzessin Leia in Star Wars , die mit erhobenem Blaster auf die herannahenden Sturmtruppen wartete. Um seine Freunde zu schützen, hielt er erneut seine Hand vor die Handykamera, aber diesmal schaffte sie es, ein Bild zu machen. Ben beruhigte sich damit, dass darauf eh nichts zu sehen sein würde, höchstens seine Lebenslinien in Nahaufnahme.
    „Ich rufe die Polizei. Bleib ja weg!“ Hektisch tippte sie auf dem Display herum. „Wehe, ihr kommt näher. 110 ... 110 ...110.“
    Ein Kichern stieg seine Kehle empor, weil sie die drei Ziffern ständig wiederholte, denn offensichtlich vertippte sie sich vor Nervosität ständig. Am Ende blieb es ihm im Halse stecken, weil Maik und Denis ihn grob beiseite stießen und sich auf Julia stürzten. Benjamins Fall wurde von einem Strauch gedämpft. Dornige Äste bohrten

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