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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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sich in seinen Rücken, sodass er rasch auf allen vieren davon fort kroch.
    Aufbrausend schlug Maik Julia das Handy aus der Hand, sodass es in die Büsche flog. Denis wäre dem Smartphone beinahe dorthin gefolgt, denn sein Fuß verhedderte sich in einem Drahtbügel, der auf dem Bogen lag. Die Bong ließ er einfach los, breitete seine Arme aus, um sein Gleichgewicht wiederzuerlangen, und fluchte.
    „Halt die Kuh fest!“ Denis übernahm Julia von Maik. Lachend hielt er sie von hinten und schlang einen Arm um ihre Hüften und den anderen um ihren Hals.
    Eingeschüchtert hielt sie im ersten Moment still. Als Maik den Bügel aufhob und aufbog, riss sie ihre Augen auf. Mit einem Ruck zog er ihren Minirock so weit hoch, dass ihr rosafarbener Slip zu sehen war.
    Benjamin wollte ihn fragen, was er da tat, was das alles sollte und in welchen verfickten Film er da hineingeraten war. Aber er befürchtete, sich mit den Fragen lächerlich zu machen, weil sich herausstellte, dass das alles nicht wirklich geschah. Er durfte Maik keine Steilvorlage bieten, etwas, womit er ihn fertigmachen konnte, daher schwieg er und versuchte herauszufinden, was real war und was nicht.
    Während er noch an dem, was er sah, zweifelte, hörte er bereits Julias Schreie, und sie klangen erschreckend echt.
    Unentwegt pikte Maik mit dem spitzen Ende des Drahtbügels in Julias Schoß. Immer wieder. Immer fester. Ihr Höschen schien die Stiche nicht zu dämpfen, denn sie schlug nach ihm, aber er stand zu weit weg, um ihn zu erreichen. Verzweifelt trommelte sie auf Denis ein, kratzte und versuchte, in seine Augen zu stechen. Dessen Gelächter erstarb, als sie Maik, der wohl glaubte, sie würde sich auf Denis konzentrieren und daher näher gekommen war, in die Eier trat. Keuchend klappte Maik zusammen, hielt sich aber auf den Beinen. Julias Treffer lenkte Denis ab, sodass sie sich von ihm losreißen konnte.
    Weinend lief sie in Richtung Volksküche, aber weit kam sie nicht. Maik, der sich schnell erholt hatte, packte sie und schleuderte sie herum. Denis machte eine angesäuerte Miene, wahrscheinlich weil er schuld war, dass Julia beinahe hatte fliehen können, und legte ihr das Kabel, das er zuvor als morbiden Schmuck getragen hatte, um ihren Hals. Bevor sie sich wehren konnte, griff Maik das Ende und zerrte sie hinter sich her, wodurch sich das Kabel zusammenzog. Nach Luft ringend und mit hochrotem Gesicht stolperte Julia hinter ihm her.
    Schockiert blieb Benjamin allein zurück und war im ersten Moment unfähig, sich zu bewegen. Er fühlte sich, als hätte ihn ein Zug überrollt. Platt. Kopflos. Das Grauen war innerhalb von Minuten in sein Leben getreten.
    Die Bäume erzitterten vom Bass der Musik, die von der Party durch den Garten dröhnte. Jeder Beat war wie eine Erschütterung. Das Rauschen des Rheins klang für Ben unangenehm laut, als säße er neben einem Wasserfall. Selbst das Rascheln der Blätter war mit einem Mal nicht mehr angenehm, sondern nervend, wie Millionen von Glasscherben, die an Fäden hingen, permanent aneinanderstießen und ohrenbetäubend klirrten. Doch das alles wurde übertönt von Julias Schreien und ihrem Schluchzen, das in ihm widerhallte.
    Benjamins Herz schlug so hart und schnell in seinem Brustkorb, dass er Angst hatte, einen Infarkt zu bekommen.
    Mühsam rappelte er sich auf und taumelte den Pfad entlang, den seine Freunde genommen hatte. Er fand sie auf dem Nachbargelände, stieg ebenfalls durch das Loch in der Mauer, die die Grundstücke trennte, und wankte. Alles waberte vor seinen Augen. Er blinzelte, in der Hoffnung, dass das Bild wieder deutlicher wurde. Aber als es das tat, glaubte er nicht, was er sah.
    Rüde stieß Maik Julia zwischen der Mauer und einem Stapel Paletten zu Boden. Im Hintergrund spiegelten sich die Lichter des gegenüberliegenden Ufers auf dem Wasser, auf Ben wirkten sie jetzt erst recht nicht mehr romantisch, sondern wie Fackeln in einem Kerker. Lediglich ein Kilometerstein trennte sie vom Rhein.
    Wie ein wehrloser Marienkäfer lag Julia auf dem Rücken und strampelte mit Händen und Füßen, aber sie konnte nicht verhindern, dass Maik ihr den Slip vom Leib riss, denn Denis drückte ihre Schulter nach unten. Als Maik ein Taschenmesser zückte, rührte sich Julia nicht mehr. Sie wimmerte nur noch leise und ließ es zu, dass er ihr Top kaputt schnitt.
    Benjamin hatte ernsthaft vor, ihr zu helfen, aber seine Füße fühlten sich an, als wären sie mit Blei ausgegossen. Hatte er etwa einen Schock?

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