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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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offenbar hatte sie Kranich nicht gut getroffen, denn er richtete sich bereits wieder auf. Mit hochroten tränenden Augen und blinzelnd brüllte er verärgert etwas, das Daniel nicht verstand, weil Markus’ Worte vor Rage wie ein einziges lang gezogenes Donnergrollen klangen.
    Er wischte sich den Rotz von der Nase und lief hochrot an. Sie saßen schon die ganze Zeit auf einem Pulverfass, das in diesem Moment explodierte.
    Aufbrausend versuchte er Marie eine Ohrfeige zu verpassen. Doch sie wandte sich rechtzeitig ab, sodass seine Handfläche nur ihren Hinterkopf traf. Sogleich vergrub er seine Finger in ihren Haaren. Grob riss er sie zurück. Wie von Sinnen schüttelte er sie, was sie so durcheinanderbrachte, dass sie sich nicht einmal wehrte. Schließlich stieß er sie brutal gegen den Spind gegenüber dem Tisch, auf dem sich Benjamin wand und gerade seinen zusätzlichen Knebel ausspuckte. Das schmutzige Tuch landete auf Daniel. Angewidert wischte er es von seinem Schoß. Unentwegt schluckte Ben.
    Als Marie benommen an dem Metallschrank hinabsank, schrie Ben wie am Spieß, zuerst heiser, dann immer durchdringender.
    Stinksauer gab Daniel Gummi. Sein Bock rammte Kranich mit voller Wucht, die Fußstützen kollidierten hart mit seinen Schienbeinen. Durch den Schwung flog er jedoch nach vorne und landete auf Daniel. Dieser ließ die Greifringe los. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen Kranichs Schultern und stieß ihn von sich fort. Ohne Zeit zu vergeuden, rollte er mit seinem Chopper ein Stück zurück, nahm erneut Anlauf und krachte gegen ihn.
    Kranich wurde zwischen Rollstuhl und Wand eingeklemmt. Sein Schmerz entlud sich in einem markerschütternden Aufschrei. Er wimmerte, während er an seine Beine fasste.
    Benjamin jubelte. Noch immer gefesselt setzte er sich auf.
    „Bist du okay?“, fragte Daniel Marie besorgt.
    Als er zu ihr schaute, sah er aus dem Augenwinkel heraus, wie eine Faust angeflogen kam. Der Boxhieb traf ihn an der Schläfe und er befürchtete schon, sein Schädel würde bersten. Sein Kopf wurde zurückgeschleudert. Ihm wurde schwarz vor Augen. Ein weiterer Schlag traf ihn an der Wange, er weckte Daniel merkwürdigerweise wieder auf. Er öffnete seine Lider, schmeckte Blut und widerstand dem Drang, seine Lippe zu betasten, denn das hätte ihn wertvolle Sekunden gekostet.
    Rasch trat er den Rückzug an. Er rollte rückwärts. Während er seine Räder mühsam allein mit der Kraft seiner Arme anschob, war Kranich schon mit einem Satz bei ihm. Erneut holte dieser aus, sein Gesicht zu einer wütenden Fratze verzogen. Ein Teufel mit zornig funkelnden Augen und aufgerissenem Maul, das Daniel zu verschlingen drohte.
    Daniel hob seine Fäuste zum Kampf. Aus Erfahrung wusste er, wie schwer es war, sich nach oben zu verteidigen. Kranich, der über ihm stand, hatte die bessere Position von ihnen. Aber Kapitulation war keine Option für einen Zucker!
    So laut kreischend, dass es in Daniels Ohren klingelte, drehte sich Benjamin auf dem Tisch herum. Er zog blitzschnell seine Beine an und stieß Kranich mit beiden Füßen in die Seite.
    Durch die Erschütterung taumelte Markus, der seine Deckung nur in Daniels Richtung aufrecht gehalten hatte, überrascht in den Raum hinein. Mit schmerzverzerrter Miene rieb er seine Nierengegend.
    Im Hintergrund rappelte sich Marie mit einem Ächzen auf. Sie legte ihre Hände an den Spind. Unter offenkundig großer Kraftaufbringung warf sie ihn um. Der Metallschrank knallte auf Markus, brachte ihn zu Fall und begrub ihn unter sich. Bewegungslos blieb Kranich am Boden liegen.
    Benjamin jauchzte.
    „Du musst mit Ben hier raus“, forderte Daniel Marie auf.
    „Auf keinen Fall!“ Energisch schüttelte sie ihren Kopf. Krause Haarsträhnen standen wirr von ihrem Kopf ab und ihr Dekolleté war gerötet. „Ich lasse dich nicht alleine.“
    „Das ist zu gefährlich.“ Er machte sich jetzt schon Vorwürfe. „Ich hätte dich erst gar nicht auf die Suche mitnehmen sollen, das war leichtsinnig und verantwortungslos von mir. Es tut mir leid!“
    „Sind wir ein Team oder nicht?“, fragte sie, während sie die Staubflocken von ihrer Hose zupfte.
    Plötzlich schnellte ein Arm unter dem Spind hervor. Kranich griff die kleine Säge, die er an Schardt und Lenz bereits erprobt hatte, und schnitt tief in Daniels Beine.
     

42
     
    Verwundert beobachtete Daniel, wie seine Hose aufklaffte und Blut herauslief. Es sollte wehtun, sagte ihm sein Verstand, aber seine Synapsen reagierten nicht. Er

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