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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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seine Armlehnen. „Ob sie das schaffen, bleibt abzuwarten.“
    „Du bist eine Kämpfernatur. Ich habe keinen Zweifel, dass du dich mit ihrer Hilfe durchsetzen wirst.“
    „Die Personalführung und Präsidiumsleitung hat sich nur darauf eingelassen, weil sie fürchten, ich verklage sie wegen Diskriminierung.“
    Sie spähte zum Musical Dome neben dem Hauptbahnhof hinüber und freute sich, an diesem Tag freizuhaben. „Auch sie wissen, wie stur du bist.“
    „He, eben hieß es noch, ich sei ein Kämpfer.“
    „Das ist doch dasselbe.“ Schallend lachte sie und schien die Passanten damit anzustecken, denn lauter freundliche Gesichter sahen sie an.
    „Sie haben eine scheiß ...“ Entschuldigend schielte Daniel zu ihr hoch und korrigierte sich: „Heidenangst, ich könnte einen solchen Prozess zur Überraschung aller tatsächlich gewinnen, weil ich, der Querulant mit der Krüppel-Harley, die Morde an Julia Kranich, Günther Lenz, Michael Schardt und Corinna Backes aufgeklärt habe.“ Er nahm ihre Hand. „Mit deiner Unterstützung.“
    „Erwähne mich ja nicht!“ Wenn bekannt würde, dass ihre eigenen Ermittlungen zu Daniels Durchbruch beigetragen hatten, würde das die Bedrohung, die Voigt durch ihn empfand, verringern, daher musste der Sieg als sein alleiniger gelten. Auf keinen Fall wollte Marie im Rampenlicht stehen! Sie war glücklich, ihren Ehemann zurückzuhaben, nur das zählte für sie.
    „Wenn das geschähe, hätten sie einen Präzedenzfall, das wäre der Supergau für das Kölner Polizeipräsidium und alle anderen Reviere bundesweit.“ Kurz grübelte er und Marie schloss nicht aus, dass er ernsthaft darüber nachdachte, doch noch vor Gericht zu ziehen, um einen Sieg für alle Rollstuhlfahrer zu erringen, aber auch er war niemand, der Publicity wollte. Er wünschte sich nur, in sein Team zurückzukehren. „Ich halte mir die Option offen, falls Voigt mir doch noch ans gelähmte Bein pisst und durch einen miesen Trick versucht, mich rauszuwerfen.“
    „Dann muss Leander deinen alten Arbeitsplatz räumen?“
    Daniel gab ein Murren von sich. „Wir werden zu dritt in dem Büro sitzen.“
    „Sei nett zu ihm“, bat sie ihn und legte ihre Hand an seine Wange.
    „Selbstverständlich! Wo denkst du hin?“ Daniels Einlenken täuschte sie nicht und er bestätigte ihre Skepsis schon im nächsten Moment, indem er hinzufügte: „Ich werde kollegial sein, versprochen. Er darf mir Kaffee holen, Akten raussuchen, Zeugen zur Befragung vom Empfang hoch ins KK 11 geleiten und zu mir bringen ...“
    „Falls du glaubst, er wird sich zum Laufburschen degradieren lassen, schätzt du ihn meiner Meinung nach falsch ein.“
    „Das ist Teamwork.“ Vor offensichtlich diebischer Vorfreude rieb er seine Handflächen aneinander. „Leider gehört zum Deal mit der Führungsebene, dass ich regelmäßige Termine mit dem Polizeipsychologen wahrnehme. Aber wenn Voigt und seine Arschkriecher denken, ich mache das ihretwegen, sind sie auf dem Holzweg.“ Plötzlich wurde er ernst. Er legte seine Hände in ihre Kniekehlen und beugte sich etwas vor. „Ich gehe wegen uns dorthin.“
    Sie hielt die Luft an.
    „Jetzt bin ich endlich so weit, mir einzugestehen, dass nicht du ein Problem mit meiner Querschnittslähmung hast, sondern ich.“ Verlegen ließ er seinen Blick über den Rhein schweifen. Er atmete tief durch und sah sie wieder an. „Ich komme mit dem Bock klar, das haben mir die Ermittlungen gezeigt. Trotzdem werden Phasen kommen, in denen ich verzweifle, in denen ich mich wieder in unserer Wohnung verkrieche und das Leben nur noch in Grauschattierungen sehe. Aber diesmal weiß ich, dass diese Depressionsschübe vorübergehen werden. Sie werden immer seltener auftreten und irgendwann verschwinden, das hoffe ich. Nein, davon gehe ich sehr stark aus!“
    Marie schluckte den Kloß im Hals herunter. „Ich bin für dich da.“
    „Das weiß ich doch.“ Sein Daumen strich über ihren Handrücken. „Aber ab jetzt bin ich auch wieder für dich da, das wollte ich eigentlich damit sagen. Du hast mein Ehrenwort!“
    Gerührt beugte sie sich hinab. Sie zog sein Gesicht heran und küsste ihn, ungeachtet der Spaziergänger um sie herum.
    „Ich hab schon wieder nicht die richtigen Worte gefunden. Hab’s doch nicht so damit, zumindest wenn es um Gefühlsangelegenheiten geht, deshalb hab ich das hier besorgt.“ Er räusperte sich und holte einen Gegenstand aus seiner Armlehnentasche.
    Marie traute ihren Augen kaum. Er reichte ihr doch

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