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Leidenschaft der Nacht - 4

Leidenschaft der Nacht - 4

Titel: Leidenschaft der Nacht - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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geschickt.
    Es war befremdlich, wie sie beide so steif dastanden, deshalb schritt er zum Sideboard und nahm eine Karaffe in die Hand. »Möchtest du etwas trinken?«
    »Ja, gern.«
    Das mochte er an ihr. Bevor sie zum Vampir geworden war, hatte Olivia hin und wieder recht gern getrunken und entdeckt, dass sie mehr vertrug als die meisten Menschen. Als Reign sie auf einer Gesellschaft kennenlernte, hielt sie ein Whisky-Glas in der Hand - ihr drittes, sofern ihn sein Gedächtnis nicht täuschte. Gott, hatten sie in jener Nacht Spaß gehabt! Sie redeten und lachten bis drei, und dann lud sie ihn ein, sie nach Hause zu begleiten. Er hätte ein Gentleman sein und höflich ablehnen können, doch er wusste, welche Courage es sie gekostet hatte, ihn zu fragen, und ihm war ebenfalls klar gewesen, wie lange sie allein gewesen war. Zudem fühlte er sich geschmeichelt, aus der Schar von Männern auf der Gesellschaft auserwählt worden zu sein, also begleitete er sie heim und in ihr Bett. Danach wich er ihr den Großteil seiner Zeit in Hertford nicht mehr von der Seite. Tagsüber hielten sie sich an die Regeln, denn sie hatte einen Ruf zu wahren, doch nachts … Nachts gab sie ihm das Gefühl, lebendiger zu sein, als er es jemals gewesen war, sogar lebendiger als in seinen Sterblichentagen.
    Er schenkte zwei Gläser ein und brachte sie zu einem kleinen Lacktisch, der zwischen zwei dunkelgrünen Ohrensesseln stand. Olivia beobachtete ihn und zögerte einen Moment, ehe sie sich zu ihm setzte.
    »Du musst mir erzählen, warum du hier bist, Liv. Du hast gesagt, >sie< wüssten, wer du bist. Wer sind >sie    »Das weiß ich nicht.« Sie seufzte, ließ ihn jedoch nicht länger warten. Wie er sich erinnerte, kam sie immer direkt auf den Punkt. »Vor zwei Nächten kam ein Bote mit einem Brief ohne Unterschrift zu mir, in dem stand, dass mein Neffe James entführt wurde.«
    Die Wut und Angst in ihrer Stimme wie ihrer Haltung waren unverkennbar.
    »James?« Er entsann sich keines Kindes mit diesem Namen.
    »Rosemarys Sohn«, erläuterte sie matt, als würde sie erwarten, dass er wusste, von wem sie sprach, dass ihm ihre Familie wichtig genug war, um sich zu erinnern.
    Reign nickte. Tatsächlich wusste er noch, dass Olivia eine Schwester namens Rosemary gehabt hatte. Rosemary war vor achtzehn Jahren bei einem Kutschenunfall ums Leben gekommen. Reign hatte Blumen zur Beerdigung geschickt. Dass sie einen Sohn gehabt hatte, wusste er allerdings nicht, sonst hätte er einen Treuhandfonds für den jungen angelegt. Warum hatte er nie erfahren, dass das Kind bei Olivia aufwuchs? Über die Jahre hatte er immer wieder Leute Erkundigungen über sie einziehen lassen, aber niemand hatte den jungen erwähnt.
    »Stehst du ihm nahe?«
    »Ich habe ihn aufgezogen.« Sie lächelte ein wenig, als sie ihn ansah - fast, als würde sie erwarten, dass er verwundert reagierte. Doch das Lächeln wich sofort wieder nackter Angst. »Sie ist meinetwegen gestorben, musst du wissen. Wäre ich imstande gewesen, tagsüber zu reisen … «
    »Du darfst dir nicht die Schuld geben. «
    »Wer sonst sollte die Verantwortung schultern?« Sie zeigte mit ihrem Glas auf ihn, und die Ehrlichkeit in ihrem Blick war entwaffnend. » Lange Zeit habe ich dir die Schuld gegeben. «
    Das traf ihn wenig überraschend, und es war auch keine Last, die er nicht tragen könnte, solange sie Olivia Seelenfrieden gab. »Dann gib sie mir wieder, aber mach dich nicht für die Umstände von Rosemarys Tod verantwortlich! «
    Olivia zuckte mit den Achseln, offensichtlich unbeeindruckt von seinen Worten oder der Großzügigkeit, die sie auszudrücken versuchten. »Das tut inzwischen wohl kaum noch etwas zur Sache. Rosemary ist fort, und das könnte James auch bald sein, falls ich die Forderungen seiner Entführer nicht erfülle.«
    Ah ja, das war es, worauf er gewartet hatte. »Die wären?«
    »Ich soll binnen einer Woche nach Edinburgh kommen und weitere Anweisungen abwarten.«
    »Edinburgh? Sie haben ihn nach Edinburgh gebracht?«
    Sichtlich verlegen aus Gründen, die er nicht einmal erraten konnte, wandte sie den Blick ab. »Ich wusste es nicht, doch wie es scheint, ist James mit Freunden nach Schottland gereist.«
    Aha. James war offenbar genauso dickköpfig wie seine Tante. Dennoch hätte der junge genügend Respekt beweisen dürfen, ihr mitzuteilen, dass er das Land verließ.
    »Hast du mit den Angehörigen seiner Freunde gesprochen?«
    »Ja. Wie es aussieht, hatten die jungen und einer der

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