Leidenschaft der Nacht - 4
verbrennt seine Korrespondenz«, überlegte Reign laut. »Interessant!«
»Sieh dir das an!« Olivia kam mit einem offenen Ringkästchen zu ihm. »Das habe ich in der Kommode gefunden.«
In dem Kästchen lag ein silberner Siegelring auf roten Samt gebettet, in den ein Kelch eingraviert war. Der Ring war neu und glänzte. Es war die Sorte Siegelring, die ein VatU_se,inem Sohn schenkte oder ein Hausherr einem Untergebenen, der gute Arbeit leistete. Die Siegelfläche des Rings war beweglich, wie Reign feststellte, als er den Ring mit Hilfe eines Bleistifts umdrehte. Das Silber berührte er nicht, weil es ihn ebenso sicher verbrannt hätte wie Sonnenlicht.
Was er auf der Rückseite sah, ließ ihm das Herz stillstehen.
»Was ist?«, fragte Olivia ängstlich.
Reign starrte auf das eingravierte Bild einer Hand, die Innenfläche nach oben gerichtet. »Das habe ich schon einmal gesehen.« Gesehen? Das Mal hatte ihn wieder und wieder gezeichnet, nachdem er es seitlich ins Gesicht geschlagen bekommen hatte.
»Du kennst jemanden, der so einen Ring besitzt?« Offensichtlich hielt Olivia es für eine wichtige Information. »Wen?«
Reign schloss den Deckel des Kästchens und schleuderte es ihr buchstäblich entgegen. »Meinen Vater.«
»Das kann kein reiner Zufall sein, oder?« Olivia wartete, bis sie wieder in ihrem …
in Reigns Haus waren, ehe sie fragte. Den Heimweg hatte sie ihm zum Nachdenken gegeben, aber jetzt mussten sie reden.
Reign verneinte stumm. Während sie auf und ab lief, lag er auf dem Sofa, einen Arm quer über seinem Bauch, den anderen angewinkelt über seinem Kopf auf dem Kissen. »James’ Entführung, Dashbrooke, der den gleichen Ring besitzt wie mein Vater, die Morde von London, die kurz nach meiner Abreise geschahen. Ich kann nicht glauben, dass das alles schlicht zufällig zusammenkommt. Und die einzige Verbindung zwischen allem bin ich. «
Olivias Herz pochte schneller, bis er hinzufügte: »Wobei meine Verbindung zu James’ Entführung gelinde gesagt sehr vage ist.« Wenigstens hatte er ihre Rückkehr in sein Leben nicht mit aufgelistet, sonst könnte er womöglich ein Puzzleteil ans andere fügen. Andererseits wünschte sie sich, er würde genau das tun, denn dann bekäme sie vielleicht eine klarere Vorstellung davon, in was genau James verstrickt war.
Es war ihr unvorstellbar, dass James sich willentlich in einen hinterhältigen Verrat verwickeln ließ; dennoch war er eindeutig in etwas richtig Übles hineingeraten.
»Ich muss Clarke benachrichtigen. Gewiss kann er herausfinden, was das Symbol zu bedeuten hat.«
»Weißt du es nicht?« Wie konnte er das nicht wissen? Und wie erfuhren sie, wenn er es nicht wusste, was die Gruppe von James - und was von Reign - wollte?
»Nein. Mein Vater war nicht sonderlich … offen.« Er rieb sich das Kinn. »Ich habe keine Ahnung, was in London vor sich geht. Und nach dem hier kann ich unmöglich jetzt zurückreisen.«
Er sah so hin- und hergerissen aus, dass ihr unweigerlich die Frage entfuhr: »Dir bedeuten diese Frauen viel, nicht wahr?«
»Selbstverständlich. Ich bin für sie verantwortlich.«
Die Überzeugung, mit der er sprach, brachte sie zum Staunen. Sah er sie genauso?
Wahrscheinlich. Deshalb hatte sie leichtes Spiel gehabt, ihn um Hilfe zu bitten. Er betrachtete sie als eine Verantwortung, eine Pflicht, die es zu erfüllen galt.
Aber warum hatte er darauf bestanden, mit ihr zu schlafen? Nun gut, sie hatten seit mehreren Nächten nicht mehr das Bett geteilt. Genau genommen war diese Unterhaltung über seinen Vater und seine eigene Unsicherheit das Intimste zwischen ihnen, seit sie ihm gesagt hatte, sie würde ihm nicht trauen - seit jener Nacht, in der er. sie angesehen hatte,
als hätte sie soeben seinen Lieblingswelpen getreten.
»Du vertraust mir auch nicht«, platzte sie heraus.
Er sah sie halb verwundert, halb irritiert an. »Was hat das mit Dashbrookes Ring zu tun?«
»Nichts.« Doch wo sie schon den Sprung ins kalte Wasser gewagt hatte, konnte sie auch gleich nachsehen, wie tief sie sinken würde. »Ich bin es lediglich leid, dass du wegen etwas schmollst, das ich gesagt habe, obgleich du mir gegenüber nicht anders empfindest.«
Er setzte sich auf. Ein wenig zerzaust, wie er war, erschien er ihr teuflisch attraktiv.
»Du hast recht. Ich traue dir nicht, und dennoch kam ich mit dir nach Schottland. Ich habe alles getan, was ich konnte, um bei der Suche nach deinem Neffen zu helfen, obwohl du dich weigerst, ehrlich zu mir zu
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