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Leidenschaft der Nacht - 4

Leidenschaft der Nacht - 4

Titel: Leidenschaft der Nacht - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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erfüllte.
    Eilig durchsuchten sie alle Schränke und den kleinen Schreibtisch. Sie überprüften sogar Havershams Gepäck, fanden jedoch nichts außer dem Pamphlet der Freunde des glorreichen Unsichtbaren und einer Damenunterhose.
    Reign hielt das dünne Leinenhöschen an einem Finger in die Höhe und lachte.
    »Denkst du, Haversham hat die hier von einer Dirne, oder trägt er sie selbst?«
    Olivia grinste. »So oder so möchte ich es lieber nicht wissen.«
    In dieser Sekunde waren sie wieder wie damals, bevor er alles ruiniert hatte, und die Erinnerung an jene Tage versetzte ihm einen schmerzlichen Stich. Sein Lächeln schwand, und er warf das Höschen wieder in die Schublade, aus der er es genommen hatte. »Wir sind hier fertig.«
    Als Nächstes kam Reggies Zimmer. Es war weit ordentlicher und roch angenehmer als Havershams. Auch bei Reggie lag das Faltblatt, das für den Vortrag der »Freunde«
    warb. Auf der Vorderseite hatte er kleine Vampirgesichter aufgemalt mit Reißzähnen in winzigen V-Formen.
    »An ihm ist wohl ein Maler verlorengegangen«, bemerkte Olivia spitz, und abermals lächelte Reign.
    Reggie besaß ein Notizbuch, das Seite um Seite mit unterschiedlichen Listen gefüllt war, deren Überschriften von »Dinge, die man jungen Damen nicht sagt« bis hin zu
    »Wie man keine Enttäuschung für die Eltern wird« reichten.
    »Das ist ziemlich traurig«, stellte Olivia fest. »Sieh mal Nummer dreiundzwanzig:
    >Kein solcher Dummkopf sein.< Der arme Junge! «
    Reign verdrehte die Augen. »Jeder junge in seinem Alter ist ein Dummkopf.«
    »Warst du einer?«
    Er überlegte, doch es war so lange her, dass er sich kaum entsann . Die einzigen Momente, an die er sich erinnerte, waren die, in denen sein Vater ihn einen Idioten gescholten hatte. Zum Glück war alles mit den Jahrhunderten so weit entrückt, dass es ihm wie die Erinnerungen eines anderen vorkam.
    »Ganz gewiss«, antwortete er schließlich, »mir war es zu jener Zeit nur nicht bewusst.«
    Olivia legte das Notizbuch zurück. »Nun, jemand hat dafür gesorgt, dass es Reggie durchaus bewusst ist.«
    »Wahrscheinlich sein Vater«, folgerte Reign, der die Schranktür schloss. Er spürte, dass Olivia ihn beobachtete, und das ein bisschen zu eingehend. Um dem Thema auszuweichen, ging er hinaus.
    Sie folgte ihm.
    Nebenan entdeckten sie ein weiteres Gästezimmer. »Das war James’ Zimmer«, flüsterte Olivia, während sie auf die Kommode zuging.
    »Kannst du ihn riechen?« Nach so vielen Tagen musste sein Duft schwach sein, aber es war dennoch möglich, dass sie ihn noch wahrnahm.
    »Nein, aber der hier gehört ihm.« Sie hielt einen hübschen dunkelbraunen Kastorhut in die Höhe. »Was beweist, dass er nicht freiwillig von hier weggegangen ist.«
    »Es ist bloß ein Hut. Er kann ihn vergessen haben.« Bei Gott, Reign hatte als junger Mann so gut wie alles irgendwo liegenlassen!
    »Ich habe ihm diesen Hut geschenkt«, er-widerte Olivia gereizt. »Auf keinen Fall hat er ihn einfach vergessen! «
    Sie klang so sicher - oder vielmehr, als wollte sie sicher sein. Reign indessen war es nicht. Sein Instinkt sagte ihm, dass James ein rücksichtsloser Lümmel war, der Olivia übelnahm, dass sie unsterblich war und er nicht. Gewiss neidete er ihr überhaupt vieles, vermutete Reign. Das taten jungen gewöhnlich. Die Tatsache, dass er seinen Hut zurückgelassen hatte, bewies lediglich, wie wenig ihm daran lag.

    Im Schrank befanden sich noch ein Hemd und ein Paar Socken, in der Ecke stand ein Regenschirm. »Er hat seine Sachen nicht gepackt und ist abgereist, wie Haversham uns weismachen wollte. «
    »Nehmen wir uns Dashbrookes Zimmer vor«, schlug Olivia grimmig vor.
    Das Herrenschlafzimmer war so groß und opulent, wie man es bei Dashbrooke erwartete. Die protzig-elegante Einrichtung passte. nicht recht zu der ansonsten schlichten Architektur des Hauses. Das hier war das Gemach eines Mannes, der eine sehr hohe Meinung von sich und das Bedürfnis hatte, es zu zeigen.
    Auch das angrenzende Bad durchsuchten sie, ohne etwas zu finden. Im Schrank hing eine rote Schärpe mit einer Rubinanstecknadel, die übertrieben feierlich, aber letztlich nicht ungewöhnlich wirkte. Auffallend hingegen war, dass es in Dashbrookes Zimmer keinerlei persönliche Dinge gab. Auf dem Schreibtisch lag ein kleiner Stapel Briefpapier, doch keine Briefe.
    Allerdings entdeckten sie ein Aschehäufchen auf dem Kaminrost, in dem eine winzige Papierecke steckte, angesengt und unbeschrieben.
    »Er

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