Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
Eltern ihn in einem Korb verstecken konnten. Fareeq nahm ihn gefangen.«
Rashid sah so traurig aus, dass es Kenneth einen Stich versetzte.
»Dein Bruder, der als ein Al-Hajid aufwuchs.«
Ja, das ergab alles einen Sinn. Die Lebkuchen, die Rashid in seinem Haus in England verschlungen hatte. Sein gekonntes Pfeifen, wo Pfeifen in der arabischen Welt als unhöflich galt.
»Gütiger Gott!«, hauchte Kenneth. »Graham, mein Bruder!«
Die beiden Männer standen sich regungslos wie zwei Alabasterstatuen gegenüber, während ihre Brustkörbe sich unter den schweren Atemzügen hoben und senkten.
»Rashid ist dein Bruder?«, fragte Badra. Jabari und Ramses standen mit offenen Mündern da. Victor gab einen erstickten Laut von sich.
Außerstande, auf Badras Frage zu antworten, fühlte Kenneth sich, als würde ihm der Druck seiner Vergangenheit die Brust zerquetschen. Er trat einen Schritt vor und zögerte. Wie gern wollte er ihn umarmen, fürchtete aber, zwischen ihnen wäre zu viel Feindseligkeit.
Rashid machte zwei Schritte auf ihn zu. »Kannst du mir vergeben?«
»Da ist nichts zu vergeben«, erwiderte Kenneth.
Die beiden Brüder, die über Jahre getrennt gewesen waren, fielen sich in die Arme. Tränen brannten in Kenneths Augen, als sie schließlich die Umarmung lösten, und er sah, dass auch Rashids Augen feucht glänzten. Grahams Augen. Sie sahen genauso aus wie die ihrer Mutter.
»Wann hast du es herausgefunden?«, fragte Kenneth heiser.
»Ich wusste nicht, dass du noch lebst, bis mir Katherine letztes Jahr sagte, sie hätte deinen Großvater gefunden. Da wusste ich es.«
»Warum?« Kenneth ballte verärgert die Fäuste. »Warum hast du mir nichts gesagt? Warum hast du es für dich behalten?«
Graham blickte zu Ramses und Jabari, die immer noch wie vom Donner gerührt dastanden. Seine Hand schloss sich so fest um den Griff seines Krummsäbels, dass die Knöchel weiß hervortraten. Offensichtlich fiel es ihm schwer, den Grund vor den anderen auszusprechen. Er räusperte sich, doch Jabari kam ihm zu Hilfe.
»Wir gehen nach draußen, Kenneth. Dann habt ihr ein wenig Zeit, euch wieder kennenzulernen«, bot er taktvoll an.
»Badra kann bleiben«, sagte Graham rasch.
Jabari schien nicht überrascht. Nachdem er, Ramses und Victor das Geschäft verlassen hatten, entspannte sich Grahams Hand am Krummsäbel sichtbar. »Ich konnte nicht mit dir nach England zurückkehren, deshalb musste ich meine Identität verbergen.« Seine Stimme schrumpfte zu einem Flüstern. »Ich war eifersüchtig. Du überlebtest den Angriff und wurdest von den Khamsin wie ein geliebter Sohn behandelt. Und du passtest dich an das englische Leben an wie eine Schlange, die sich häutet. Das könnte ich nicht.«
Angst verzerrte sein Gesicht, und er senkte das Haupt. »Ich konnte die Scham nicht ertragen, den Skandal, falls jemand herausfinden sollte … was mit mir geschah, als ich gefangen genommen wurde. Ich wurde einem von Fareeqs Männern übergeben, der Jungen mochte. Ich hatte Angst, dass es jemand erfährt … dass ich kein richtiger Mann bin.« Schamrot wandte er sich ab.
»Oh, Rashid!«, sagte Badra unter Tränen und sah Kenneth an. »Ich hörte, was man mit ihm gemacht hat. Als du sagtest, dass du fortgehst, erzählte ich ihm, was Fareeq mir angetan hat. Wir versprachen einander, so zu tun, als wären wir ein Liebespaar, damit niemand Verdacht schöpft, weil wir beide nicht heiraten. Deshalb bat ich ihn, mein Falkenwächter zu werden.«
Kenneth wollte Fareeq mit eigenen Händen für das ermorden, was sein Bruder durchgemacht und Badra erlitten hatte. Er wünschte sich inständig, der Scheich wäre noch am Leben, um ihn so leiden zu lassen, wie die beiden Menschen, die ihm am nächsten standen, gelitten hatten.
»Was hat dich veranlasst, jetzt doch alles zu gestehen?«, fragte er ruhig.
Graham sah zu Badra. »Als du mir deinen Plan eröffnet hast, Badra zu kaufen, weil du sie liebst, wurde mir bewusst, welchen Mut es sie gekostet hatte, sich gegen ihre Tochter einzutauschen und wieder zur Sklavin zu werden. Und wenn sie sich so mutig den Ängsten ihrer Vergangenheit stellen konnte, dann wollte ich es auch versuchen.«
Kenneth legte seinem Bruder die Hände auf die Schultern, damit er ihn ansah. »Du besitzt diesen Mut, Graham. Du hast überlebt und wurdest zu einem ehrbaren, mutigen Krieger. Und deine Courage wird dir helfen, wenn wir nach England zurückkehren. Denn du musst mitkommen und deinen rechtmäßigen Platz
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