Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
sagte Rashid. Er ging hinaus, kam aber sehr schnell wieder herein. »Da kommt jemand«, flüsterte er. »Versteckt euch!«
Kenneth nahm sich seinen Dolch, während Ramses Jabari und Badra ins Hinterzimmer schob. »Rein da! Dort seid ihr sicher«, befahl er.
»Ich werde mich nicht wie ein Mädchen verstecken!«, protestierte Jabari.
»Ich schon«, erklärte Victor, nahm den Scheich und Badra beim Arm und zog sie beide mit sich nach hinten.
Die übrigen drei verteilten sich im Geschäft. Rashid und Ramses versteckten sich vorn hinter einer großen Mumie, Kenneth hockte sich weiter hinten hinter einen Kistenstapel. Sein Stiefonkel betrat mit einer Pistole in der Hand das Geschäft. Von seinem Versteck aus sah Kenneth, wie Zaid näher kam. Er umklammerte seinen Dolch, was nicht ganz einfach war, da seine Hand schwitzte.
»Kenneth? Ihr seid also davongekommen. Ich weiß, dass ihr euch noch hier herumtreibt. Kommt raus, und ich verspreche, euch nichts zu tun!«, rief Zaid.
»Bleib, wo du bist, Zaid! Diesmal bin ich bewaffnet.«
»Komm raus, Kenneth!«, flüsterte Zaid hämisch. »Komm raus und lass uns reden! Ich verspreche, nicht zu schießen.«
»Das Versprechen eines Mannes, der Fareeq dafür bezahlte, dass er die Karawane angriff und meine Eltern und meinen Bruder umbrachte? Nein, das ist nichts wert«, rief Kenneth zurück.
Zaid feuerte auf die Kisten. Die Kugeln pfiffen durch die Luft und krachten in Kenneths Versteck. Er hatte nur eine Chance. Vorsichtig kam er ein kleines Stück aus seinem Versteck heraus. Als Zaid ihn sah, bleckte er die Zähne zu einem höhnischen Grinsen. In dem Moment, da er zielte, ertönte ein lauter gedehnter Schrei, der durch die Räume hallte. Stolz erfüllte Kenneth. Das war der Schlachtruf der Khamsin.
Zaid drehte sich halb herum, das Gesicht bleich vor Schreck, und schwenkte die Waffe in die Richtung, aus welcher der furchtbare Schrei kam. Es war Rashid, der seinen Krummsäbel mit der rechten Hand in die Höhe hielt.
Kenneth hob seinen Dolch. »Hallo, Onkel!«, rief er.
Zaid blickte sich nur kurz um, und in diesem Moment schleuderte Kenneth seine Jambiya . Badras früherer Besitzer heulte auf, als sich die Klinge in seinen Rücken bohrte, und ließ die Pistole fallen. Rashid schwang mit wutverzerrtem Gesicht seinen Säbel und hieb zu.
Der tödliche Schlag traf genau. Die Wut in Rashids Gesicht wich einem seltsam zufriedenen Ausdruck, als hätte er mit diesem Schwerthieb jene Dämonen besiegt, die ihn schon zu lange quälten.
Kenneth stand auf, und Badra und Jabari kamen herbeigerannt. Kenneth nahm Badra in die Arme, damit sie Zaids Leiche nicht sah. »Schau nicht hin!«, flüsterte er.
Dann blickte er Rashid an. »Ich danke dir!«, sagte er leise.
»Ich habe gehört, was du sagtest, von … von dem Überfall auf die Karawane, bei dem deine Familie getötet wurde.«
Rashids Stimme begann zu beben. Er wischte seinen Säbel ab, steckte ihn in die Scheide und sah Kenneth gequält an. Dann wand er seinen Turban ab und bedeckte Zaids Leichnam mit dem Stoff.
»Jetzt ist es vorbei«, sagte Kenneth.
Badra hob den Kopf. »Ist er wirklich tot?«, fragte sie ängstlich.
»Ja, mein Liebes. Er wird weder dich noch mich je wieder verletzen können. Mein Onkel ist tot«, versicherte er ihr.
Nun traute sich auch Victor aus dem Hinterzimmer und erschauderte, als er den bedeckten Körper sah. »Zaid war dein Onkel?«
Während Kenneth alles erzählte, schien Rashid wütend zu werden. Er trat sogar mit dem Stiefel nach dem Toten. »Möge deine Seele verrotten, du übler Schurke! Ich hoffe, du schmorst in der Hölle!«
Kenneth wunderte sich über das Benehmen des Kriegers. Er wirkte so … persönlich betroffen. »Rashid? Ist alles in Ordnung?«
Rashid sah ihn mit großen Augen an. »Da ist etwas, das du wissen solltest, Kenneth. Ich muss dir etwas gestehen, das mir schwer auf der Seele lastet.« Er starrte auf den Boden. »Es geht um den Verlust deiner Familie. Du dachtest, du wärst der einzige Überlebende. Aber es gab noch einen.«
Rashid sprach so leise, dass Kenneth sich anstrengen musste, ihn zu verstehen. Aber er hatte eine Ahnung, bei der ihm die Nackenhaare zu Berge standen. Er ließ Badra los und ging auf jenen Krieger zu, von dem er einst geglaubt hatte, er wolle ihn töten.
Derselbe Krieger, von dem er meinte, dass er ihn hasste.
Und derselbe, mit dem er glaubte, nichts gemein zu haben.
»Einen anderen?«
»Deinen Bruder. Dein Bruder war zu groß, als dass deine
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