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Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)

Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)

Titel: Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Vanak
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Fragen gefeuert zu werden. Dabei war es Kenneths Fehler gewesen, dass er überhaupt etwas zu fragen gewagt hatte. Er, der von Kind an die lässige Umgangsart der Khamsin gewöhnt war, hatte immer noch Mühe mit der strengen Klasseneinteilung in England. So schwer es ihm auch fiel, er musste seine natürliche Freundlichkeit unterdrücken.
    Du bist jetzt der Duke of Caldwell, nicht mehr Khepri!
    Aber er war einsam. Innerhalb eines Jahres hatte er ein ungezwungenes Leben unter zweitausend Menschen gegen eines mit sich allein eingetauscht, mit den Bediensteten als einziger Gesellschaft in seinem riesigen Haus. Sein Leben fühlte sich sinnlos an – bis er die Telegramme aus Ägypten erhielt.
    Kenneth betrachtete das sorgsam polierte Mobiliar seines gigantischen Salons. Auf dem Satinholzsekretär lagen zwei Telegramme neben einem Messingtintenfass und einem glänzenden goldenen Füllfederhalter. Das eine enthielt aufregende Neuigkeiten: Eine der Halsketten von Prinzessin Meret war gefunden worden.
    Der größte Traum seines Vaters war wahr geworden.
    Jahrelang hatte Kenneths Vater nach den legendären Halsketten von Prinzessin Meret gesucht. Als Kenneth vier Jahre alt gewesen war, hatte sein Vater die Ausgrabung in Dashur finanziert, weil er sicher gewesen war, dass dort der Eingang zur Pyramide mit den darunterliegenden Gräbern zu finden war. Und damit seine Familie in dem ruhmreichen Moment bei ihm sein konnte, hatte er sie alle mit nach Ägypten genommen. Zuerst hatten sie die Wüste zum Roten Meer auf einer Touristenroute durchquert, um das alte Land zu erkunden.
    Dann hatten die Al-Hajid sie überfallen, und mit dem gewaltsamen Tod seines Vaters hatten auch dessen Träume und die Ausgrabungspläne geendet.
    Vor zwei Monaten war es Kenneth gelungen, eine gewaltige Geldsumme bereitzustellen, mit der die Arbeit seines Vaters fortgesetzt werden konnte. Jacques de Morgan, Ägyptens Direktor für Antiquitäten, leitete die Ausgrabungen. Er hatte sowohl den Eingang zu den verborgenen Gräbern als auch eine der Halsketten gefunden. Vollkommen ekstatisch hatte Kenneth begonnen, eine Reise nach Ägypten zu planen, um selbst den Ausgrabungen beizuwohnen. Doch er hatte sich besonnen.
    Als er letztes Jahr fortgegangen war, hatte er geschworen, nie wieder zurückzukehren. Der Sand Ägyptens barg zu viele bittere Erinnerungen. Deshalb beschloss er, lieber zu Hause auf Neuigkeiten zu warten, und ordnete an, dass seine Truhen wieder ausgepackt wurden.
    Jetzt aber war ein weiteres Telegramm eingetroffen. Darin teilte man ihm mit, dass die Halskette gestohlen worden war. Und diese Nachricht rüttelte den Krieger in ihm wach. Uralte Schreie, über zweitausend Jahre von Generation zu Generation überliefert, hallten ihm durch den Kopf: der Kriegsruf der Khamsin. Sein Blut kochte und forderte Vergeltung.
    Hawkins bürstete Kenneths dunkelgrauen Gehrock und seine gestreifte Hose. Instinktiv griff dieser an seine Hüfte und zog die Hand gleich wieder weg. Gewohnheiten sind schwer abzulegen. Da war kein Krummsäbel.
    Nein, er war kein Khamsin mehr. Und trotzdem fühlte er sich ohne Waffen wie nackt.
    Zumindest verlieh das Ziel, den Dieb zu finden, seinem Leben endlich wieder einen Sinn. England verfügte über den größten und besten Schwarzmarkt für gestohlene Antiquitäten. Das wusste er, seit er diskret die Geschäfte durchstöbert und nach vermissten Kunstgegenständen Ausschau gehalten hatte. Ihm gefiel die Herausforderung. Ja, verflucht, er brauchte endlich eine!
    Kenneth lächelte seinem neuen Kammerdiener aufmunternd zu und dankte ihm stumm, worauf Hawkins sichtlich erleichtert wirkte.
    »Schick mir Zaid!«, befahl Kenneth ruhig.
    »Sehr wohl, Euer Gnaden.« Der Kammerdiener verbeugte sich respektvoll.
    Als er gegangen war, strich Kenneth sich über die steife Kleidung und betrachtete den Fremden, der ihm aus dem Spiegel entgegenblickte. Er besaß alles: Reichtum, Titel, Ansehen.
    Und zugleich hatte er nichts. Ein Gefühl beklemmender Leere nagte an ihm, dem er sich jedoch nicht hingeben wollte. Also straffte er die Schultern und ignorierte den Schmerz in seiner Brust.
    »Ihr habt nach mir gerufen, Euer Gnaden?«
    Hinter ihm im Spiegel erschien sein Sekretär. Kenneth fuhr irritiert herum. Er hatte Zaid nicht kommen gehört. Was war aus seiner legendären Fähigkeit geworden, ein Sandkorn zu hören, das zu Boden fiel? Seine Prioritäten hatten sich verschoben wie die ägyptischen Dünen. Mit seiner Anpassung an den britischen

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