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Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)

Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)

Titel: Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Vanak
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die Gläubigen zum Mittagsgebet. Männer in langen hemdartigen Thobs und weiten Hosen strebten in Richtung der Moscheen. Dampf stieg aus der bläulichen Tasse vor ihm in die Luft auf.
    Kenneth blickte auf die Straße. Ein Schlangenbeschwörer lockte sein lautlos gleitendes Reptil aus dem Korb, Artisten mit dressierten Affen führten zur Belustigung eines englischen Jungen und seiner Schwester verrückte Kunststücke vor. Die verschreckten Eltern der beiden kamen herbei und scheuchten die Kinder mit verärgerten Zurechtweisungen von den Leuten weg.
    Gedankenverloren strich Kenneth mit dem Finger am Rand seiner Tasse entlang. Es war noch dasselbe Ägypten und doch anders. Er hatte dieses Land nie zuvor durch die Augen eines englischen Adligen betrachtet. Zwei Welten prallten aufeinander. Ägypter verneigten sich ehrfürchtig grüßend vor steifen Engländern, welche gleichgültig an ihnen vorübergingen. Verschlagene Augen hielten nach günstigen Gelegenheiten Ausschau, dunkelhäutige Hände streckten sich in einer endlosen Bitte um Backschisch aus, während die verärgerten bleichen Engländer ihre Nasen noch höher trugen und nichts als Verachtung ausstrahlten.
    Hail Britannia! Allah-hu-Akbar!
    Kenneth fühlte sich inzwischen in keiner der Welten mehr wohl. Er sah auf die Teeblätter, die am Boden seiner Tasse schwammen, und hatte plötzlich ein dringendes Verlangen nach starkem bitteren arabischen Kaffee in kleinen henkellosen Tassen und dazu einem großen Stück Dattelbrot mit Mandeln, betropft mit goldenem Honig. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen.
    Er nippte am Tee und schluckte seine Enttäuschung hinunter. Einmal war er mit Ramses hier gewesen, als der Khamsin-Wächter nach Kairo gereist war, um mit einem wohlhabenden Interessenten den Preis für Araberpferde auszuhandeln. Kenneth hatte vor Staunen große Augen gemacht, als er die Stadt sah. Damals hatten ihn Schlangenbeschwörer und Straßenkünstler mit dressierten Affen fasziniert. Heute hingegen fielen ihm der Schmutz am Saum ihrer langen Thobs , die tiefen Falten, die ihre sonnenverbrannten Gesichter zerfurchten, und ihre hageren Gestalten auf.
    »Dreckige Eingeborene« nannten die Engländer sie.
    Britischer Imperialismus in Reinform. Hochnäsige, steife Oberklassenverachtung für die »faulen, schlampigen und dummen Ägypter« zeigte sich allerorten.
    Weißbäuchige Fische hatte Ramses die Engländer lachend genannt und dabei einen hämischen Unterton in der Stimme und ein verächtliches Grinsen auf den Lippen gehabt.
    Ja, Vorurteile gab es auf beiden Seiten. Ramses hatte jedoch am Ende selbst zugegeben, zur Hälfte Engländer zu sein, und das nicht ganz ohne Stolz. Noch dazu hatte er die Tochter eines englischen Earls geheiratet. Die beiden liebten sich sehr. Könnten Ägypten und England je in solcher Harmonie leben wie Ramses und Katherine? Könnte das imperialistische blaue Blut, das in Kenneths Adern floss, sich jemals mit der heißblütigen Sinnlichkeit vermischen, die man in schwarzen Zelten kennenlernte?
    Wieder fühlte er sich wie eine gehäutete Schlange: wund, sein Innerstes nach außen gekehrt, verletzlich und allein. Er gehörte in keine dieser zwei Welten.
    »Vorsicht mit den Koffern!«
    Er drehte sich um und entdeckte eine streng dreinblickende Engländerin in einem gestärkten weißen Kleid mit weiten Puffärmeln, begleitet von drei jungen, ebenfalls weißgekleideten Mädchen und einem grimmig aussehenden Ehemann. Zwei sichtlich erschöpfte Gepäckträger schleppten schnaubend Truhen und Koffer die Verandastufen hinauf. Kenneth lehnte sich zurück und beobachtete das Schauspiel interessiert. Und die Engländer nannten die Ägypter faul?
    Die Matriarchin blieb auf der obersten Stufe stehen und suchte die Veranda ab wie ein Fregattenkapitän ein nahendes Ufer. Schließlich landete ihr Blick auf Kenneth. Sie klatschte in die Hände und rief verzückt: »Euer Gnaden!«
    Dann segelte sie auf ihn zu. Ihre Röcke bauschten sich im Wind, ebenso wie die ihrer Töchter, die ihr brav hinterhertrippelten. Als Letzter folgte der missmutige Gatte. Die müden Träger stellten dankbar seufzend das Gepäck ab. Vor Kenneth angekommen, vollführte die Dame einen Knicks, bei dem ihre Korsettstangen knarzten, und zischte ihren Mädchen zu, sie sollten es ihr nachtun. Als sie sich wieder aufrichteten, bleckte sie die gelben Zähne zu einem Lächeln.
    Die Khamsin hatten blendend weiße Zähne, da sie immerfort Minze kauten, um ihren Atem zu erfrischen, und

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