Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
seine Sorge drohte einen Sturm der Gefühle in ihr auszulösen. Sie durfte auf keinen Fall schluchzend vor ihm zusammenbrechen …
Absichtlich schlug sie einen verächtlichen Ton an und blickte angewidert drein, als sie antwortete: »Das war ein schrecklicher Fehler. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich die Gefühle nicht erwidern kann, die du für mich hegst, Kenneth.«
Seine Besorgnis wich der unergründlichen Miene des Kriegers. »Ich werde die Kutsche rufen und dich nach Hause bringen lassen.«
Mit diesen Worten kehrte er ihr den Rücken zu. An der Tür blieb er kurz stehen, eine Hand am Rahmen. Sein Siegelring blinkte im Licht. »Leb wohl, Badra!«
Sie wusste, dass er damit einen Abschied für immer meinte, und blickte ihm nach, als er im Korridor verschwand.
Mit den Tränen kämpfend, voller Schmerz und Sehnsucht, blieb sie zurück. Sie hatte zu große Angst, ihr Geheimnis zu gestehen. Dennoch bereute sie beinahe, dass sie Jabari das Versprechen abgerungen hatte, niemandem von den Auspeitschungen und Vergewaltigungen Fareeqs zu erzählen. Die Jahre hatten ihr Geheimnis unter ebenso vielen Schichten vergraben wie der Sand die ägyptischen Grabstätten. Ihre Vergangenheit war tot und begraben. Es war zu spät, sie ans Tageslicht zu zerren und sich der Scham und dem Mitleid zu stellen.
»Es tut mir leid, Khepri! Ich wünschte, ich könnte anders sein«, flüsterte sie ihm nach.
Er hörte es nicht mehr.
Kenneth schleppte sich hinauf in sein Schlafzimmer. Sein Kopf schwirrte von Badras Duft, das Blut pumpte heiß durch seine Adern, und seine schmerzenden Lenden schrien nach Erleichterung.
Es hatte ihn alle Selbstbeherrschung gekostet, die er als Khamsin-Krieger gelernt hatte, um von ihr abzulassen. Eine Minute lang hatte er geglaubt, er würde es nicht können, so übergroß war das Verlangen gewesen, in sie einzudringen und sie sein zu machen. Leidenschaft und Selbstdisziplin hatten in seinem Innern gerungen, doch letztlich hatte die Beherrschung gesiegt. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, wo er immer noch die Honigsüße ihres Mundes schmeckte. Er begriff es einfach nicht. Die Art, wie sie seine Küsse erwidert hatte, wie ihre Lippen unter seinen rosig und weich geworden waren, ihre Augen dunkel vor Verlangen … warum schrak sie auf einmal zurück?
Vor seiner Schlafzimmertür blieb er stehen, weil ihn eine Erinnerung einholte: Jabari, der ihm gesagt hatte, er solle ihre Tugend bewachen. Sein Scheich hatte ihm nie etwas über ihre Vergangenheit erzählt. Und das eine Mal, das Kenneth ihn gefragt hatte, hatte Jabari ihm ruhig erklärt, er müsse lediglich wissen, dass es seine Pflicht wäre, sie zu beschützen.
Jetzt aber fragte er sich, was Fareeq ihr angetan hatte. Badra hatte niemals auch nur das geringste Interesse an einem anderen Mann gezeigt, auch nicht an Rashid. Die beiden benahmen sich eher wie Freunde, nicht wie ein verliebtes Paar.
Hatte Badra Angst vor ihm? Er dachte an ihr angewidertes Gesicht und ihre Worte: »Das war ein schrecklicher Fehler. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich die Gefühle nicht erwidern kann, die du für mich hegst, Kenneth.«
Gedemütigt, wehrlos und verletzlich fühlte er sich, wie eine Kobra ohne Giftzähne und ohne schützende Haut.
Er holte einen Schlüssel aus seiner Tasche und ging auf den Dachboden. Staubflocken tanzten in den Lichtstrahlen der Spätnachmittagssonne, die durch das runde Fenster hineinfiel. In einer Ecke stand eine Truhe mit Messingbeschlägen, der Kenneth sich mit langsamen Schritten näherte. Er schloss die Augen und atmete Erinnerungen ein.
Dann öffnete er die Truhe und starrte hinein. Er berührte ein Bündel vergilbten Pergaments, das von einem blauen Seidenband zusammengehalten wurde, löste das Band und nahm den obersten Brief in die Hand. Blinzelnd betrachtete er die fremden mit Tinte geschriebenen Lettern.
Die kursive elegante Schrift sagte ihm nichts.
Lies mir vor, Badra! Seine Worte hallten ihm höhnend durch den Kopf.
Lies mir vor, Badra, denn ich kann selbst nicht lesen – kein Englisch. Ich kann die Sprache des Landes, in dem ich geboren wurde, weder lesen noch schreiben.
Nein, aber ich werde es lernen. Hier, wo niemand mein beschämendes Geheimnis enthüllen kann, wo kein Engländer auf mich, den Heiden, herabblicken und über mich lachen kann. Kenneth legte den Zeigefinger unter das erste Wort und konzentrierte sich auf das wenige, das er sich bisher beigebracht hatte. Mehrmals sah er sich die
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