Leidenschaft des Augenblicks
hat es nie gestört, für uns mit dem Alten zu reden.«
»Aber mich stört es.«
»Ich will ja nichts sagen - aber was geht eigentlich Sie das an?«
Hatch trank einen Schluck Kaffee. »Sagen wir mal so, David. Wenn Sie noch mal versuchen, Jessie als Vermittler zu benutzen, dann werde ich persönlich dafür sorgen, daß Sie keinen Pfennig Geld von Vincent Benedict bekommen. Und Sie können mir glauben, daß das keine leere Drohung ist. Vincent Benedict und ich sind uns sehr ähnlich. Ich weiß genau, was ich tun muß, um ihn davon zu überzeugen, daß er keine müde Mark in Ihre weitere Ausbildung steckt.«
»Sie sind ein echter Mistkerl, wissen Sie das?«
Hatch widersprach ihm nicht. »Manchmal. Wenn es nicht anders geht.«
»Mom hat mich gewarnt, daß sowas in der Richtung passieren würde.«
»Was in welcher Richtung?«
Resigniert zog David eine Schulter hoch. »Daß sich die Dinge ändern würden. Sie hat gesagt, daß der Alte versuchen würde, doch noch einen Sohn zu bekommen, indem er irgend jemand in die Familie einheiraten ließe. Und sie hat auch gesagt, daß wir langfristig alle darunter leiden würden, wenn es ihm gelänge. Sieht so aus, als wäre dies hier der Anfang. Der Anfang vom Ende.«
»Ich glaube, ich muß hier ein Mißverständnis aufklären, David. Ich habe nicht gesagt, Sie könnten nicht versuchen, Vincent zu was auch immer zu überreden. Sie sollen lediglich Jessie aus dem Spiel lassen.«
»Aber sie ist die einzige, die weiß, wie man ihn anpacken muß. Das ist doch allgemein bekannt.«
»Haben Sie denn jemals versucht, selber mit ihm zu verhandeln?«
»Verdammt noch mal, ja.« David stellte seine halbleere Tasse so heftig auf den Tisch, daß der Cappuccino fast überschwappte. »Glauben Sie, ich hätte nicht alles versucht, um dem Alten zu imponieren? Teufel noch mal, ich hab' mein halbes Leben lang versucht, der Sohn zu werden, den er nie hatte. Seit ich klein war, wollte ich ein richtiger Macho, ein knallharter Typ sein - nur weil er es von mir erwartet hat.«
»Ist das wahr?«
»Ja, verdammt noch mal, es ist wahr!« David beugte sich vor. Er hielt die Tasse, als wolle er sie zwischen seinen Händen zerdrücken. »Wegen ihm habe ich mit Football angefangen. Acht Wochen hatte ich einen Gips, weil irgendein idiotischer Angreifer auf mich draufgefallen ist. Einen ganzen Sommer habe ich auf einem Fischerboot gearbeitet, weil mein Onkel meinte, ich sei ein Schwächling, der Abhärtung nötig hätte. Jede Sekunde davon habe ich gehaßt! Der Gestank war grausam. Und die riesigen Haufen toter Fische - mir wird jetzt noch übel, wenn ich nur daran denke. Seitdem kann ich keinen Fisch mehr essen.«
»David...«
»Jahrelang habe ich dann Karateunterricht genommen, um Onkel Vincent zu beweisen, daß ich aus dem richtigen Holz geschnitzt bin. Und weil Mom und der Alte meinten, ich soll das Familienunternehmen kennenlernen, habe ich einen Sommer lang in der Fertigung geschuftet.« David schüttelte bei der Erinnerung daran den Kopf. »Sie hätten meine Kollegen sehen sollen. Ihre gesamte Freizeit haben die in der nächsten Kneipe rumgesessen und ihren Lohn versoffen. Und unter einer intelligenten Unterhaltung verstanden sie eine detaillierte Diskussion über die Titten der letzten Playmate des Monats.«
»Ich kenne diese Typen«, bemerkte Hatch trocken. Er fühlte sich an seine Jugendjahre erinnert.
»Schließlich hat Mom Onkel Vincent aus schierer Verzweiflung dazu überredet, mir einen Job in der Verwaltung zu geben.«
»Ich nehme an, das ging auch nicht gut.«
»Das können Sie laut sagen. Ich konnte ihm überhaupt nichts recht machen. Der alte Mistkerl hat pausenlos auf mir rumgehackt und mich unentwegt angebrüllt. Ich hätte nicht den nötigen Geschäftssinn, um ein Unternehmen wie Benedict Fasteners zu leiten. Also habe ich Kurse in Business Administration belegt, um den richtigen Geschäftssinn zu entwickeln. Aber er hat mich bloß ausgelacht und erklärt, keine Uni der Welt könne mir das beibringen, was man dazu bräuchte. Er hat gesagt, ich wäre einfach nicht zäh genug, um sein Nachfolger zu werden. Und wissen Sie was? Er hatte recht.«
»Benedict kann manchmal wirklich sehr direkt sein«, gab Hatch zu. Kein Wunder, daß Jessie am Ende als Vermittler zwischen David und ihrem Vater eingesprungen war. Sie hatte ein viel zu weiches Herz, um sich da rauszuhalten.
»Nun ja, das hat mir dann den Rest gegeben. Ich hatte die Nase voll und habe Benedict Fasteners den Rücken
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