Leidenschaft des Augenblicks
viel süßer, wenn man sie selbst übt. Das ist ein Stück philosophische Weisheit, das auf einer Menge Lebenserfahrung beruht. Denken Sie darüber nach.«
Hatch verließ die Espresso-Bar und ging zurück zu dem Parkplatz, wo er seinen Mercedes abgestellt hatte.
14. Kapitel
»Ich hoffe, du hast das Richtige getan. Aber ich bin mir wirklich nicht sicher, Hatch. Ich weiß es einfach nicht.« Jessie wickelte eine Menge Spaghetti um ihre Gabel und spießte abschließend noch ein Stück geschälte Tomate mit auf. Sie sah Hatch zweifelnd an.
»Hör auf, dir darüber Gedanken zu machen. Es ist passiert, und damit basta.« Hatch nahm eine Scheibe Weißbrot aus dem Brotkorb und biß hungrig hinein.
Die Unterhaltung der anderen Gäste, die im selben Lokal zu Abend aßen wie Jessie und Hatch, verursachte ein gedämpftes Hintergrundgeräusch. Das Essen, das hier serviert wurde, war typisch Northwesternstyle - eine ausgesprochen leckere und innovative Kombination aus fangfrischem Fisch, Nudelgerichten und Gemüse.
»Ich weiß nicht.« Jessie blickte versonnen auf ihren Teller, als wäre er eine trübe Kristallkugel. »Vielleicht hättest du nicht so hart zu ihm sein sollen. Ich habe dir doch gesagt, daß David sehr sensibel ist.«
»Seine Sensibilität schert mich einen feuchten Kehricht«, murmelte Hatch. »Ich möchte einfach sichergestellt wissen, daß er seine schmutzige Wäsche von jetzt an selber wäscht.«
»Er und Dad kommen nicht besonders gut miteinander aus.«
»Du solltest doch am besten wissen, daß man nicht gut mit Vincent auskommen muß, wenn man mit ihm verhandeln will. Das einzige, was man dazu braucht, ist Durchhaltevermögen. Und das kann David sehr wohl aufbringen, falls es ihm wirklich ernst ist. Wenn er das Geld für sein Studium haben will, dann soll er ihn selbst darum bitten. Du hast nichts mehr damit zu tun. Keine Rettungsmanöver mehr zugunsten irgendwelcher anderer Familienmitglieder.«
»Du stellst für mich und alle anderen völlig neue Regeln auf, Hatch. Und zwar nur aufgrund dessen, was du selber für richtig hältst. Und ohne uns zu fragen. Das ist nicht fair. Der Rest der Familie wird sich nicht so leicht manipulieren lassen, das sage ich dir gleich.«
»Der Rest der Familie ist mir egal. Ich will nur, daß sie dich aus dem Spiel lassen. Zumindest für eine Weile.«
»Was gibt dir das Recht, dich derart in mein Leben einzumischen?«
»Ich betrachte das nicht als Einmischung. Meiner Ansicht nach haue ich damit nur ein paar Knoten durch, in die du dich verwickelt hast.«
Jessie war einen Augenblick lang sprachlos. »Du besitzt eine unglaubliche Unverfrorenheit, Hatch. Knoten durchhauen- du meine Güte! Als ob du wüßtest, was du tust! Du bist doch kein Psychologe oder ausgebildeter Familientherapeut!«
»Da hast du verdammt recht. Aber ich habe schon vor langem gelernt, daß es normalerweise einfacher ist, einen Knoten durchzuhauen, als ihn mühsam zu entwirren.«
»Hör endlich auf mit dem Gerede über Knoten«, schnappte sie ungehalten.
»Okay. Worüber möchtest du dich denn unterhalten? Unsere bevorstehende Verlobung?«
Wie jedesmal, wenn er die Heirat ansprach, verkrampfte sie «ich augenblicklich. »Wir haben keinerlei konkrete Pläne, was eine Verlobung angeht.«
»Vielleicht sollten wir endlich anfangen, welche zu schmieden«, sinnierte er. »Ich denke, wir haben lange genug geschäkert. Es wird Zeit, daß wir Ernst machen.«
Jessie fühlte sich in die Enge getrieben. »Vielleicht macht mir das Schäkern Spaß. Vielleicht möchte ich niemals Emst machen. Hast du auch diese Möglichkeit in Erwägung gezogen? Die jetzige Situation hat eine Menge für sich. Wenigstens für mich. Ich habe alle Vorteile einer Liebesbeziehung, ohne die Nachteile und Verpflichtungen einer Ehe in Kauf nehmen zu müssen.«
»Das heißt also, du benutzt mich nur?« Er sah sie nachdenklich an. »Soll ich aufhören mit dir zu schlafen, bis du endlich einwilligst, mich zu heiraten?«
Jessie merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie schaute erst kurz nach rechts und dann nach links, um sich zu vergewissern, daß keiner ihrer Tischnachbarn diese Bemerkung mitgehört hatte. Dann warf sie Hatch einen finsteren Blick zu. »Das soll ja wohl ein Scherz sein.«
»Nein. Du weißt doch: Ich habe keinerlei Sinn für Humor.«
Jessie legte die Gabel beiseite und griff statt dessen zu ihrem Messer. Dann begann sie, mit der Klinge kleine Dreiecke auf das Tischtuch zu zeichnen. »Da bin ich mir nicht
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