Leidenschaft des Augenblicks
eine Menge klimatographischer Werte angezeigt haben. Daraus läßt sich schließen, daß sie eine Leitung zu verschiedenen Wetterdatenbanken unterhalten. Falls ja, haben wir einen Schwachpunkt gefunden. Dann komme ich wahrscheinlich rein. Wonach soll ich denn suchen?«
»Ich bin mir nicht sicher. Finanzinformationen, denke ich. Ich hatte gehofft, daß Hatch mir dabei hilft. Er kennt sich in solchen Sachen aus und hätte uns wichtige Tips geben können. Aber wegen eines unbedeutenden Zwischenfalls auf den San Juan Islands ist er fuchsteufelswild geworden.«
»Was denn für ein Zwischenfall?«
»Jemand hat versucht, seinen Mercedes aufzubrechen. Das hat ihn richtig mitgenommen.«
»Ehrlich? Den Mercedes, den er fährt? Dann dürfen Sie es ihm nicht übelnehmen«, sagte Alex mitfühlend. »Haben Sie denn eine Ahnung, was so ein Modell heutzutage kostet?«
»Es ist doch nur ein Auto, Alex.«
»Nein, es ist nicht bloß ein Auto. Es ist ein wunderschönes technologisches Produkt.«
»Wie auch immer. Jedenfalls ist dem Auto nichts passiert. Trotzdem müssen wir ohne Hatch zurechtkommen. Im Prinzip geht es mir darum herauszufinden, ob DEL eine legitime Organisation ist oder ein Verein von Betrügern.«
»Warum wollen Sie das wissen?« Alex blickte stirnrunzelnd auf den Ausdruck. »Wenn Ihre Klientin Ihnen den Fall entzogen hat, warum machen Sie sich dann die Mühe, weiter daran zu arbeiten?«
Jessie trommelte mit drei Fingern auf seinen Schreibtisch.
»Ich bin mir nicht sicher, um die Wahrheit zu sagen. Es ist einfach nur so ein Gefühl.«
»Ein Gefühl?«
»Ja. Bezüglich Susan Attwood. Ich glaube, ihre Mutter hatte recht. Sie hat sich da in etwas hineinziehen lassen und wird jetzt ausgenutzt. Irgendwie habe ich das unbestimmte Gefühl, daß sie sogar in Gefahr sein könnte.«
»Eine Art sechster Sinn, was?«
»Nennen Sie es, wie Sie wollen.«
Alex nickte. »Okay. Ich werde sehen, was sich damit anfangen läßt.«
»Sie machen also mit?«
Er grinste, und seine Augen blitzten vor Begeisterung. »Na klar. Das wird bestimmt ein Heidenspaß.«
»Ich bezahle Sie auch.«
»Wie denn? Ihre Klientin hat Sie doch gefeuert.«
»Ich lasse mir schon was einfallen. Jedenfalls brauchen Sie das nicht umsonst zu machen. Was dagegen, wenn ich zuschaue?«
»Nee. Aber es kann 'ne Weile dauern.«
Jessie seufzte und dachte an Hatch und daran, daß er wahrscheinlich wieder den ganzen Abend im Büro verbringen würde. Sie wußte nicht einmal, ob er heute überhaupt in ihre Wohnung käme. »Ich habe nichts Besseres vor.«
»Also, dann schauen wir mal, was wir da haben.« Alex wandte sich seinem Rechner zu und machte sich an die Arbeit.
Hatch blätterte geistesabwesend in einer monatealten Zeitschrift, die er auf dem Tisch von Dr. Glenna Ringsteads Wartezimmer gefunden hatte. Fast bereute er schon, hergekommen zu sein. Doch als seine Sekretärin ihm mitteilte, daß Jessies Tante am Vormittag angerufen und um seinen Besuch gebeten hatte, war es ihm richtig erschienen zuzusagen.
Zum dritten Mal innerhalb von zehn Minuten schaute er auf seine Uhr, und die Sekretärin bzw. Sprechstundenhilfe runzelte tadelnd die Stirn.
»Dr. Ringstead unterschreibt nur rasch noch einige Briefe. Sie kommt gleich zu Ihnen.«
Hatch nickte. Er gab Glenna noch fünf Minuten. Allerhöchsten. Schließlich hatte er Wichtigeres zu tun, als im Wartezimmer einer Seelenklempnerin herumzusitzen. Er fühlte sich hier ausgesprochen unwohl.
Ungeduldig warf er die Zeitschrift zurück auf den Tisch und stand auf. »Darf ich mal kurz Ihr Telephon benutzen?«
Die Sekretärin nickte. »Selbstverständlich. Wählen Sie eine Null vorneweg.«
Hatch zog den Apparat zu sich her und wählte Jessies Privatnummer. Noch immer keine Antwort. Er versuchte es in ihrem Büro, und auch dort hob niemand ab. Seit er sie kurz nach Mittag in ihrer Wohnung abgesetzt hatte, war es ihm nicht gelungen, sie zu erreichen. Er überlegte gerade, ob er bei Elizabeth anrufen sollte, um zu sehen, ob Jessie vielleicht zu ihr gefahren wäre, als die gepolsterte Tür zu Glennas Büro aufging.
»Hallo, Hatch. Tut mir leid, daß Sie warten mußten. Ich weiß es zu schätzen, daß Sie sich Zeit genommen haben, vorbeizukommen.« Glenna trat zurück und lächelte ihn, wie es ihre Art war, kühl und distanziert an. »Kommen Sie doch herein.«
»Worum geht es, Glenna?« Hatch ging an ihr vorbei und blickte sich in dem gedämpft erleuchteten Raum um, in dem sie ihre Patienten behandelte. Hier
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