Leidenschaft des Augenblicks
passen.«
»Schau, Jessie. Das ist kein Spiel mehr. Ich hätte dich noch eine Weile weitermachen lassen, weil es mir relativ ungefährlich schien.«
»Mich weitermachen lassen? So hast du das gesehen?« Sie starrte ihn wutentbrannt an. »Herzlichen Dank, Sam Hatchard. Ich hatte den leisen Verdacht, daß du die Sache so siehst, aber ich wollte dich nicht vorschnell verurteilen. Und nachdem du den Computerausdruck für mich gefunden hast, glaubte ich, du würdest meinen neuen Job wirklich ernst nehmen und dich tatsächlich für meine Arbeit interessieren.«
»Ich nehme die Sache ernst, Jessie. Genau deshalb möchte ich auch, daß du dich da raushältst.«
»Du kannst mich nicht daran hindern, meine Nachforschungen fortzuführen.«
Er seufzte tief und massierte sich mit einer Hand den Nacken, während er nach einem Weg suchte, sich ihr verständlich zu machen. »Sei doch bitte vernünftig, Jessie. Du weißt jetzt, daß dieser Bright nicht vorgibt, übersinnliche Fähigkeiten zu besitzen. So wie es aussieht, ist diese Organisation nichts als ein riesen Schwindel. DEL ist keine richtige Sekte, und Edwin Bright ist kein Guru, der mittels angeblicher übernatürlicher Kräfte unschuldige Menschen in seinen Bann lockt. Erzähl das Mrs. Attwood, und damit ist dieser Fall erledigt. Wenn sie weitermachen will, soll sie einen richtigen Privatdetektiv engagieren.«
»Beim Abendessen hast du angedeutet, daß du mir helfen würdest, die Nachforschungen abzuschließen«, erinnerte Jessie ihn mit zusammengebissenen Zähnen.
»Ja, aber da dachte ich noch, wir könnten eine Weile ganz harmlos so weitermachen wie bisher. Doch die Möglichkeit, daß irgendein Kerl dich verfolgt, sagt mir, daß der Spaß augenblicklich ein Ende haben muß.«
»Verdammt, Hatch, wir wissen doch nicht, ob es tatsächlich derselbe Mann war. Trotz der Ähnlichkeiten. Hätte ich nur meinen Mund gehalten!«
»Nun, du hast es aber nicht getan. Und damit ist diese Angelegenheit ein für allemal vom Tisch.«
»Ich werde nicht zulassen, daß du so abfällig und herablassend von meiner neuen Karriere redest.«
Diese Bemerkung machte ihn noch wütender. »Ich bin nicht herablassend. Ich mache mir nur Sorgen. Einer von uns muß auf dem Boden der Tatsachen bleiben, und da es nicht so aussieht, als wärst du sonderlich realistisch, fällt diese Aufgabe eben mir zu.«
»Wenn das deine Meinung ist, dann werde ich mit Vergnügen auf deine weitere Mitarbeit bei dem Fall verzichten.«
Er blickte einen Moment lang wie hilfesuchend an die Zimmerdecke. »Fall? Welchem Fall? Es gibt keinen Fall, Jessie, das Ganze ist nichts weiter als ein wohlkalkulierter Versuch deinerseits, einen weiteren nichtsahnenden Arbeitgeber zum Wahnsinn zu treiben. Mrs. Valentine hat mein tiefstes Mitgefühl. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie sie sich fühlen wird, wenn sie erfährt, was du hier in ihrem Namen treibst.«
»Glaubst du das wirklich?«
»Ja. Sie wird merken, daß sie eine Wichtigtuerin in ihrem Büro hocken hat. Wenn man genauer darüber nachdenkt, zeigt das aber nur, daß sie selber eine Schwindlerin ist. Würde sie tatsächlich über hellseherische Kräfte verfügen, hätte sie dich erst gar nicht eingestellt.«
»Eine Wichtigtuerin?«
Hatch wußte, daß er zu weit gegangen war. Sie kochte. »Verdammt, Jessie. Ich wollte diese Worte nicht benutzen. Tut mir leid. Es ist mir einfach so rausgerutscht. Ich versuche doch nur, dir klarzumachen, was Sache ist.«
Ein kräftiges Klopfen gegen die Zimmerwand ließ Hatch augenblicklich verstummen. Er lief rot an, als die Stimme des massigen, kahlköpfigen Mannes ertönte: »Wenn- ihr zwei nicht sofort die Klappe haltet, rufe ich den Manager, ist das klar?«
Jessie nickte zustimmend. »Ja, Hatch, warum hältst du nicht die Klappe? Du störst unsere Nachbarn. Du wirst es noch soweit bringen, daß man uns hier rauswirft.«
»Ich glaube das einfach nicht.« Er raufte sich das Haar, verzweifelt über seinen Mangel an Selbstbeherrschung. Dann sprang er auf und fing an, in dem kleinen Zimmer hin und her zu laufen. »Es ist ein Uhr morgens, und ich streite mich in einem Hotelzimmer mit einer Frau, die sich für eine hellseherische Privatdetektivin hält. Ich glaube, ich sollte mich auf meinen Geisteszustand untersuchen lassen.«
»Ich bin sicher, Tante Glenna wäre gerne bereit, dich zum üblichen Familienrabatt zu behandeln.«
Er fuhr herum, und seine Stimme klang gefährlich leise, als er mit dem Finger auf sie zeigte. »Ich will
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