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Leidenschaft des Augenblicks

Titel: Leidenschaft des Augenblicks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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Er ist sehr viel größer und stärker als ich.«
    »Ich glaube nicht, daß er Zurückschlagen würde«, meinte Elizabeth nachdenklich. »Wenigstens nicht besonders fest.«
    »Natürlich würde er nicht Zurückschlagen. Und genau deshalb kann ich nicht einfach auf ihn losgehen«, erklärte Jessie geduldig. »Es wäre einfach nicht fair. Er könnte es mir nicht auf dieselbe Art heimzahlen.«
    »Was kannst du denn sonst tun?« fragte Elizabeth.
    »Ich weiß es nicht«, stellte Jessie fest. »Das versuche ich eben herauszufinden.«
    »Wie wäre es damit, etwas gesunden Menschenverstand walten zu lassen?« schlug Lilian vor.
    Constance lächelte. »Du wirst schon den richtigen Weg finden, Jessie. Das ist dir bisher doch immer gelungen.«
    Auf der Rückfahrt - sie überquerte gerade die Brücke - dämmerte Jessie, daß sie im Grunde nur einen Beweis dafür wollte, daß sie Sam Hatchard wichtiger war als Benedict Fasteners oder sonst etwas auf der Welt.
    Aber Constance und Lilian hatten natürlich recht. Es war absolut unrealistisch, auf eine derartige Liebeserklärung zu hoffen. Was konnte sie schon tun? Ihm erzählen, daß sie ihn heiraten würde, wenn er die Geschäftsbeziehung mit ihrem Vater löste? Das wäre Erpressung. Und selbst wenn er sich darauf einließe, würde er sie doch dafür verachten, ein solches Opfer von ihm verlangt zu haben, ohne daß dafür die geringste Notwendigkeit bestanden hätte. Und sie würde sich selber dafür nicht weniger verachten.
    Sie hatte es Elizabeth ja selber gesagt: Eine Frau muß fair sein.
    Angst durchflutete sie. Es war, als wartete dichter, grauer
    Nebel gleich hinter dem Horizont ihres Bewußtseins - wie ein Vorbote drohenden Unheils.
    Wenn dies eine Art Vorahnung oder hellseherische Kraft war, dann, so fand Jessie, verzichtete sie gerne auf solcherlei Fähigkeiten.
    Hatch sperrte langsam die Tür zu Jessies Wohnung auf. Es war acht Uhr abends, und er wußte nicht, welche Art von Begrüßung ihn nach der Szene erwartete, die am Nachmittag vor Vincent Benedicts Büro stattgefunden hatte.
    Als Jessie, die mit einem Buch auf dem Sofa lag, kaum den Kopf hob, ahnte er, was ihm blühte. .
    »Hey«, sagte sie, ohne von ihrem Buch aufzublicken.
    »Hallo.« Hatch schloß die Tür und stellte seinen Aktenkoffer ab. Er bemerkte, daß in der Küche kein Licht brannte. »Wolltest du heute abend Essen gehen?«
    »Ich habe schon vor einer Stunde gegessen. Du weißt doch, daß es bei mir so spät nichts mehr gibt.«
    »Aha.« Hatch war am Verhungern. »Irgendwelche Reste, die ich haben könnte?«
    »Ich hatte wieder Ravioli. Und die habe ich alleine aufgegessen. Du kannst nicht erwarten, daß ich mit dem Essen auf dich warte oder dir etwas aufhebe, Hatch. Nicht, wenn du dir nicht einmal die Zeit nimmst, anzurufen und mir zu sagen, daß es spät wird.«
    In Hatch stieg langsam die Wut hoch. »Ich finde nicht, daß acht Uhr so furchtbar spät ist.«
    »Ich schon.«
    »Es ist sehr lange her, daß ich zu Hause angerufen habe, um jemandem zu sagen, daß es später wird. Ich schätze, ich muß mich erst wieder daran gewöhnen.«
    »Laß dir deswegen keine grauen Haare wachsen.« Jessie blätterte auf die nächste Seite um. »Du bist mir keine Rechenschaft darüber schuldig, womit du deine Zeit verbringst. Wir schlafen ja bloß miteinander. Es ist doch nicht so, als wären wir verheiratet oder sowas.«
    »Du bist wirklich sauer deswegen, nicht?«
    »Nein, nur realistisch.«
    Er zuckte zusammen, ging zur Couch hinüber und blieb dann neben ihr stehen. »Würde es etwas ändern, wenn ich verspräche, daß es nie wieder Vorkommen wird?«
    Sie warf ihm einen zweifelnden Blick zu. Das Angebot schien sie zu überraschen. »Ist das ein Versprechen?«
    Er setzte sich neben sie, berührte sie jedoch nicht. »Es ist ein Versprechen, Jessie.«
    Sie kaute einen Moment lang auf ihrer Unterlippe, und Hatch merkte, daß sie überlegte, wie oft ihr Vater ihr wohl ganz ähnliche Versprechen gegeben hatte. Beiläufige, bedeutungslose Versprechen, die neun von zehn Mal gebrochen wurden, weil etwas »Wichtigeres« dazwischen kam.
    »Ich könnte dir ein Erdnußbutter-Sandwich machen«, sagte sie schließlich und legte das Buch beiseite. Dann stand sie auf und ging in Richtung Küche.
    Hatch stieß einen unhörbaren Seufzer der Erleichterung aus und folgte ihr. Er wußte, daß er dieses Mal nur knapp mit einem blauen Auge davongekommen war. Fast hätte es einen Mordskrach gegeben. Und nur, weil er sich etwas verspätet

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