Leidenschaft des Augenblicks
Familie wirklich ist. David ist ausgesprochen sensibel.«
»Das bin ich auch«, knurrte Hatch leise und stützte jetzt auch seine andere Hand auf der anderen Seite ihres Kopfes gegen die Wand. »Du hast es nur nie bemerkt, weil du viel zu beschäftigt damit warst, dich um die Alltagssorgen und Wehwehchen der anderen zu kümmern. Zum allerletzten Mal: Ich will verdammt noch mal sichergehen können, daß ich nicht deshalb geheiratet werde, damit du dich weiter wie gehabt um David und seine Mutter und die Moms und deine Schwester kümmern kannst. Ist das klar?«
»Du bist ungefähr so sensibel wie ein Nashorn. Und hör end-lich auf, über das Heiraten zu sprechen. Wir haben ein Verhältnis, und nichts weiter! Basta.« Jessie versuchte, unter seinem Arm durchzuschlüpfen, und landete prompt in der Topfpalme. Beide, Palme und Jessie, schwankten gefährlich.
Einen leisen Fluch auf den Lippen, packte Hatch Frau und Palme, bevor sie zu Boden gingen. Mit einer Hand rückte er die Palme an ihren Platz, mit der anderen hielt er Jessies Arm, während sie ein Stück Palmwedel ausspuckte.
»Ich will, daß du mir dein Ehrenwort darauf gibst, Jessie. Es ist mir ernst damit.«
»Schau, Hatch...«
»Ich habe gesagt, ich möchte, daß du mir versprichst, nicht mehr für die ganze Familie Vermittler zu spielen. Zumindest solange unsere Beziehung noch nicht endgültig geregelt ist«, wiederholte er mit zusammengebissenen Zähnen.
»Noch nicht endgültig geregelt?« Für den Bruchteil einer Sekunde wußte Jessie sich keinen Reim darauf zu machen. Sie stand einfach nur da und sah ihn an. Und da fiel ihr etwas an ihm auf, ein Ausdruck in seinem Gesicht, den sie nie zuvor bemerkt hatte. Er sah sie fast flehend an; er sah aus, als brauche er sie.
»Du weißt genau, wovon ich rede.« Wieder stützte er seine Hand auf Höhe ihres Kopfes gegen die Wand und rückte ganz dicht an sie heran.
»Willst du mich etwa einschüchtern, Hatch?« Sie war plötzlich irgendwie verstört und atemlos. Hatch brauchte sie?
»Ganz genau. Komm schon, Jessie. Wir haben beide etwas Besseres zu tun, als hier rumzustehen und unsere Zeit zu verschwenden.«
»Okay, ich verspreche es.« Die Worte waren heraus, bevor sie genauer darüber nachdenken konnte.
Hatch nickte kurz. Er schien endlich zufrieden. »Also dann, bis zum Abendessen.« Er warf ihr noch einen warnenden Blick zu, machte dann auf dem Absatz kehrt und marschierte zurück zu Vincent Benedicts Büro.
Jessie ging mit wackeligen Knien zum Fahrstuhl. Sie mußte einen Moment lang die Besinnung verloren haben. Was den Fall Attwood betraf, hatte sie sich ihm gegenüber behaupten können. Aber was diese Sache hier anging, hatte sie hoffnungslos versagt. Unverständlicherweise.
Sie hoffte nur, daß diese Niederlage kein Zeichen dafür war, daß sie allmählich nachgiebig wurde.
Eine dreiviertel Stunde später parkte Jessie ihr Auto vor dem niedrigen, modernen Gebäude, in dem die Räume von ExCellent Designs lagen. Sie öffnete die Wagentür und stieg langsam aus, da sie der bevorstehenden Unterhaltung mit äußerst gemischten Gefühlen entgegensah.
Wie immer herrschte hier, im vornehmen Bellevue, reger Verkehr. Jedesmal, wenn sie über eine der Brücken fuhr, die zwischen der Eastside und Seattle lagen, hatte Jessie das Gefühl, in ein anderes Land zu kommen.
Hier wirkte alles so sauber und schick und teuer. In Seattle waren selbst die elegantesten Geschäfte und exklusivsten Restaurants nie weit von jenen unschönen Örtlichkeiten entfernt, die zum Bild jeder amerikanischen Großstadt gehören.
Connie saß nachdenklich über dem Grundriß eines millionenteuren Bungalows, als Jessie die Tür zu ihrem Büro öffnete. Sie blickte auf und lächelte. »Hallo Jessie. Bringst du gute oder schlechte Neuigkeiten?«
»Von beidem etwas.«
Connie verzog das Gesicht. »Dann warte lieber, bis deine Mutter wieder hier ist. Sie wollte bloß schnell einen Cappuccino holen. Ach, da kommt sie ja.«
»Hallo, Jessie.« Lilian Benedict kam mit zwei Pappbechern Cappuccino ins Büro. »Das ist aber eine Überraschung. Ich nehme an, du hast Neuigkeiten?«
»Dad gibt euch das Geld«, sagte Jessie und ließ sich in einen der skurril geformten schwarzen Ledersessel sinken.
»Fabelhaft. Ich wußte, daß du ihn überreden würdest. Irgendwelche größeren Schwierigkeiten diesmal?« Lilian entfernte den Deckel von ihrem Kaffeebecher.
»Nein, aber ich hatte deswegen eine kleine Auseinandersetzung mit Hatch.«
»Mit
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