Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
sich den Hut vom Kopf und schlug ihn wütend gegen seinen Oberschenkel. Aus den Augenwinkeln sah Emily, daß Mr. Polymarr und Fletcher zurückwichen, um sich vor Tristans Wut in Sicherheit zu bringen. Sein Haar glänzte im Sonnenschein wie gesponnenes Gold, obwohl es verschwitzt und voller Staub war. »Verflucht noch mal«, knurrte er. »Du bist wirklich die uneinsichtigste Frau auf Gottes Erdboden!«
»Ich will nur mein Eigentum beschützen, wie du es auch tun würdest.«
Tristan schloss einen Moment die Augen und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Es war ihm deutlich anzumerken, daß er sich bemühte, die Geduld und Beherrschung nicht vollkommen zu verlieren. »Es war ein böser Fehler, daß du eine Schafherde ins Rinderland gebracht hast. Wer weiß, was nun noch alles passieren wird.«
»Es wird zu einem schmutzigen Grabenkrieg kommen«, mutmaßte Polymarr aus sicherer Entfernung.
»Willst du etwa sagen, ich hätte ruhig dastehen und Zusehen sollen, wie diese Männer meine Schafe vertreiben oder vielleicht sogar töten?« fragte sie Tristan.
»Natürlich nicht!«
»Dann verrate mir doch, was ich hätte tun sollen? Was hättest du denn getan?«
Er öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder denn offensichtlich fiel ihm darauf keine Antwort mehr ein. Er drehte sich einfach um, stapfte wütend zu seinem Pferd und schwang sich in den Sattel.
»Was ist nun mit den Schafen?« wollte Polymarr wissen. Sein Blick wanderte zwischen Emily und Tristan hin und her. »Wen n wir sie hier oben lassen, können wir sie auch gleich selbst abschlachten.«
»Treibt die Herde auf die untere Weide«, fauchte Tristan. Sein Blick war hart wie Stahl. »Ich knöpfe mir inzwischen mal die Kerle vor, die uns einen Besuch abgestattet haben.«
Emily sprang vor und fiel ihm in die Zügel, bevor er losreiten konnte. »Nein«, rief sie und atmete schwer. »Tu das nicht, Tristan! Diese Männer könnten dich umbringen.« Es fiel ihr nicht schwer, ihm so deutlich zu zeigen, daß sie Angst um ihn hatte.
Tristan blickte Emily tief in die Augen. »Das ist gut möglich«, erwiderte er ruhig. »Aber niemand - niemand - reitet auf mein Land und stößt wüste Drohungen aus.«
Sie legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel und spürte die festen Muskeln. »Geh nicht allein«, flehte sie. »Reite zuerst in die Stadt und nimm deinen Bruder mit.«
»Nein.«
»Aber er ist der Marshall . Es gehört zu seinen Aufgaben, solche Streitigkeiten zwischen Nachbarn zu schlichten.«
»Er hat eine Frau, die ein Baby erwartet. Aislinns Brüder und Miss Dorrie sind ebenfalls von ihm abhängig. Ich werde nicht wegen ein paar Schafen sein Leben in Gefahr bringen.«
»Dann nimm mich mit«, bat sie.
Er blickte sie eine ganze Weile an. Sein Blick wurde weich. »Kümmere du dich um deine Schafe, mein kleiner Trotzkopf.« Seine Stimme klang liebevoll. Dann ritt er in Richtung Powder Creek Ranch davon, und Emily blieb voller Angst und Schuldgefühle zurück.
5
Tristan war noch nicht weit gekommen, als sein Wallach zu lahmen begann. Vielleicht war das eine Fügung des Himmels, vielleicht war es einfach Pech, aber wie auch immer, im Augenblick konnte er nichts tun, als umzukehren. Er würde ein anderes Mal zur Powder Creek Ranch reiten - und damit würde er sich nicht allzuviel Zeit lassen.
Vorsichtig kratzte er einen scharfkantigen Stein aus dem Huf des Tieres, der das darunterliegende empfindliche Fleisch verletzt hatte. Zu Fuß machte er sich auf den Rückweg, wobei er den Wallach am Zügel hinter sich führte. Es war klar, daß er nur langsam vorwärtskam, aber es war nicht so langsam, daß er nicht irgendwann die Schafe eingeholt hätte, die sich, dicht aneinandergedrängt wie eine schmutziggraue Wolke, ins Tal bewegten. Der Wallach schnaubte und tänzelte nervös auf drei Beinen, und Tristan muss te sein ganzes Können auf bieten, um das Ti er zu beruhigen.
Tristan und Emily wechselten einen Blick, als er zur Herde aufschloss , aber keiner von beiden sagte etwas - in dem Geblöke der Schafe wäre sowieso jedes Wort untergegangen.
Ein Gentleman, dachte er, würde helfen, die dummen Kreaturen auf ihre neue Weide zu treiben, aber heute fühlte sich Tristan nicht in der Verfassung, sich wie ein Gentleman aufzuführen. Er hatte Emily gebeten, seine Frau zu werden - und er begehrte sie noch mehr, als er sich eingestehen wollte, aber seit er ihr den Heiratsantrag gemacht hatte, fragte er sich, ob er eigentlich noch ganz klar im Kopf
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