Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
nicht gelahmt hätte.« Das Blut stieg Emily in den Kopf und rötete ihre Wangen. Er liebte es, wenn sie so reagierte - es war für ihn ein noch schöneres Gefühl, als beim Pokern einen Royal Flash auf den Tisch zu blättern.
»Dann bist du ein Narr!«
»Darüber möchte ich mit dir nicht streiten.« Er nahm den zweiten Eimer und goss ihn sich schwungvoll über den Kopf. Seine Hose war natürlich patschnass - und er war erregt, was nicht zu übersehen war. Er war sich auch nicht sicher, ob er diese Tatsache überhaupt verbergen wollte. »Ich werde nachher nach Prominence reiten«, sagte er. »Dort werde ich dann auch mit dem Priester wegen unserer Hochzeit sprechen - es sei denn, du hast deine Meinung inzwischen wieder geändert.«
Sie schaute Tristan kurz an, blickte dann verlegen zur Seite und sah ihn wieder an. »Ich habe meine Meinung nicht geändert«, antwortete sie.
Gut, daß sie so stur ist, dachte er - auch dafür liebte er sie. »Hör zu«, meinte er, und trotz seiner lässigen Haltung klang seine Stimme plötzlich todernst. »Falls irgend jemand zur Ranch kommt, während ich in der Stadt bin, und Ärger machen will, wirst du die Schafe ihrem Schicksal überlassen und dich mit Polymarr und Fletcher im Haus verschanzen. Du magst zwar närrisch genug sein, dein Leben für ein bisschen Lammfleisch und künftige Woll un terwäsche zu opfern, aber das kannst du nicht von dem alten Mann oder dem Jungen erwarten. Habe ich mich klar und verständlich ausgedrückt?«
Sie schluckte und nickte dann. Es schmerzte ihn zu sehen, daß sie ihr eigenes Leben offenbar geringer schätzte als das der beiden Männer, die ihr doch vollkommen fremd waren.
Tristan gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich komme so schnell wie möglich zurück. Kann ich dir irgend etwas aus dem Laden mitbringen?«
Sie verzog das Gesicht zu einem schelmischen Lächeln. »Vielleicht etwas fürs Abendessen - ich meine, außer Eiern. Mr. Polymarr war dabei, Kaninchen zu jagen, bevor die Outlaws kamen, aber er hatte kein Glück.«
»Er kann sich glücklich schätzen, daß er die ganze Sache überlebt hat. Und du auch, Emily. Pass also bitte auf dich auf.«
Sie nickte, und er ging ins Haus, stieg die Treppe zu seinem Zimmer hoch und zog sich eine trockene Hose und ein sauberes Hemd an. Dann kämmte er sich sein immer noch feuchtes Haar und trat wieder ins Freie. Fletcher saß auf dem kleinen Pferd, das er den ganzen Tag geritten hatte. Polymarrs Pferd hielt er am Zügel für Tristan bereit.
»Ich dachte mir, Sie wollten vielleicht Gesellschaft haben«, sagte der Junge.
Tristan war angenehm berührt, aber er zeigte es Fletcher nicht, denn er hatte schon mitbekommen, daß dem Jungen alle Gefühlsäußerungen peinlich waren. »Du bleibst besser hier«, meinte er kühl, während er die Zügel des zweiten Pferdes nahm und sich in den Sattel schwang. »Einer von uns muss schließlich auf Miss Emily auf passen - und auf den alten Mann.«
Fletcher wollte protestieren, aber er schluckte nur und nickte. »Sie werden mehr Männer als Polymarr und mich brauchen, wenn Sie verhindern wollen, daß die Schafe abgeschlachtet werden«, bemerkte der Junge scharfsinnig. »Und gute Männer dürften hier in der Gegend schwer zu finden sein, denn die Cowboys stehen wohl alle auf der Seite der Rinder-Züchter.«
»Damit dürftest du recht haben«, gab Tristan seufzend zu. »Aber ich werde schon genug Leute zusammenbringen, um eine Herde von blöden Schafen zu bewachen. Feg du auf jeden Fall die Baracke aus, denn ich komme auf keinen Fall allein zurück.
Während er so schnell wie möglich auf dem alten Klepper nach Prominence ritt, fragte sich Tristan, wie er überhaupt in diese verzwickte Lage gekommen war. Er war schließlich selbst ein Rinder-Züchter und verstand die Position der Rancher nur zu gut. In dieser Gegend hatte man keine Verwendung für Schafe - ausgenommen in Form von guter, wärmender Wolle. Aber die Antwort auf seine Frage fiel ihm nicht schwer: Ein Blick auf Miss Emily Starbucks groben Umhang, auf ihren schäbigen Schlapphut und ihre abgetragenen Stiefel hatte ausgereicht, tun ihn um den Verstand zu bringen.
Mit Ve rn unft s gründen konnte man so etwas nicht erklären.
Emily besaß ein Kleid aus blauem Leinen, das sie zusammengerollt in ihre kleine lederne Reisetasche gestopft hatte, in der sie ihre wenigen Besitztümer mit sich trug. Viel war es wirklich nicht. Eine Haarbürste mit einem Schildpatt-Griff, der all m ählich die Borsten
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