Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
geschockt hatte. »Ja, ich nehme mir eine Frau. Ich dachte, daß Emily und ich am Sonntag nach der Messe die Ringe ta u sch en.«
Shay beugte sich etwas über den Rücken seines Pferdes und senkte die Stimme, obwohl niemand nahe genug war, um ihr Gespräch zu bela u sch en. »Aber du kennst diese Frau doch überhaupt nicht!«
»Ich habe mir schon einige Gedanken über sie gemacht - und ich verlasse mich auf mein Gefühl, das mich selten betrogen hat.«
Er strich mit seiner behandschuhten Rechten über den Nacken des Pferdes.
»Liebst du sie denn?«
»Ich bin nicht sicher«, erwiderte Tristan. »Aber ich weiß, daß ich Emily lieben könnte.«
»Angenommen, du irrst dich?«
»Angenommen, ich irre mich nicht? Ich will eine Familie haben wie du, Shay. Du müsstest das doch am besten verstehen.«
Shays Gesicht s ausdruck wurde ein bisschen weicher. »Ich hoffe nur, daß du keinen Fehler machst.«
»Das hoffe ich auch«, seufzte Tristan. »Aber nun sag mir endlich, was dich an so einem schönen Tag zu mir geführt hat.«
Shay rückte seinen Hut zurecht. »Zwei Dinge«, antwortete er. »Ich habe ein Telegramm vom Direktor des Staatsgefängnisses bekommen. Kyle Senior ist vor zwei Tagen gestorben. Falls du also immer noch die Powder Creek Ranch kaufen willst, solltest du dich sofort mit Tom Tudledge, Kyles Anwalt, in Verbindung setzen.«
»Und die zweite Sache?« fragte Tristan, nachdem Shay eine Weile geschwiegen hatte.
»Die betrifft Emilys Schafe. In der ganzen Gegend hat es sich inzwischen herumgesprochen, daß auf deiner Ranch eine Schafherde grast. Die anderen Viehzüchter sind außer sich und wollen die Herde vertreiben, bevor die Viecher alle Weiden hier in der Gegend ruinieren.« '
Tristan hatte ja selbst nicht viel für die Schafe übrig, und er war auch nicht überrascht, daß es Probleme gab. Die hatte er ja selbst vorausgesehen. Aber die Schafe waren nun einmal auf seinem Land, und er hatte Emily praktisch versprochen, daß sie dort auch bleiben konnten. Außerdem konnte er es auf den Tod nicht ausstehen, wenn jemand versuchte, ihm Vorschriften zu machen. »Erklär den Leuten, daß sie sich nicht auf regen sollen«, sagte er mit einer Gelassenheit, die er gar nicht empfand. »Es ist mein Gras, das diese gefräßigen Wollknäuel bis auf die Wurzeln abfressen. Nur meine Rinder könnten also verhungern.«
Shay lehnte sich vor und stützte dabei seine Hand auf den Sattelknopf seines Pferdes. »Du weißt doch genau, daß es so einfach nicht ist«, Seufzte er. »Die Viehzüchter argumentieren, daß es hier bald eine stinkende Schaf- Plage geben wird, wenn sie erst einmal eine Herde in der Gegend dulden. Die meisten der Rancher sind natürlich nur aufgeblasene Windbeutel, aber ein paar von den Jungs hatten in den letzten Jahren viel Pech. Die meinen es verflucht ernst, denn sie sehen ihre Existenz durch die Schafe bedroht. Du wirst mit Sicherheit Ärger bekommen, wenn du die Herde nicht schleunigst loswirst.«
Nichts hätte Tristan lieber getan, aber das Problem war, daß auch Emily gehen würde, wenn er die Herde von seinem Land verjagte. Und das wollte und würde er nicht zulassen. Außerdem hatte er ihr das Versprechen gegeben, daß er den gefräßigen Ti eren nichts tun würde - was im Klartext hieß, daß er sich um sie kümmern muss te, als würden sie ihm gehören.
»Danke, daß du mich gewarnt hast«, meinte er und wechselte das Thema. »Wie geht es Aislinn und dem Baby in ihrem Bauch?«
Der Gedanke an die Geburt seines Kindes ließ Shay erbleichen, obwohl ihm die Freude und der Vaterstolz in den Augen abzulesen war. »Aislinn ist heute morgen nicht in den Laden gegangen, sondern sitzt zu Hause mit einem Kissen im Rücken auf der Veranda.«
Für eine so tatkräftige Frau wie Aislinn war das allerdings ungewöhnlich. »Laß es mich wissen, wenn es soweit ist. Ich bin schließlich noch nie zuvor Onkel geworden.«
»Ich bin auch noch nie zuvor Vater geworden«, stöhnte Shay. »Jedenfalls nicht, daß ich es wüsste .«
»Ach, du schaffst das schon, Bruderherz! Wenn du dein Söhnchen oder dein Töchterchen erst einmal im Arm hältst, wirst du alles andere vergessen.«
»Hm«, brummte Shay zweifelnd. » Pass auf dich auf - und auf diese Frau.« Er zügelte sein Pferd und ritt in Richtung Stadt davon.
Tristan nahm seine Arbeit wieder auf, aber er war mit seinen Gedanken woanders.
Die Schafe blökten nicht, sondern genossen das saftige Gras und das frische Quellwasser. Beides war reichlich
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