Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
Abendessen geben würde, sondern weil Tristan wieder heil und unversehrt nach Hause gekommen war. »Hast du Neuigkeiten von Aislinn?« fragte Emily, nachdem sich ihr Herzschlag normalisiert hatte.
»Doc Yancy ist bei ihr.«
»Und geht es ihr gut?«
Tristan sprang aus dem Sattel und sprach kurz mit einem der Indianer, der mehrmals nickte. Dann wandte Tristan sich wieder Emily zu. »Aislinn ist jedenfalls in besserer Verfassung als Shay«, erwiderte er. »Er ist vollkommen mit den Nerven fertig. So habe ich meinen Zwillingsbruder noch nie erlebt.«
Plötzlich wurde ihr bewusst , daß die bevorstehende Geburt im Hause McQuillan doch ein zu intimes Thema war, um darüber in Anwesenheit von acht Indianern zu sprechen. Sie nickte Tristan kurz zu und h u sch te ins Haus zurück.
Emily öffnete den Jutesack auf dem Küchentisch. Die beiden Hühner waren schon gerupft und ausgenommen. Außerdem fand sie eine Büchse Schmalz, Hefe und
Gewürze, ein Päckchen Tee, ein Dutzend Kartoffeln und mehrere Dosen mit grünen Bohnen. Dann gab es noch ein kleines Päckchen, das in Papier geschlagen und mit einem bunten Band umwickelt war. In dem Päckchen befanden sich vier nagelneue Liebesromane. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, denn für einen kurzen Moment stellte sie sich vor, daß dies ein Geschenk für sie wäre. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann ihr zuletzt jemand etwas geschenkt hatte - abgesehen natürlich von dem Erbe, für das sie ihrem Onkel dankbar war, auch wenn sie damit mehr Probleme hatte, als ihr lieb sein konnte.
Es gelang ihr jedoch nicht, sich vorzustellen, daß Tristan Bücher mit Titeln wie »Vivian und der Sultan« las oder daß er in »Ein zärtliches Herz« schmökerte. Er besaß eine Reihe von Büchern, die auf einem Regal über seinem Schreibtisch standen und die in feinstes Leder gebunden waren. Tristan schien Geschichte, Mathematik und anspruchsvolle Literatur zu bevorzugen.
Sie legte die vier schmalen Bändchen zur Seite und richtete ihre Aufmerksamkeit auf das Abendessen. Als es fertig war, trat sie zur Tür und rief nach Tristan. Es war ein bittersüßes Vergnügen. Süß, weil sie so tun konnte, als hätte sie ein Heim und eine Familie, als wäre ihr Leben in bester Ordnung, bitter, weil es nun einmal leider nicht so war.
Tristan w u sch sich die Hände am Brunnen und kam dann mit Mr. Polymarr und Fletcher ins Haus. Die beiden trugen ihre Hüte in den Händen, und ihre Gesichter waren rot, weil auch sie sich vor dem Essen gründlich geschrubbt hatten - was sie sonst wahrscheinlich so gut wie nie taten. Emily, die schon zwei Teller gefüllt hatte, die sie den Männern hatte bringen wollen, lächelte und machte am Tisch für die beiden Platz.
Es war ein Festessen, das Emily gezaubert hatte. Die Hühner waren knusprig gebraten. Dazu gab es Kartoffeln, grüne Bohnen, eine herrliche Soße - und die noch warmen Biskuits. Die drei Männer aßen langsam und schweigend, und Emily freute sich, daß ihnen das Essen so gut schmeckte. Sie war eine gute Köchin, aber es war schon lange her, seit sie zuletzt für jemanden gekocht hatte - und sie merkte, wieviel Spaß ihr das machte.
Schließlich wischte sich Mr. Polymarr den Mund mit dem Ärmel seines Hemdes ab und nahm sich den letzten Biskuit, gerade als Tristan danach greifen wollte. »Sie sollten die Rothäute besser gut im Auge behalten, Mr. St. Lawrence. Ihnen steht ein langer, harter Winter bevor, und sie haben eine Menge Mäuler zu stopfen. Könnte sein, daß ihnen die Schafe da gerade gelegen kommen.«
Tristan und Emily wechselten einen Blick. In seinen Augen lag dieses unwiderstehliche Lächeln, bei dem ihr immer ganz anders wurde.
»Man soll die Hoffnung nie aufgeben, Polymarr«, meinte er philosophisch. »Manchen Menschen vertraue ich ganz einfach - ich weiß selbst nicht, wieso. Und was die Indianer betrifft, da habe ich ein ausgesprochen gutes Gefühl.«
Emily dachte daran, daß sie diesen Mann am nächsten Sonntag heiraten würde, daß sie hier in diesem Haus leben würden, daß sie ihre Mahlzeiten gemeinsam einnehmen und zusammen Pläne schmieden würden. Sie würden alles miteinander teilen - und natürlich irgendwann auch das Bett. Bei dieser Vorstellung errötete sie, und deshalb erhob sie sich schnell, um den Tisch abzuräumen.
Im nächsten Moment stand Tristan mit seinem leeren Teller neben ihr. Er hatte ihre Kochkünste gebührend gelobt, aber er hatte weniger gegessen als der Junge und der Alte. »Laß nur«, sagte er,
Weitere Kostenlose Bücher