Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
»ich mache das schon.«
Emily hatte noch nie einen Mann getroffen, der im Haushalt auch nur einen Finger krumm gemacht hätte.
Natürlich war ihr klar, daß Tristan vor kurzem die Hausarbeit noch selbst erledigt hatte, denn er hatte ja allein gelebt. Das Haus war jedenfalls picobello in Schuss .
»Du hast genug gearbeitet«, fuhr er fort. »Setz dich da drüben beim Kamin in den Sessel und ruh dich aus.« Er stellte seinen und Emilys Teller in die Spüle und griff nach den vier Romanen, die sie auf dem Sideboard abgelegt hatte, damit sie ihr beim Kochen nicht im Weg waren und schmierig wurden. »Diese Bücher sind erst letzte Woche mit der Kutsche aus Sacramento angekommen, hat mir Dorrie McQuillan erzählt. Viel Spaß beim Lesen!« Damit drückte er Emily die Büchlein in die Hand.
Sie starrte das Geschenk an und war vollkommen verwirrt.
»Besonders interessant fand ich die Geschichte des Dienstmädchens, das Kunstreiterin in einer Weste rn show wird und schließlich einen Grafen heiratet.«
Emily traten Tränen in die Augen, aber das merkte sie erst, als sie Tristan anschaute und ihn plötzlich nur noch ganz verschwommen sah. »Ich ... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll«, stammelte sie. »Ich ... ich kann dir nur danken.«
Mit seinem schrägen Grinsen brachte er sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. »Ein >Danke< genügt mir völlig.« Dann nahm er die Teller der beiden Männer - Polymarr und Fletcher hatten sich irgendwann unbemerkt verdrückt - und stellte sie zu den anderen in die Spüle. »Bevor ich den Abwasch mache, will ich noch einmal kurz nach unseren neuen Männern sehen.«
Sie nickte nur, aber sie war froh, daß er die Indianer als »unsere neuen Männer« bezeichnete und nicht so abfällig über sie sprach, wie Mr. Polymarr es getan hatte.
Tristan berührte ihre Wange mit seinem Handrücken. Dann zog er sie zärtlich am Zopf. »Du bist eine wunderschöne Frau, Emily Starbuck«, sagte er leise und mit rauer Stimme. Wenn er sie auf beide Wangen geküßt hätte, hätte die Wirkung auf sie nicht stärker sein können.
Emily biß sich auf die Unterlippe. Er gab ihr das Gefühl, in Samt und Seide gekleidet und mit Juwelen geschmückt zu sein, obwohl sie doch nur ein selbstgeschneidertes, einfaches Baumwollkleid trug. Sie versuchte, sich klarzumachen, daß Tristan ein Charmeur war, ein Mann, der Frauen mit Worten verzaubern konnte, aber das änderte nichts daran, daß sie sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen fühlte. Wenn sie je einen Mann hatte haben wollen, dann war es Tristan Saint-Laurent.
Sie wollte gerade ihrem Verlangen nachgeben und ihre Arme um seinen Nacken schlingen, als er sich umdrehte und sie mit ihren Liebesromanen in der Hand vor der Spüle stehenließ.
Eine ganze We il e rührte sie sich nicht vom Fleck.
Die Indianer - es waren Angehörige verschiedener Stämme - hatten ihr Lager am Rande der Weide auf geschlagen. Sie hatten ein Feuer gemacht, und der Geruch von geröstetem Fleisch, Rauch und Gras vermischte sich mit dem der Schafe. Falls sie sich eines der Schafe zum Abendessen brieten, dachte Tristan, sollte es ihm recht sein.
Spud sprang auf Tristan zu, bellte einmal freundlich und leckte ihm die Hand. Das Tier hatte ihn als seinen Herrn akzeptiert. Tristan begrüßte den Hund, indem er ihm über das struppige Fell strich und ihn hinter den Ohren kraulte, während er leise auf ihn einredete.
Polymarr trat aus dem Schatten der Scheune. In den Händen hielt er sein Gewehr, ohne das er kaum noch einen Schritt tat. Es war schon ernüchternd, diesen alten Mann zu sehen, der mit einem geladenen Gewehr durch die Dunkelheit schlich, denn das erinnerte Tristan unmißverständlich daran, daß jeden Augenblick ein Haufen wilder
Reiter angreifen konnte. »Diese verdammten Rothäute grillen einen Hund oder so was«, knurrte Polymarr und spuckte verächtlich auf die Erde.
»Was sie essen, ist ihre Sache«, erwiderte Tristan leicht verärgert. »Haben sie Posten aufgestellt?«
Der Alte nickte zögernd. »Tatsache ist, daß es für mich und den Jungen nicht mehr viel zu tun gibt.«
»Du hast dir deine Nachtruhe redlich verdient. Warum legst du dich nicht in die Baracke und schläfst ein paar Stunden?«
» ... und riskiere dabei, daß mir diese Wilden die Haare abschneiden?«
Tristan lachte leise. »Das Risiko ist nicht besonders groß, denn du hast ja kaum noch Haar, die sie dir abschneiden könnten.«
Fletcher trat zu ihnen. Er wagte es nicht, Tristan in die
Weitere Kostenlose Bücher