Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
damit wir und unsere Kinder eines Tages in Frieden leben können.«
Sie blickte Shay an, der regungslos vor ihr lag, und ihr wurde bewusst , wie sehr sie diesen Mann liebte. Sie würde es nicht ertragen, ihn zu verlieren. »Dann wirst du ihn also nicht im Stich lassen?« Das war keine gewöhnliche Frage, das war die Bitte um ein Versprechen, um einen heiligen Eid.
»Ich gebe dir mein Ehrenwort, daß ich diese Sache mit Shay zusammen durchstehen werde«, erwiderte er ernst und schaute ihr dabei direkt in die Augen. »Wenn sie Shay begraben müssen, dann wird es am Tag nach meiner eigenen Beerdigung sein.«
»Danke«, antwortete sie leise. Vielleicht hätte sie ihn aus Dankbarkeit geküsst , aber in diesem Augenblick waren Gerä u sch e von unten zu hören. Offensichtlich war der Doktor endlich gekommen. Aislinn stand auf und verließ hastig das Zimmer, damit niemand sah, in welcher Verfassung sie war.
Tristan betrachtete seinen Bruder, der mit geschlossenen Augen regungslos dalag und nur ganz flach atmete. »Vielleicht wünschst du dir ja zu sterben, bevor diese Sache vorüber ist«, meinte er leise, »aber sie liebt dich - und dafür kannst du dich glücklich schätzen, Shay McQuillan.«
Die Tür flog auf, und der Doktor trat ins Zimmer. Seine ganze Erscheinung wirkte schäbig. Seine Fingernägel waren schwarz wie die Nacht, seine Kleidung roch nach Schweiß, Whiskey und Mottenpulver, und die aufgeplatzten Äderchen in seinem Gesicht waren ein Beweis dafür, daß er ein Trinker war.
Tristan zog seinen Revolver. »Keinen Schritt weiter«, befahl er. Mit wütend blitzenden Augen schob sich Cornelia an dem alten Knochenflicker vorbei ins Zimmer. »Nehmen Sie das scheußliche Ding weg«, verlangte sie mit schriller Stimme. »Das ist mein Haus und mein Bruder, und mein Doktor wird sich um ihn kümmern.«
Tristan bewegte sich nicht und senkte auch nicht den Fünfundvierziger. »Vielleicht ist das Ihr Haus, Ma'am«, antwortete er bestimmt. »Aber dieser Mann ist mein Bruder - mein Gesicht ist ja wohl Beweis genug und niemand wird ihn gegen meinen Willen anrühren.«
»Laß es gut sein, Cornelia«, meinte der Doktor resignierend, aber immerhin noch mit einem Anflug jener Würde, die er wohl einmal besessen hatte. »Laß uns allein, damit ich mit dem jungen Mann reden kann.«
Es war Cornelia anzusehen, daß sie innerlich kochte, denn sie war es nicht gewohnt, Befehle zu empfangen. Aber dann machte sie auf dem Absatz kehrt, stürmte aus dem Zimmer und schlug krachend die Tür hinter sich ins Schloß.
Der Doktor zog seine Jacke aus, ging zur Kommode und füllte Wasser in die Waschschüssel. Dann nahm er ein Stück Seife aus seiner Tasche und begann, seine Hände zu schrubben. »Sie können Ihr Eisen ruhig wieder wegstecken, junger Freund«, erklärte er im Plauderton. »Ich habe Sie vorhin auf der Straße beobachtet, als Sie Kyles Aussehen ein wenig verändert haben. Vielleicht schießen Sie mir auch ein Ohr ab oder alle beide, vielleicht auch einen Finger oder einen Zeh, aber Sie Werden mich nicht töten. Das ist nicht Ihre Art.«
Tristan richtete die Waffe auf das Herz des Mannes, aber der ließ sich davon nicht einschüchtem und blickte über die Schulter zum Bett. »Mein Name ist Jim Yancy«, stellte er sich vor. »Ich habe vor fast zwanzig Jahren das medizinische College von St. Mary's besucht. Ich denke, ich sollte einen Blick auf den Marshall werfen - ob dieser Gedanke Ihnen nun gefällt oder nicht. Wenn Sie aber glauben, daß Sie mir un bedingt irgendwelche Ohren oder Zehen abschießen müssen, dann tun Sie es bitte gleich, damit ich mich endlich an meine Arbeit machen kann.«
Seufzend schob Tristan seinen Revolver in den Holster zurück. »Sie sehen nicht gerade wie ein Arzt aus«, meinte er, aber der Mut des alten Trunkenboldes hatte ihn schon beeindruckt, und er betrachtete den Mann jetzt mit mehr Respekt.
Yancy lachte. »Ich bin auch kein Arzt«, bekannte er. »In St. Mary's hat man mich wegen einer Weibergeschichte rausgeworfen, bevor ich meine Abschlussprüfung machen konnte. Aber so, wie ich die Sache sehe, bin ich im Augenblick der einzige, der Shamus helfen kann.« Er nahm eine Bürste aus seiner Tasche und begann, sich die Nägel zu säubern. Als er mit dem Ergebnis endlich zufrieden war, trocknete er die Hände mit einem Handtuch ab, das Dorrie vorher gebracht hatte. »Machen Sie Platz, damit ich mir den Jungen mal anschauen kann.«
Tristan trat einen Schritt zur Seite und sah zu, wie Yancy
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