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Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Titel: Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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erzählte von ihren Brüdern, die es kaum erwarten konnten, endlich in den Zug nach Westen zu steigen, davon, wie sie selbst nach Prominence gekommen war und unterwegs jede Stelle angenommen hatte, bei der sie so viel verdiente, daß sie ein paar Dollar sparen konnte, um sich eines Tages ihren Traum zu erfüllen.
    Tristan blickte sie nicht einmal an, und er unterbrach sie auch nicht. »Die meisten Frauen in deiner Lage wären im Osten geblieben und hätten geheiratet. Warum du nicht?« wollte er schließlich wissen.
    Aislinn griff nach der Flasche mit Sherry, die Dorrie zum Desinfizieren gebracht hatte, tränkte einen sauberen Lappen mit dem Alkohol und betupfte mit dem Tuch die schlimmsten Schnittwunden auf Shays Körper. »Ich wollte etwas Eigenes für meine Brüder und mich haben, damit wir von niemandem abhängig sind«, erklärte sie. »Außerdem sollte eine Frau einen Mann aus Liebe heiraten, nicht, weil sie versorgt sein will.«
    »Das ist allerdings leider oft anders«, bemerkte Tristan, der seinen Bruder jetzt an beiden Schultern festhielt und ihn in das feuchte Laken drückte, weil Shays Körper sich vor Schmerzen aufzubäumen versuchte. Shay lag im Delirium und murmelte mit aufgerissenen Augen etwas davon, daß man mehr Brennholz besorgen müsse, bevor noch weiterer Schnee fiel. Dann lag er wieder mit geschlossenen Augen still da. »Mir scheint, daß Frauen oft nicht die gleichen Möglichkeiten wie Männer haben und daß sie deshalb gezwungen sind, Dinge zu tun, die sie gar nicht tun wollen.«
    Aislinn seufzte und dachte an Liza Sue, der nur der Weg in die Prostitution geblieben war, bis Eugenie dem Mädchen eine Chance gegeben hatte, ihren Lebensunterhalt auf anständige Weise zu verdienen. Aber nicht allen Frauen boten sich Chancen im Leben - und nicht alle ergriffen sie. »Du hast recht«, sagte sie. »Vermutlich bin ich viel besser dran als viele andere Leute.«
    Als sie die Wunden gesäubert hatten, mussten sie Shay aus dem Bett heben, um es frisch zu beziehen. Sie mussten dabei extrem vorsichtig vorgehen, falls Shay irgendwelche inneren Verletzungen hatte. Es war schon ein großes Risiko gewesen, ihn vom Gefängnis ins Haus zu tragen, aber sie hatten ihn ja nicht auf dem Boden vor der Zelle mit den Gefangenen liegen lassen können. Aislinn merkte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie vermisste ihren Vater plötzlich so schmerzlich, daß sie kaum noch Luft bekam. Er hätte gewusst , wie er Shay am besten helfen konnte, ob er ihn operieren muss te oder ob es vernünftiger war, auf die Heilkraft der Natur zu vertrauen.
    Tristan streckte seinen Arm übers Bett und berührte Aislinns Hand. Erst jetzt bemerkte sie, daß auch Tristans Kleidung voller Blut war, das inzwischen getrocknet war. »Shay ist zäh«, versicherte er leise, »er wird das hier gut überstehen.«
    Sie nickte tapfer und betupfte die nächste Wunde mit Alkohol. Shay zuckte zusammen und murmelte unverständliches Zeug. Es hörte sich wie ein Fluch an - kein Wunder, der Alkohol muss te wie Feuer auf seinem rohen Fleisch brennen. »Und was wird beim nächsten Mal? Diese Bande wird wiederkommen. Auf der Powder Creek Ranch gibt es mindestens fünfzig Männer; die meisten davon sind Gesetzlose und Kriminelle, die für Geld alles tun würden. Und Geld hat Kyle so viel, daß sie auf seinen Befehl hin in die Hölle reiten würden.«
    »Billy und sein alter Herr sitzen hinter Gittern, und solange das so bleibt, sind wir im Vorteil.« Tristan schien sich überhaupt keine Sorgen zu machen. »Ganz ruhig«, sagte er zu seinem Bruder, als der sich un bewusst zur Seite zu drehen versuchte, um dem Tuch mit Alkohol auszuweichen. Die rauhe Stimme war voll liebevoller Zuneigung; und Aislinn fragte sich, was die beiden Männer empfunden haben mochten, als sie sich nach all den Jahren zum ersten Mal gegenübergestanden hatten.
    »In dieser Stadt gibt es nicht viele Männer, die sich freiwillig gegen die Reiter der Powder Creek Ranch stellen würden«, meinte Aislinn nach einer Weile. »Hast du denn gar keine Angst vor dieser Bande?«
    Er lachte ganz leise. »Ich bin ein recht intelligenter Mann, Aislinn. Nur Dummköpfe haben keine Angst. Aber das Leben ist voller Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, ob es uns nun gefällt oder nicht, ob wir Verbündete haben oder nicht. >Was du tim muss t, muss t du tun<, pflegte mein Vater, der ein kluger Mann war, zu sagen. Wir können nicht den Kyles dieser Welt das Feld überlassen, wir müssen kämpfen,

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