Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
Docht an und schmetterte die Lampe die Treppenstufen in den Keller hinunter. Eine Stichflamme zuckte auf, und im Nu brannten die verrotteten Decken, die über den alten Möbelstücken lagen, lichterloh. Das Feuer fand Nahrung in den Holzkisten mit den abgelegten Kleidungsstücken und all dem anderen Gerümpel. Selbst die Spinnweben, die von der Decke hingen, brannten.
Durch den Rauch und die Flammen hindurch sah Aislinn, wie Cornelia die schwere Falltür zufallen ließ, und sie hörte, wie der dicke Eisenriegel vorgeschoben wurde.
Ein Feuer! Hatte sie sich dafür ihren Weg durchs Leben erkämpft, um wie ihre Eltern in einem Flammeninfe rn o zu enden? Sie nahm Dorrie bei der Hand und suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Wenn das ihr Ende war, würden ihre Brüder allein auf sich gestellt sein - und sie würde Shay nie Wiedersehen, würde nicht seine Babies unter ihrem Herzen tragen.
»Gibt es eine Tür nach draußen?« fragte sie Dorrie, während sich die Flammen immer weiterfraßen.
Dorrie keuchte und hustete. »Es gab eine Tür, aber die hat Cornelia zumaue rn lassen, weil sie Angst hatte, daß dort nachts jemand ins Haus einsteigen könnte.«
»Leg dich flach auf den Boden«, schrie Aislinn, die sich daran erinnerte, daß ihr Vater ihr einmal gesagt hatte, Rauch und Hitze würden in die Höhe steigen. Sie selbst kauerte sich neben Dorrie auf den Boden. »Ein Fenster? Gibt es ein Fenster?«
Die beiden Frauen waren inzwischen von Flammen umgeben, die sich gierig weiterfraßen und dabei die Atemluft verbrauchten. Dorrie antwortete nicht mehr, sondern sank in den Armen ihrer Freundin in sich zusammen. Der Rauch war inzwischen so dicht, daß Aislinn kaum noch etwas sah und jegliche Hoffnung auf Rettung fahrenließ.
In diesem Moment nahm sie das Splittern von Glas wahr und hörte, wie jemand ihren Namen rief. Shay! Das war Shays Stimme!
»Hier bin ich!« schrie sie heiser und hustete. «Hier!«
Zuerst sah sie nur einen Schatten, der sich auf sie zubewegte. Dann erkannte sie die blonden Haare und sah, daß er ein Tuch vor Mund und Nase gebunden hatte. Im nächsten Moment riß er mit der einen Hand Aislinn hoch, mit der anderen Dorrie.
Danach registrierte Aislinn nur noch, daß sie hochgehoben und ins Freie gezogen wurde, wo sie gierig die frische Luft einsog. Dann verlor sie für einen Moment das Bewusst sein. Als sie die Augen wieder aufschlug, blickte sie in Eugenies Gesicht, die sie in eine Decke hüllte, um die Flammen zu ersticken, die das Kleid bereits ergriffen hatten.
»Shay?« keuchte sie. »Dorrie ...?«
»Sie sind beide in Sicherheit«, antwortete Eugenie lächelnd. »Dein Shamus ist zwar ein bisschen verräuchert, aber er sieht immer noch ganz passabel aus.«
Im nächsten Moment beugte sich Shay über Aislinn. Die blauen Augen blitzten in seinem rußgeschwärzten Gesicht, das immer noch geschwollen und voller Schrammen war. »Alles in Ordnung mit dir?« fragte er mit rauer Stimme. Es war ihm anzuhören, daß es für ihn im Augenblick nichts Wichtigeres auf der Welt gab als ihre positive Antwort.
Sie nickte. Das Atmen fiel ihr noch schwer, und sie hatte auch einige kleinere Brandwunden, aber das zählte nicht. Aislinn versuchte sich aufzusetzen, aber er drückte sie zärtlich auf den Rasen zurück.
»Nicht übertreiben«, ermahnte er sie lächelnd. »Jetzt bist du der Patient, und ich gebe die Anordnungen. Bleib eine Weile ganz ruhig liegen, bis du wieder normal atmen kannst.«
Glückstränen traten in Aislinns Augen. »Wieso hast du es gewußt?« fragte sie mit schwacher Stimme.
»Einer meiner Deputies ging zum Laden, tun sich Tabak Zu kaufen, aber die Tür war mitten am Tag verschlossen. Als er mir das erzählte, wusste ich sofort, daß etwas nicht stimmte, denn Cornelia würde sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, einen Penny zu verdienen. Also lief ich zum Haus und sah den Rauch, der unter der Veranda hervorquoll.
»Aber woher wusste st du, daß Dorrie und ich im Keller eingeschlossen waren?«
»Das war nur eine Vermutung. Cornelia saß auf der vorderen Terrasse in Mamas altem Schaukelstuhl und lächelte, als ob sie den Verstand verloren hätte. Ich habe sie Tristan überlassen und bin ins Haus gelaufen, wo ich jedes Zimmer nach euch abgesucht habe. Als ich in die Küche kam und sah, daß die Kellertür verriegelt war, wusste ich Bescheid. Ich brach die Tür auf, aber die Treppe war schon eingestürzt. Deshalb bin ich durchs Fenster in den Keller gestiegen, um euch
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