Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
wirkte zärtlich. »Sie wurde betrogen - wahrscheinlich vom alten Eustache Cummings persönlich.«
Shay seufzte mitfühlend. »Dieser elende Betrüger hat mehr als einen hereingelegt. »Als man ihn zu Grabe getragen hat, war in der Kirche kein Platz mehr zu finden. Aber nicht, weil die Leute um ihn trauerten. Sie kamen nur, um sich davon zu überzeugen, daß er auch wirklich in die Grube fuhr.«
»Shay!« Aislinn runzelte wegen seiner Ausdrucksweise die Stirn, aber ihr Ehemann lächelte nur, bedeckte Aislinns Hand mit der seinen und strich ihr mit dem Daumen zärtlich über die Knöchel. Sie errötete ein bisschen , zog aber ihre Hand nicht weg.
Wieder verspürte Emily dieses Gefühl von Eifersucht. In der kurzen Zeit ihrer Ehe mit Cyrus Oxlade war sie nicht einmal so zärtlich berührt worden. Im Grunde war sie ja auch gar nicht seine Ehefrau gewesen, sondern sein Dienstmädchen. Während Aislinn für Shay eine gleichberechtigte Partnerin war, die er vergötterte, war Emily für Cyrus nicht mehr als ein Teil der Wohnungseinrichtung gewesen, dem man weder Liebe noch Bewunderung entgegenbrachte.
»Jedenfalls hatte Emily gehofft, hier in Kalifornien ein Heim und ein Stück Land für sich zu finden«, fuhr Tristan fort, »aber statt dessen hat sie mich gefunden.«
Seine Worte erregten sie seltsamerweise ein bisschen - obwohl das nicht hätte sein dürfen -, und sie hätte ihm eigentlich sofort eine scharfe Antwort geben müssen, aber sie brachte kein Wort heraus. Statt dessen hat sie mich gefunden! Wie sich das anhörte! Als wäre sie auf der Suche nach einem Mann! Was bildete dieser Mensch sich eigentlich ein?
Aislinn Warf Emily einen warmen, verständnisvollen Blick zu. »Was wirst du machen?« Beim Essen war man übereingekommen, auf das förmliche Sie bei der Anrede zu verzichten, auch wenn Emily sich zwischenzeitlich damit noch etwas schwertat. Aislinn sprach ganz offen und ohne jedes Vorurteil.
Emily trank einen Schluck Wasser und räusperte sich, denn ihre Kehle war ganz trocken. »Ich fürchte, ich muss zuerst mal mit einem Anwalt sprechen«, sagte sie unsicher. Sie wollte sich nicht vor Gericht mit Tristan Saint-Laurent streiten, aber sie konnte auch nicht einfach akzeptieren, daß er die Ranch für sich beanspruchte - das konnte sie sich nicht leisten, denn sie wusste nicht, wohin sie mit ihren zweihundert Schafen ziehen sollte.
»Du kannst gerne hier bei uns im Haus wohnen, bis die ganze Angelegenheit geklärt ist«, bot Aislinn der jungen Frau an. »Wir haben Platz genug.«
Emily wagte nicht, Tristan anz u sch auen. »Das ist wirklich sehr freundlich, aber Mr. Saint-Laurent war ja schon so nett, mir anzubieten, daß ich vorübergehend in ... seinem Haus wohnen kann.«
Shay hob amüsiert die Augenbraue. »Mr. Saint-Laurent?« Er betonte den Namen seines Bruders leicht spöttisch.
Es entstand ein kurzes Schweigen. Dann schob Tristan seinen Stuhl zurück und stand auf. »Es ist schon spät«, meinte er, »und Emily ist sicher müde.«
»Nach dieser anstrengenden Reise muss sie das sein«, sagte Shay und stand ebenfalls auf. Da er neben Emily gesessen hatte, rückte er formvollendet ihren Stuhl zurück, bevor er das gleiche für seine Frau tat. Emily konnte Shay McQuillan noch nicht genau einschätzen, aber während des Essens hatte sie erkannt, daß es doch erhebliche Unterschiede zwischen ihm und Tristan gab, obwohl die beiden absolut gleich aussahen. Sie würde jedenfalls keine Schwierigkeiten haben, die Zwillinge zu unterscheiden.
»Danke«, wandte sich Exnily an Aislinn, als sie gemeinsam zur Tür gingen. »Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so gut gegessen und einen so angenehmen Abend verbracht habe.« Das war kein leeres Kompliment, um der Gastgeberin eine Freude zu machen, sondern es entsprach der Wahrheit.
Aislinn blickte Tristan an, wobei ein leichtes Lächeln ihren schönen Mund umspielte. »Ich denke, wir werden uns in Zukunft öfter sehen, Emily«, antwortete sie dann. Ihre Augen funkelten vergnügt, als ob sie mehr als die anderen wüßte. Aber Aislinn war so romantisch, daß sie jedesmal die Hochzeitsglocken hörte, wenn sie Tristan in Begleitung einer Frau sah.
»Ich werde wahrscheinlich ziemlich viel mit meinen Schafen zu tun haben«, erwiderte Emily bedauernd, die Mühe hatte, Tristan durch den Garten zu folgen, so große Schritte machte er.
»Danke und gute Nacht«, rief er Aislinn zu, ohne sich dabei umzudrehen.
Etwa eine halbe Stunde später erreichten sie das Haus auf der
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